Kitzbüheler Anzeiger
29.01.2021
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Verjüngungskur für den Wintersport

Die Coronakrise zerschneidet nicht nur die aktuelle Saison, sondern droht, sich auf die Zukunft des Wintersports auszuwirken. Beim diesjährigen „Mountain Peak Summit“ rund um die Hahnenkammrennen, der heuer digital stattfand, wurde ein Blick auf das Post-Covid-Geschehen im Breiten- und Spitzensport geworfen.

Kitzbühel | Die rein ökonomischen Auswirkungen lassen sich aktuell noch nicht in konkrete Zahlen gießen, allerdings unterstrich Christian Harisch im Rahmen des Mountain Peak eines deutlich: „Ich bin überzeugt, dass das noch über Jahre diskutiert werden wird. Derzeit gilt, Gesundheit über allem, und das ist ja auch recht, aber es müssen auch kritische Fragen zulässig sein.  Es wird sich irgendwann jemand die Frage der Verhältnismäßigkeit stellen, denn aktuell zerstören wir eine gesamte Wintersaison, beeinträchtigen hunderttausende Existenzen von Menschen, die nicht wissen, wie sie ihre Kinder in Zukunft ernähren sollen oder die Miete bezahlen sollen. Ich denke, dass diese Maßnahmen, wie sie jetzt getroffen wurden und werden, schon noch einer kritischen Betrachtung unterzogen werden sollten.“

Frage nach zentraler Vermarktung
Der Marketing-Direktor der FIS, Jürg Capol, zollt allen Organisationskomitees im Wintersport sein Kompliment: „Es war 100 Prozent Commitment da. Rennen ohne Zuschauer sind das kleinere Übel. Die TV-Quoten waren bislang sehr gut, das kann man als positiven Gedanken mitnehmen.“ Dieser herausfordernde Winter wirft nochmals ein spezielles Schlaglicht auf die Frage der Vermarktung der Rennen. Dazu Capol: „Es gibt Anstöße in Richtung Zentralvermarktung.“ Denn dadurch wären Verschiebungen der Rennen zu anderen Austragungsorten leichter zu koordinieren. „Alle großen Sportarten haben ein zentralisiertes Marketingsystem, da muss man sich fragen, ob wir das nicht auch anstreben sollen“, so Capol. Eine Blitzumfrage im Rahmen des Mountain Peak Summit ergab jedoch eine Mehrheit von 51 Prozent, die dafür votierten, die Vermarktung bei den nationalen Verbänden zu belassen.

Wer Vermarktung sagt, muss natürlich auch Zielgruppen sagen. Bereits in den Vorjahren war es immer wieder ein breit diskutiertes Thema, dass mehr junge Menschen zum Wintersport geführt werden sollen. Dass dies nicht nur über TV-Übertragungen von entsprechenden Spitzen-Verantaltungen erfolgen kann, dürfte feststehen. „Fernsehen ist immer noch das entscheidende Medium, mit dem wir die Menschen erreichen. Der Altersschnitt liegt dort aber bei über 60. Da ist es egal, welche Sportart wir betrachten“, so Capol. Daher hat die FIS ein eigenes kleines Universum geschaffen, mit dem alle Fans – mit besonderem Blick auf die Jungen – in Kontakt mit dem Wintersport kommen können. Ein Segment dabei ist zum Beispiel der oft kontrovers gesehene „E-Sport“ (Computerspiele).

Auch Christian Harisch sieht es als wesentliche Aufgabe der jetzigen Entscheidungsträger an, den Anschluss an die Jugend nicht zu verpassen. „Beim Skifahren selbst wird sich nicht so viel ändern, aber in der Vermarktung. Die Digitalisierung hat z.B. enorme Auswirkungen auf Buchungen. Junge Menschen sollen in den Destinationen wahrgenommen werden, sonst sehe ich schon die Gefahr, dass der Wintersport ‚veraltert‘.“ Harisch verweist in diesem Zusammenhang auf das Projekt „Next Generation Kitzbühel“. Damit stellt sich die Gamsstadt mit ihren Feriendörfern der Herausforderung, die Branche attraktiv für die kommenden Jahrzehnte zu machen.

Nachhaltigkeit als Megatrend
In diesem Zusammenhang ist es fast schon selbstverständlich, dass man sich die Megatrends der Zukunft näher anschaut (s. dazu auch S 18, Anm. d. Red.).
Einer der aktuell größten dabei ist z.B. der Trend zu mehr Nachhaltigkeit. Dazu Christian Harisch: „An diesem Trend führt kein Weg vorbei. Aktuell muss sich der Wintersport zwei Kritikpunkte gefallen lassen. Zum einen die Zerstörung der Natur durch Pisten- und Liftbau, andererseits das Schneemachen.“ Neue Skigebiet werden kaum mehr erschlossen, sagt Harisch, daher ist das erste im Laufe der Zeit leicht zu entkräften. Aber die Nachhaltigkeit im laufenden Betrieb ist schon deutlich zu verbessern. „Wir werden uns in Kitzbühel intensiv mit Nachhaltigkeit beschäftigen, es ist eines unserer Ziele, dass wir hier absoluter Vorreiter sind“, unterstreicht Harisch und zollt gleichzeitig der Kitzbüheler Bergbahn AG ihr Lob für das bereits schon vorausschauende Planen in dieser Hinsicht.
Generell sehen die Diskussionsteilnehmer das Thema Effizienz in den Skigebieten als wichtig an. Elisabeth Galehr

Bild: Wintersport, quo vadis? Der jüngste Mountain Peak Summit versammelte Christian Harisch, Jürg Capol, Fritz Dopfer (OK-Mitglied Kandahar-Rennen, Garmisch) und Walter Reusser (Alpin-Direktor, Swiss Ski) zu dieser Frage auf dem digitalen Sofa. Symbolfoto: Pexels/Johnson

 
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