Kitzbüheler Anzeiger
23.11.2019
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Wie kommt der Käse auf das Dach?

Der regionale Kas auf der handgemachten Dachplatte. Ein aufgepolsterter Mantel mit Blattgold, hölzerne Origamikunst und ein Sonnenaufgang für die Zimmerdecke mit Naturfarben: Die Ideen und Ausstellungsstücke, die aus der Symbiose von Handwerk und Desgin entstanden sind, reichen sehr weit, haben aber eigentlich einen naheligenden Nutzen.

Hopfgarten | Das Netzwerk Handwerk organisierte die Zusammenarbeit zwischen internationalen Designkünstlern und lokalen Handwerkern aus der Region. Kürzlich wurden die Ergebnisse im Rahmen der Ausstellung „DESIR“ im Ployhaus in Hopfgarten präsentiert.
Organisatorin Andrea Achrainer erläutert die Grundidee: „Wir wollen die Zusammenarbeit zwischen Gestaltern fördern.“ Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von regionalen Handwerkern, der immer wieder zu Symposien und Leuchtturmveranstaltungen einlädt. „Wir wollen noch weiter wachsen“, erläuterte Achrainer am Rande der feierlichen Vernissage. Die Ausstellungs-Eröffnung stieß auf enorme Resonanz.  Rund neun Monate dauerte es, bis die fertigen (Werk-)Stücke der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnten.

Herstellungsort im Mittelpunkt
So unterschiedlich sich die Arbeiten darstellen, eines ist ihnen allen doch gemeinsam: Die Geschichte des Ortes, an dem sie entstanden sind. Malermeister Rainer Höck, der Obmann des Netzwerkes, dazu: „Handwerk stiftet vor Ort Nutzen. Nicht nur für das tägliche Brot, sondern auch für Sinn. Sinn für die Gesellschaft und die Jugend.“ Wie sehr die Herkunft die Materialienwahl beeinflussen kann, zeigte Designerin Anna Paul mit ihren Handwerkskollegen vor. Ihr Weg führte sie unter anderem in die Dachplattenmanufaktur – eine der letzten Europas – von Peter Bucher in Fieberbrunn. Vor Ort bediente sie sich an den Materialien, die der Fluss mit sich führt und fertigte daraus eine Platte, die sie mit Hilfe von Stefan Neumayr aus Oberndorf dann perfektionierte. Das Kunstobjekt wurde bei Tischler Max Schlemaier schließlich auf hölzerne Beine gestellt und mit dem Produkt der Milchbuben kam noch der Käse als Krönung hinzu. Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Unternehmen verlief dabei auf Augenhöhe, lobte Peter Bucher: „Anna fehlt uns schon im Handwerk, sie kann was!“
Ähnlich fiel die Anerkennung von Klaus Misslinger (Tischlerei Biembacher) für den Origami-Künstler Tobias Sebastian Schäfer aus. Unter Mithilfe von Anton Buchmayr loteten sie die Einsatzmöglichkeiten von Holz aus.

Erweiterter Blick auf Technik und Material
Die japanische Kunst des Papierfaltens lässt sich nicht so ohne Weiteres auf andere Materialien übertragen. Design und Handwerk meisterten diese Aufgabe gemeinsam und gewannen daraus einzigartige Erkenntnisse. Genau so erging es Rainer Höck beim gemeinsamen Kunstprojekt mit Anna Gramberger. Die Wienerin begeisterte sich besonders für natürliche Pigmente und das Arbeitsmaterial Lehm. Sie erschuf schließlich ein einfaches, kreisförmiges Objekt , das der Handwerker sofort als „wandelbares Modul aus nachhaltigem, regionalem Material“ einsetzen kann und will.
Raumausstatter Buchmayr brachte es auf den Punkt: „Lassen wir die Künstler mit den Materialien, mit denen wir ständig arbeiten, experimentieren, dann können sie uns Neues aufzeigen.“ Er verwies dabei auf die Exponate, die er gemeinsam mit seiner Handwerks-Kollegin, der Vergolderin Maria Birbamer Zott und den Modedesignerinnen Teresa Mair und Catherina Bartolucci verwirklicht hat. Auch hier waren die Anforderungen aus der Planung in der Realität nicht einfach umzusetzen. Mit gemeinsamem Know-how und Einsatz konnten schließlich der mit Blattgold verzierte Polstermantel sowie ein wunderbarer Schal gefertigt werden.

Ausstellung noch am 1. Dezember zu sehen
Während also die Designer vom Können der Handwerker und ihrer regionalen Geschichte profitierten, holten sich die Betriebe frische Ideen und konnten über den Tellerrand hinausblicken.
Wer die Exponate noch selbst sehen will: Die Ausstellung hat am 1. Dezember von 16–20 Uhr in der Meierhofgasse 5 ein letztes Mal geöffnet. Elisabeth Galehr

Die „DESIR“-Partner und Netzwerk-Referentin Andrea Achrainer freuten sich über regen Zuspruch. Foto: Galehr

 
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