Kitzbüheler Anzeiger
06.01.2020
News  
 

„Warn“-Schild ist abmontiert

Sei Jahrzehnten wies ein Schild in einem Erpfendorfer Revier darauf hin, dass freilaufende Hunde erschossen werden. Jetzt erstattete ein Tierschützer Anzeige wegen Nötigung.

Kirchdorf, Erpfendorf | Das „Corpus Delicti“ ist bereits verschwunden, für große Aufregung sorgt es aber nach wie vor. Die Rede ist von einem Hinweisschild, das an einer Fütterung in einem Erpfendorfer Revier angebracht war: „Jagdrevier Wege nicht verlassen! Freilaufende Hunde werden erschossen! Der Jagdaufseher“ war auf diesem Schild zu lesen. Installiert wurde dieses bereits vor Jahrzehnten von einem Jäger, der in diesem Bereich vor Jahren die Jagd ausübte.

Jahrelang unbemerkt

Obwohl es direkt neben jener Forststraße angebracht war, an der rund ums Jahr tausende Wanderer Richtung Angerlalm bzw. Huber Alm pilgern, war es bisher niemandem aufgefallen, dass das Schild nicht rechtskonform ist.
Vor einigen Wochen ging einer der bekanntesten österreichischen Tierrechtsaktivisten genau dort mit seinem Hund spazieren und entdeckte das Schild. Mit seiner Entdeckung wirbelte Martin Balluch jetzt viel Staub auf. Er hat bei der Staatsanwaltschaft eine Anzeige wegen Nötigung eingebracht, informierte Balluch via einer Presseagentur. Demnach würde dieses Schild u.a. gegen das Tiroler Jagdgesetz verstoßen. Außerdem sei der Jagdaufseher nicht befugt, die Einhaltung des örtlichen Leinenzwangs zu kontrollieren, ist er überzeugt. Er sehe den Zweck dieser Tafel auch darin, mittels gefährlicher Drohung Fußgänger davon abzuhalten, den Weg zu verlassen.

Wortlaut ist nicht rechtlich gedeckt
Die örtlichen Jäger sind ob dieser Vorwürfe fassungslos, zumal das Schild ja schon seit ewiger Zeit dort hängt, wie auch der Pächter der 4.600 Hektar großen Genossenschaftsjagd, Helmuth Burger, bestätigt. Das Schild sei nach Bekanntwerden der Anzeige sofort entfernt worden, betont er. Es sei nämlich der Wortlaut, der für Probleme sorgt. Würde auf der Tafel statt freilaufende, wildernde Hunde stehen, wäre die Jägerschaft rechtlich auf der sicheren Seite. Burger ärgert vor allem auch, dass in der Anzeige mit keinem Wort vorkommt, dass die Tafel an einer Fütterungseinrichtung angebracht war.

Appell an die Hundehalter
Der Jäger, der sie montiert hat, hatte schon damals Probleme mit freilaufenden Hunden, die in der Fütterung herum gestreunt sind und das Wild davon abgehalten haben zu fressen. „Wir haben in diesem Bereich sowieso massive Probleme mit Hunden bzw. deren Haltern. Wir können nur appellieren, dass die Hundehalter ihre Vierbeiner an die Leine nehmen,“ so Burger. Auch wären er und seine Jägerschaft für eine generelle Ausweitung der Hundeleinenpflicht in Kirchdorf bzw. Erpfendorf. Angst vor den Konsequenzen wegen der Anzeige hat Burger nicht.
Bezirksjägermeister Martin Antretter ist sich der Problematik bewusst: „Wir haben leider im Bezirk generell ein Problem mit freilaufenden Hunden bei Fütterungsanlagen.“ Er sei im Übrigen sowieso gegen solche Hinweisschilder, die besagen, dass wildernde Hunde erschossen werden: „So etwas sorgt nur für böses Blut.“ Er bittet die Hundebesitzer, ihre Vierbeiner im Wald anzuleinen. Und auch er wartet gespannt auf ein Urteil. Margret Klausner

An dieser Fütterung für Rehwild neben der Forststraße Richtung Huber Alm bzw. Angerlalm hing jahrelang das umstrittene Hinweisschild, das jetzt einen Tierrechtsaktivisten auf den Plan rief. Foto: Klausner

 
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