Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 2 Kitzbüheier Anzeiger Sainsta., 23. Jiinnfr lftöi iturtin Rier Ö. L t AmFreitag. 15. Jänner 1954 ver-, schied Herr Martin R. i t z e r 5. An. nach langem Herzleiden im Alter von 75 Jahren. Der Tod dieses ehrenhaften Mannes veranlaßt, uns, auf seine \Terano enii jt aber auch auf die seiner Vorfahren, zu- rückzublicken, da mit ihm ein stück vom alten Kitzbühel dahingegangen ist. Sein Vater, Martin Ritzer, stammte aus einem alten bayerischen Gesehiech.. le, welches iii Kireliberg ansässig wur- de und in den liieigen Bergwerker niente. Er arbeitete in sejne Jueencl im Werke Kelchalpe. Dann rückte ei zu den Kaiserjägern ein und leistete acht. Jahre Militärdienstzeit. 1.860 siedelte er sich in Kitzbühel als Buchbinder an. Durch seine Heirat mit Maria. Lungauer aus St. Johann war es ihm möglich, in Kitz! üliel ein Hand zu erwerben und eine Druckerei zu gründen. Im .Jahre 1865 mußte er wie- derum mit. den Kitzbüheler Schützen einrücken und holte sich iii der Schliht bei Bezzecea am Garda.see die Tapfer- keitsmedaille. In der hiesigen Frauen- kirche bezeugt ein gerahmtes Granat- stück seine Errettung. Dieser alte Ritznr brarlate es durch seinen Fleiß zu Achtung und Ansehen. In seinem Fache leistete. er in seinem kleinen Betriebe für darn aU go Zeiten Bedeutendes. Er stellte z. B. die erstenj Ansichtskarten nach Feclerzeichnnn'een mit darunterst.ehenden Versen her, web ehe sein Schwiegersohn, Schu1!eitr Walde, verfaßte, und die die besonde- ren Sehenswürdigkeiten (les Bezirkes festhielten. Vater Ritzer gründete mit Ludwig Steiner dcii hiesigen V:r.schö- nerungsverein, welcher damals den Stadtpark und die vielen Alleen lind Ausflugswege mit Bänken und Markie- rungen schuf. So. zählte (i' ebenfa;lls bis zu seinent Tode im Jahre 1905 in, hiingelaungsv.oller Weise zu den ersten Pionieren des Fremdenverkehrs Sein Sohn Martin Ritzer (aus ter Ehe mit Kathi Kiederei-), welcher jetzt. die Augen schloß, übernahm 1901 (las Geschiift. seines Vaters, der schart 1898 den ‚.Kitz.büheler Bezirkshot,en" gründete. Diese erste Kitzbüheler Zei- tung bestand bis zum Ja hie .1914. Mar- tin Ritzer modernisierte die Druckerei mit den Erfahrungen, welche ei, sieh in großen Betrieben in Wien aneignete. Filmtheater Kitzbühel 22.-24. Jänner: Die geschiedene Fian Jänner: Eine Handvoll Reis u. 27. Jänner: Na.nga Parhat, 28.1.: Im Banne des Teufels Filmtheater St Johann 1 T. 23. u. 24. Jänner: leim und meine Frau 25.u.26.1.: Knall u. Fall als Dedektive u. 28. Jänner: Hongkong 29.-31.: Tvanhoe, der schwarze Ritter Durch eifriges Studium der Weltlitera- tur erwarb er sich eine hohe Bildung. Seiten in seiner Jugend beherrschte er als einer der ersten in Kitzbühel die englische Sprache, weiche ihre. Miß Al- len, der erste ständige Gast in Kitzbii- hel. auf Schloß Lebenberg beibraehte. Lauge Zeit fungierte er als einziger Dolmetsch in Kitzbühe]. In seiner Druckerei sehnt' er nervor- ragende Eilderdrucke nach den Photos von Herold für die ersten Fremdenver- kehrsprospekt.c, welche in Leipzig und in Wien ob ihrer guten .A.usfüiirung niehrnials ‚‚erstklassig'' prämiiert wur- den. Martin Bitzer stellte auch als .Pio- nier des Wintersportes seinen Mann und zilhlte mit. Franz Reisch, Josef He- rold, Hans rFsch,oll Albert Primus ii. a.) zu dien ersten Skifahrern von Titzbühel, Mit Freuden begleitete er Franz Reisch bei ia.rkierungen und bei der Suche nach neuen Abfahrten und war hei der Berg ungvon Verunglückten einer der eifrigsten. Beiden ersten Wettbewer- heu erzielte er verschiedene Preise und riskierte mit seinem bekannten Mut bei der ersten Tiroler Skim.eist'ersehaft in Kitzbühei. auf der Schattbergschanze den größten Sprung. Solche Sprünge hatte auch sein Bruder Sepp Ritzeg aufzuweisen. weicher später a's alpiner Photograph mit unzäliligen Bildern un- ser Skiparodlies und die gesamte Berg- welt Tirols bekannt nnnchte. (Seop Hit- zer starb 1939, ohne daß seine hervor- ragen deni Leistungen jin Dienste der Heimat gewürdigt wurden.) Martin Ritzer war Gründumigsmitgiie.1 und (lreißi g Jahre Funktionär des lni- slgcn TjC ersportvercines (spüter Ski Club). Franz Reiscli führte hier schon 1906. (Lurch die Schweizer angeregt, den! Hob- spürt ein und schuf im Laufe der Jahre eine vortreffliche Kunstbahn mit grau- erhöhten Kurvenwänden, Hier fanden die aufregendsten int.einationa- teu Konkurrenzen statt, bei welchen auch Martin Ritzer als tollkühner Fah- rer viele Preise erzielte., Josef Culiek schuf als genialem Mechaniker damals den berühmten ‚‚Kitz,büheler Stahlb.ob', welcher mit dem Meisterfa.hr.er Julius Moro und dessen Briltlern für Kitzbühel .‚Europa-Siege" erzielte. Bei der gro- ßeii Bobmeisterschaft in Kitzbühel im Jänner 1.914 gelang es alter Martin Rt zer, alle bisherigen Rekorde zu bre ehen. Dieser gefährliche Sport forderte leider auch manches Opfer und bezeugt von (mein Mut dieser tapferen Männer, deren man heute, wenn auch kurz, ge- denken muß. Als Kaiserjäger stand Martin Ritzer, wie sein Vater, im Felde. undl kam schwer verwundet aus Galizien in die Heimat zurück. Bittere Enttäuschungen mußte er überwinden, um sein Geschäft wieder in Gang zu bringen. 1937 löste ihn sein tüchtiger Sohn ab. Dem' alte Ritzer ließ es sieh aber nicht nehmen, bis zu seinem 73. Lebensjahre weiter im Betriebe tätig zu sain. in dieser Zeit war es ihm als he,gei.. sterten Alpinisten gegönnt, viele Berg- wanderungen zu machen. Als Mitglied der Edlelweißgiicle ersti.eg er mit seinem alten Freunde Johann Weidner so man- eben Gipfel im Wilden Kaiser und in. den flohen Tauern. Mit 72 Jahren er- stieg er noch einen Dreitausender. In diesen ewigen Regionen fand unser Idealist seine glücklichsten Tage. Auch als leidenschaftlicher Geologe mmdl Forscher hat Martin Ritzer mit jsbi- imeni Freunde Weidlner die Prähistori- schen Grabungen oberhalb der Kelch- alpe bei Aurach begonnen. Es war rüh- rend anzusehen, wenn er schwer be- packt mit diesen Funden aus früheren Jahrtausenden, oft erschöpft, stets je- dioch glückstrahlend, nach Ha- ise kam, Die späteren gmoßen Erfolge Professor Pittionis auf diesem Gebiete sind darauf zurückzuführen. Wie schmnerziich war es für diesen Mann, als seine physischen Kräfte imachließen und sein tapferes Herz zu versageni begann. Resigniert ging er in letzter Zeit langsam und gebückt und genoß die wärmende Sonne des vcrgangenemi Herbstes, einsam auf einer 13ank sitzend, aber immer freundlich und gut gelaunt, bis ihn der Tod gnä- eig und ohne Schmerzen abberief. Er starb als makelloser, autrechte.r Charakter. ohne Konzessionen, als selbstloser Idealist, dem alles Eitle Imemudi war, allgemein beliebt und achtet durch seine Güte, Friedfertigkeit und. Nächstenliebe, aufopfernd. betreut von seiner greisen Schw ester Anna. In seiner grenzenlosen Be.scheidemi- Imeit verzichtete er auf ciii prnnkvolles Emegräbmiis und wünschte, daß seine sterhhclien Reste im Krematorium in Salzburg bline Aufsehen eingeäschert werden. Das war der alte „Mascht'l, wie ihn seine Freunde nainit.en. A. W. Am Abend des 17. Jänner Lind zll Ehren des Toten in der städtischen Lei- chenhalle eine ergreifende Trauerfeier statt. Der Männergesangverein sang seinem ältesten Mitglied das letzte Lied. Die F'euerwehrfaline senkte sich bei der- Kranzniederlegung. er Krammzniederlegung. Viele Kiä.nze folg- ten von anderen Vereinen, deren lang- jähriges Mitglied er war. Für den Ah- penvemtein sprach 'Dr. \V. Zimmeter, für die Ede.iweißgilde, deren rote Müt- ze er auch im Sarge trug, sprach Ob mann Toni Werner, für den Männer- gesangverein Schulrat Gantner, für den Verkehrsverein Ernst Reisch und für dIell Ski Club Karl Koller. Um 8 Uhr morgens des 18. Jänner trugen die alten Bergka.meraden des Martin Ritzer, geleitet von alten lind jungen Sportlern, den Sarg mit, dhenm teuren Toten still durch die verschnei- i@ Stadt bis zur SpitaIskirche, vorm WO die letzte Fahrt, vorbei an seinen .ge liebten Bergen, aa,ch Salzburg erfolgte.
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