Kitzbüheler Anzeiger

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Seite 4 Kitzbüheler Aneigr, Samstag, 6. Septeniber 1952 denverkehrsgewerbe jedes Staates an einem möglichst niedrigen, natio- n alen Preisniveau interessiert. Wesentlich anders stellen sich die Verhältnisse für die Landwirtschaft dar. Es ist eine nun einmal feststehende Tat- sache, daß die vorn Fremdenverkehr be- sonders bevorzugten Gebiete fast aus- nahmslos wesentlich ü b e r dem Durch- schnitt liegende Produktionskosten für ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse aufweisen. Der in Geld ausgedrückte Hektarertrag der hauptsächlichsten Fremdenverkehrsgebiete, mögen diese nun in den Alpen, im Apennin, am Mee- resstrand oder an Binnenseen g1een sein, wird stets nur ein Bruchteil jenes sein, der in den für den Fremdenver- kehr reizloseren, landwirtschaftlichen Hochertragsgebieten erwirtschaftet wird; darüber hinaus werden die Frem- denverkehrsgebiete durchwegs unter verteuerten Arbeitsbedingungen produ- zieren. Die sich daraus ergebende Fol- ge ist, daß die in ihrer Wirtschaft stark fremdenverkehrsiorieritierten Länder.wie Italien, Österreich und die Schweiz, aus ihren naturgegebenen, geographischen und klimatischen Vorbedingungn ü b er dem Weltmarktniveau liegende Preise für die Erzeugnisse ihrer Landwirt- schaft fordern müssen, um diese le- bensfähig erhalten zu können. Diese Divergenz zwischen den preis- liehen Existenzbedingungen von Frem- denverkehrsgewerbe undLandwirtschaft erscheint auf den ersten Blick schwer überbrückbar, zumal sich die daraus ergebenden Forderungen: auf der einen Seite nach ungebundener Freiwirtschaft, auf der anderen Seite nach Schutzzoll gesichertem Protektionismus - nur schwer auf e i n e n Nenner bringen zu lassen scheinen. Wesentlich anders gestaltet sich das Bild, wenn diese Frage unter dem Ge- sichtspunkte des Absatzes der land- wirtschaftlichen Inlandserzeugung be- trachtet wird. Hier ist den Fremdenver- kehrsländern wiederum gemeinsam, daß die Qualität ihrer Erzeugnisse, - dem, der landwirtschaftlichen Hauptproduktions- gebiete durchweg wesentlich ü b e riegen ist, besonders was Milch, Butter, Käse, Obst, Wild, Fisch, Honig, Geflügel usw. betrifft. Diese Qualitäts- und insbeson- dere Geschmacksüberlegenheiten fallen m a r k t m ä ß i g nur unbedeutend in die Waagschale; sie stellen jedoch für das Fremdenverkehrsgewerbe ein erheb- liches rheb- liebes Aktivurn dar, welches in der Werbung deutlichen Ausdruck findet: Almbutter und Alpenmiich, Gebirgs- honig, Bündnerfleisch, Tiroler Speck, Ungarische und Veroneser Salami, Schweizerkäse, Gebirgsforellen, Adria- fische, Enzianschnaps und Schw arzwäl- der Kirsch etc. sind heute Begriffe, die von der Fremdenverkehrswerbung ge- prüft wurden und die, da sie auf der Speisekarte jedes gepflegten Restaurants aufscheinen, eine nicht zu unterschät- zende Empfehlung für ihre Erzeugungs- gebiete bilden. Schon daraus zeigt sich wieder, wie stark der Fremdenverkehr an einer hochstehenden, landeseigenen Landwirtschaft interessiert ist. Noch mehr aber ist er aus versorgungstechni- schen Gründen auf die Agrarproduktion seines Landes und insbesondere seiner näheren Umgebung angewiesen. lJmge- kehrt bildet für den Landwirt, insonder- heit für den Bergbauern, das Fremden- verkehrsgewerbe den natürlichen Ab- nehmer seiner Spitzenerzeugnisse. Wenn trotzdem diese Erkenntnis noch nicht Allgemeingut geworden und sich nicht dementsprechend durchgesetzt 1at, so beruht dies auf einer Verkennung' der engen, gegenseitigen Abhängigkeit, wie der untrennbaren Verbundenheit., und nicht zuletzt auf einer oft zu beobach- tenden, kleinlichen Geschäftstüchtigkeit sehr am falschen Orte - bei beiden Teilen! Das Land und seine Bauern sind die, B r o t e r z e u g e r des Frem- denverkehrs; dieser aber ist wiederum Mitiwodisperre Die Kaufmannschaft. des Bezirkes hat beschlossen (vorausgesetzt, daß inzwi- schen keine andere gesetzliche Regelung erfolgt), ab Mittwoch, den 10. Septem- ber bis inkl. Mittwoch, den 26. Novem- ber d.J. die Geschäfte an Mittwochnach- mittagen geschlossen zu halten, um den Erfordernissen des Kollektivvertrages zu entsprechen. Für Eisen-, Möbel- und Elektrowarenhandel gilt der Samstag- nachmittag als'Sperrtag. ihr Brotverwerter! Der Fremden- verkehr fußt wesentlich auf der volks- gebundenen Kultur seiner Landschaft; dies außer acht lassen wirde eine Ge- fährdung seiner natürlichen und gesun- den Basis bedeuten! Nach den Ergebnissen ziemlich weit. gehend üb'ereinstmm'ender Schätzungen und Untersuchungen entfallen heute von den Gastwirtschaftseinnahmen - unter Voraussetzung, daß Erzeugnisse der i n- ländischen Landwirtschaft weitmög- liebst Verwendung finden, n u r 10 b i s 15 P r o z e n t auf das, was der Gast- wirt dafür direkt und indirekt dem Pro- duzenten, also dem Bauern bezahlt. Da einschlägige österreichische Zahlen nicht zur Verfügung stehen, seien einige Angaben mitgeteilt, die der Präsident der Schweizer Hoteliervereinigung kürz- lich bekanntgab. Demnach entfallen dort von den Gesamtausgaben der Hotellerie rund 'ein Drittel auf Küchenwaren und davon wiederum die Hälfte, also ein Sechstel auf Fleisch. Nach seinen An- gaben werden die schweizer Fleisch- preise von den Hauptkonkurrenzfändern Frankreich, Italien und Österreich bis zu 50 0/0 unterboten. 70 % des Küchen- bedarfs der schweizer Hotels sollen aus der dortigen Inlandserzeugung gedeckt werden. Auf Kellerware entfalle kaum ein Zehntel der Gesamtausgaben, davon wiederum nur die Hälfte auf Wein, der bloß zu 50 0/o schweizer Provenienz sei. Um zu klaren Ergebnissen zu kommen, müßten diesen Zahlen des Hotelgewer- bes die der Gaststätten gegenüberge- stellt werden; inbesondere aber müßten Vergleichszahlen aus anderen Fremden- verkchrsländern zur Verfügung stehen. Bedauerlich ist, daß diese Zahlen weder von der staatlichen noch von der be- rufsständigen österreichischen Statistik bisher erhoben wurden; sie wären von allgemein-wirtschaftlicher Bedeutung! Von dem aus dem Fremdenverkehr stammenden Devisenanfall der Schweiz in dem für diese sehr günstigen Jahr 1947 von Schw.Fr. 600 Mill. erbrachte das Hotelgewerbe mit Schw.Fr. 300 Mil- lionen genau die Hälfte. Die Gesamtaus- gaben der schweizer Hotellerie, die fast zur Gänze der dortigen Inlandswirt- schaft zugute kamen, betrugen Schw. Fr. 600 Mill.; davon entfielen auf die Küchenversorgung 200 IJ1ill., auf Keller- wareneinkauf 50 Mill., auf feste Bar- löhne ar- löhne 70 Mill., während die Gesamt- löhne esamt- löhne des Hotelpersonales - unter Ein- rechnung der Naturalleistungen Und Be- dienungsgelder - mit über 200 Mill. SFr. berechnet werden; für Unterhalt von Gebäuden und Mobiliar wurden 60 Mill., für Privatbezüge und Geschäfts- führergehälter 18 Mill. ausgegeben; der Rest verteilt sich auf sonstige Anschaf- fungs- und Erhaltungsausgaben, wie ins- besondere Sehuldzinsen,Absehreihungen und Kapitalsverzinsungen. Die für die Existenzerhaltung der Landwirtschaftsbetriebe in den Haupt- frem denverkehrsländern unbedingt not- wendige Aufstockung der Weltmarkt- preise ist - unter Zugrundelegung der Vorkriegsrelation - mit 25 bis 30 0/o anzunehmen. Damit würde sich eine Mehrbelastung der Hotel- bzw. Gast- wirtschaftsbudgets von ganzen 3,5 bis 5 % höchstens ergeben, wenn diese an Stelle der rechnerisch billigsten Welt- marktsprodukte eine weitmögliehsteVer- arbeitung der inländischen Bauern-Er- zeugnisse vornehmen w'ürden. In Wirk- lichkeit wird diese Mehrbelastung aber noch wesentlich geringer sein, weil schon heute - besonders die guten Be- triebe - weitgehend heimische Land- wirtschaftserzeugnisse verwenden! Es steht außer Frage, daß diese - ver- hältnismüßig sehr bescheidenen - Mehrbelastungen in jedem: Fremdenver- kehrsbetrieb allein schon durch ent- sprechende nt- sprechende innerbetriebliche Rationali- sierungsmaßnahmen erwirtschaftet wer- den können. Dies aber würde sehr we- sentlich dazu beitragen, die naturgege- bene, aturgege- bene eigene, beste und zuverlässigste Kirdiberger Berglift zum „MaierP' ab Montag, & September 1952 bis zur Eröffnung des Winterbetriebes eingestellt
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