Kitzbüheler Anzeiger
14.04.2020
News  
 

„Virus hat ganze Arbeit geleistet“

Obwohl Thomas Kolditz wieder gesund und damit nicht mehr ansteckend ist, haben trotzdem viele Menschen in seinem Umkreis ein ungutes Gefühl. Kolditz wünscht sich eine bessere Kommunikation.

St. Johann | Hinter Thomas Kolditz liegen anstrengende Wochen. Der 51-jährige St. Johanner, der in der Marktgemeinde die Marketing- und Werbeagentur „Pardium“ betreibt, hat sich das Corona-Virus eingefangen und war wochenlang außer Gefecht. „Das Virus hat wirklich ganze Arbeit geleistet“, sagt Kolditz.
Jetzt ist er wieder gesund und wünscht sich vor allem eine bessere Kommunikation. In seiner Umgebung herrscht nämlich nach wie vor Skepsis, um nicht zu sagen Angst vor einer Ansteckung. „Dabei bin ich nicht nur wieder gesund und immun, sondern vor allem auch nicht mehr ansteckend“, betont der St. Johanner, „ich bin sozusagen ein Corona-Finisher. Ich werde mir vielleicht auch noch ein  T-Shirt mit dieser Aufschrift machen lassen, damit die Leute weniger Angst mehr haben.“

Ansteckung vermutlich bei Termin in Innsbruck
Das Unheil nahm seinen Lauf, als Thomas Kolditz mit seiner Frau am 10. März nach Innsbruck fuhr und dort einige Termine absolvierte. „Natürlich unter Berücksichtigung der damals vorgegebenen Hygienevorschriften, vor allem also viel Hände waschen und Desinfektionsmittel benutzen“, schildert er und fügt an: „ich bin sicher nicht durch die Gegend gelaufen und hab Handläufe abgelutscht. Ich bin ausgebildeter Sanitäter und weiß wie ich mich verhalten muss.“
Drei Tage später – genau am Freitag den Dreizehnten – hatte er plötzlich Fieber, Husten und einen kratzigen Hals. An Corona dachte Kolditz zu diesem Zeitpunkt noch nicht. „Man hat es zwar in Gedanken, aber woher sollte ich es haben, habe ich mich gefragt“, erzählt er. Zwei Tage später rief er die Hotline an, wo er gefragt wurde ob er in Italien oder China oder ob er mit einer infizierten Person zusammen gewesen sei. Nachdem er dies verneinte, hieß es, er sei nicht testwürdig. „Am Montag bin ich dann mit Handschuhen und Mundschutz zu meinem Hausarzt gegangen“, erinnert er sich. Eine Lungenentzündung wurde diagnostiziert. Mit fiebersenkenden Mitteln und Antibiotika zog sich Kolditz in eine selbstgewählte Quarantäne zurück.

Da aber die Medikamente nicht wirkten, meldete er sich erneut beim Hausarzt und dann bei der Hotline. „Innerhalb von zwei Stunden war das Testteam da. Die Reaktion aller Nachbarn war dementsprechend, als die Tester in voller Montur vor der Tür standen“, erzählt Kolditz und betont, „dass wir immer alles desinfiziert haben.“ Auch seine Frau wurde sofort getestet. Sie war ebenfalls positiv. „Gott sei Dank haben wir sonst niemanden angesteckt“, so der Agenturchef, der vor einigen Jahren einen Herzinfarkt hatte, aber gesund lebt. Kolditz musste glücklicherweise nicht an die Beatmungsmaschine.

Extrem geschwächt und kurzatmig
„Der Körper ist extrem geschwächt. Man ist sehr kurzatmig und nach ein bisschen Tätigkeit ist man auch sofort erschöpft“, erzählt er. Er und seine Frau haben sich daheim auskuriert und sind jetzt wieder gesund. Bei Kolditz kam vergangene Woche noch eine Lungenembolie hinzu. Inzwischen geht es ihm aber wieder besser. „Ich wurde noch mal getestet und bin negativ“, sagt er. Seine Agentur musste Kolditz zumachen, seine Mitarbeiterin wurde in die Quarantäne geschickt. Getestet wurde diese nicht, obwohl sie sich nicht wohl fühlte, kritisiert Kolditz. Eine Problematik für ihn: „Es ist nicht klar, wer einen im Qurantäne-Fall krankschreibt. Der Hausarzt kann das ja nicht, daher fragt man sich, wer überhaupt zuständig und wie der Ablauf ist!“ Die Situation war sehr unübersichtlich. „Es hat viele Telefonate gebraucht, bis wir endlich Klarheit hatten“, kritisiert Kolditz.  Das Ausfüllen der Formulare für den Härtefonds sei ebenfalls sehr kompliziert und spannend. „Ob man sich im rechtlich korrekten Rahmen bewegt, weiß man da nicht so genau“, so der Unternehmer.

Thomas Kolditz will dazu beitragen, dem Virus Herr zu werden. Im Blutplasma von Covid-19-Genesenen schwimmen Antikörper gegen das Virus und diese können Kranken möglicherweise helfen, zu gesunden. Thomas Kolditz wird sich an Institute in Salzburg und Innsbruck wenden und dort Plasma spenden. Margret Klausner

„Ich bin ein Corona-Finisher“ – Thomas Kolditz ist wieder gesund und will jetzt anderen Erkrankten helfen. Foto: Kolditz

 
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