Kitzbüheler Anzeiger

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Samstag, 19. November 1955 Kitzbüheler Anzeiger Seite 3 Dem A.rmen.ausschufl wurden wieder- um, zur Durchführung einer Stromver- billigungsaktion. 5000 Schilling zur Ver- fügung gestellt. Der Obmann des Senattberg- und Wirtschaftsausschusses, Gemeinderat Reiter, berichtete über Neupflanzungen in den Stadtwäldern, über Schlägerun- gen und über lll Hiebsatz. Da im ver- gangenen Jahr überschlägerungen durch angefallenes Schade nholz notwendig wa- ren, a- ren, werden heuer keine Schlägerungen durchgeführt. An zehn Parteien wurde Astholz kostenlos abgegeben. Der Gemeinderat Kahlbacher stellte an Reiter folgende Anfragen: 1.: Aus der Stadtsäge wurden vor kurzem einige Waggon Bretter verkauft! Wer gab hie- zu die Genehmigung? 2.: Beim Verkauf der Bretter wurde dem Holzhändler A- -er als Käufer die Möglichkeit gelassen, die Ware selbst zu messen. Wie ist das möglich? Für die Bretter, prismierte Ware (! )' wurde ein Preis von nur 1070 Schilling erzielt. Der Holzverkauf hätte ausgeschrieben werden müssen, man hätte einen größeren Erlös machen können. Als Beispiel gelte ein kürzlich getätigtes Holzgeschäft zwischen dem Sägewerk Klausner, St. Johann und dem Baumeister Gerzahek, Kitzbühel, wo für sägefallende Bretter III. Klasse ein Preis von 1050 Schilling gefordert und auch bezahlt wurde. 3.: An die Bauunternehmung Unter- berger und Huter wurden im Jahre 1946 70 Festmeter Rund holz ausgeliehen. Warum wurde dieses Holz nicht zurück- verlangt? Die Frage 1 beantwortete Bürger- meister Dr. Buschman. Die Stadtsäge war bisher und seit Jairzehnten ein-- Ära ine Ära des Stadtamtsdirektors Krimbacher, der ein geschulter und gewandter Holz- kaufmann war und stets die besten Prei- se für das Stadtholz erzielt habe. Ana- log der bisherigen Gepflogenheit habe Rechnungsrat Geiger als stellvertreten- der Stadtarnt.sdirektor zusammen mit 0- bersäger Rausberger den Bretterver- kauf getätigt. Falls es der Gemeinderat wünsche, schlage er vor, den Bretter- verkauf p1eislich vom Holzwirtschafts- verband überprüfen zu lassen. Diesem Antrag wurde zugestimmt. Obersäger Hausberger habe das Stadtamt um eine neue Dienstanweisung gebeten. Die Frage 2 beantwortete Gemeinde- rat Egger. Er habe vom 'Fenster seiner Kanzlei gesehen, wie Herr •Ager die Bretter gemessen hat.. H:ausberger stand alsi Schreiber hinter ihm. Ein Vorgang, der im Holzgeschätt üblich ist und voll- kommen in Ordnung geht. Später habe A.ger die Messerei allein Hausberger überlassen, der sich als zweiten Mann eine Kraft aus dem Sägewerk "holte. Wegen dem Preis ist es so, daß seit Jahren bekannt ist, daß die Stadtsäge ein sehr schwieriger Geschäftspartner ist und stets höchste Preise erzielt habe. Die Frage 3 beantwortete Altbürger- meister He'chenberger. Als 1946 'in Au- raeh das Bauernanwesen zu „Bach" des Peter Grander abbrannte (man vermu- tete Brandlegung). war nirgendwo Laii- holz zu bekommen. Grander bat die Stadtgemeinde, welche zufällig Langli'olz auf Lager hatte, der Fi im a Unterherger und Huter Langholz zu leihen, da diese Firma seinen Hof wieder aufhaue. Dieser Bitte wurde entsprochen und Grander erhielt eine Abschrift des Leihscheines mit den H'olzmafien. Der Obersäger nahm die Leihmenge in die Sägewerk- inventur auf. Die Rückgabe des Holzes wurde so gehandhabt, daß derObersäger der Stadtsäge, immer, wenn er „Lang- ware" benötigte, solche von den Be- ständen der Firma Unterherger & Hu- ter zurückforderte. So wurden auch die Telegraphenstangen für die Ehrenbach- leitung (51 Festmeter) vom Unteiber- ger -Holzbe:s tand entnommen. im Zuge der .‚Holzdebatte" wurde auf Antrag des Gemeinderates Schwein ester beschlossen, in Hinkunft dem Schalt- berg- und Wirtschaftsausschuß auch den Stadtförster als Berater und Vermittler z ii zuteilen. (Ungeklärt blieb durch die Debatte die Frage, 'ob es sich 'tatsächlich um ‚‚prismierte'' Bretter handelte, welche ja nicht gemessen, sondern gezählt wer- den, um 'das Volumen dann arithmetisch zu ermitteln. Deshalb interviewte unser Berichterstatter den Obersäger der Stadtwerke, um welche Ware es sich eigentlich handelte. H.a;usberger gab an, daß in der Stadtsäge nie prismi'erte Wa- re erzeugt wird, es sei denn auf Be- stellung. Bei dein verkauften Posten handelte es sich um Br etter mit unter- schiedlichen. Maßen.) Als weiterer Punkt der Tagesordnung wurden die „Anträge des Gemeinderates Kahlbacher" behandelt. Kahlbacher ver- tritt im Gemeinderat, die. „Einmannpar - tei" der „Jungen Front". Seine Anträ- ge., so führte er aus, sind sehr schwer- wiegend und gründen sich teilweise auf dem ihm allein zur Verfügung stehen- den „Zwischenbericht" der iaudesregie- liehen Revision der Stadtg'ebarung. Sie lauteten: Der Gemeinderat möge be- schließen, sich am' Vermögen der Firma fJnterberg'er & Huter um die nach dem Schulhausneubau 1951/52 zuviel gezahl- ten Beträge schadlos zu halten; der Ge- meinderat möge' beschließen dcii Bau- referenten Gemeinderat Josef gor sein aufzufordern, sein Mandlat zurück- zulegen; der Gemeinderat möge' be- schließen., Bürgermeister Dr. Buschmin aufzufordern, bei ihm, Gemeinderat Kahlbacher, wegen der vor Jahren er- teilten Rüge Abbitte zu leisten! In unmittelbarer Folge dieser Anträge verließ Bürgermeister Dr. 'Buschman den Genmeinderat. Er begründete diesen Schritt inh dem „Befangenheitsparagra- pherr" der Tiroler Gemeindeordnung. Vizebürgermeister Sieberer verließ e- benfalls dcii Saal, uni dem Gemeinderat Gelegenheit zu geben, über den weite- ren Antrag des Gemeinderates Kahlba- eher, der auch ihn als befangen zu er- klären versuchte, abzustimmen. Die Abstimmung wurde in „geheimer Sitzung" unter dem Vorsitz dies 2. Vize- bürgermeisters, Oskar Eherl, durchge- führt, und brachte für Sicherer 10 Ja- stimmen, 3 Neinstimmen und eine un- gültige Stimme. Mit dieser Abstimmung erhielt Vizebürgerneister Sicherer ein überwiegendes Vertrauensvotum. Er konnte jedoch die Sitzung nicht fortführen, da Gemeinderat Kahlbacher mit Zwischenrufen wie „Herr Sieberei, Sie müssen hinaus!" die Beratungstätig- keit störte. Gemeinderat Kailbacher versuchte sodann mit Vehemenz mit seiner Meinung durchzudringen, daß der gesamte Gemeinderat befan- gen efan- gen ist! Vizebürgermeister SielDerer schloß da- her die Sitzung vorzeitig. In dci' Zeit zwischen dieser Sitzung und dem Erscheinen unserer Zeitung hatte unser Schriftleiter Gelegenheit., mit Dezirksha.uptmann Oherregierungsrat Dr. Hans v. T'rentinaglia zu sprechen. Der Bezirkshauptmann zeigte sich in al- len den Kitzbühel-er Gemeinderat betref- fenden Angelegen bestens informiert. Er sagte, und wir möchten dies der Öffent- lichkeit nicht vorenthalten, daß Bürger- meister IDe. Camillo v. Buschman nicht im geringsten als befangen zu gelten hat. Stets habe er mit Befriedigung die Tätigkeit und die Erfolge des Kitzbühe- 1er Bürgermeisters und des Gemeinde- rates feststellen können. Dieser Art ha. - be er auch die vor einigen Tagen bei ihm erschienene 15 Mann starke Dele- gation unter Führung des Gemeinderates Ka hlhacher inforni iert, welche bei ihm die Absetzung des Vizebürgermeisters Sicherer und des Rechnungsrates Gei- ger verlangte. Zu einer solchen Maß- nahme bestehe absolut kein rechtlicher Grund. Er hoffe nur, daß Bürgermeister und Gemeinderat ihre Funktionsperi'ode ohne Störung durch ungeschickte Wahl- propaganda und andere Aktionen mit der bisher gezeigten Tatkraft und Schaf- fensfreude beenden. Bürgermeister Dr. Buschm.an hat vom Bezirkshauptrmann den Auf hag erhalten, Baumeister Josef Unterberger unver - züglich Gelegenheit zu geben, zu den vorerst mißverstä.ndhichen Fragen aus dem Inhalt des Zwischenberichtes der Revision Stellung zu nehmen. Diese An- gelegenheit vertrage keinen Aufschub nie hr. tgitnctr 2onridjtcn - Den ärztlichenSonntags- d j e n s t versieht in Kitzbühel am Sonn- 20. November 1955 Dr. Helmut 5 e n g, Sennereigebäude, Pci. 690. - Apothekendienst : Montag, 21. bis Sonntag, 27. November 1955: Stadtapotheke des Mag Konrad V o p ‚ V'orderstadt, Tel. 412.
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