„Verfemte“ wird Kitzbühelerin
Die Ausstellung „Art + Selbst“ - Hilde Goldschmidt zeigt Bilder der in einer männerdominierten Welt und als Jüdin doppelt widerständigen Frau.
Kitzbühel | An der Höheren Töchterschule in Leipzig und dann an der Königlichen Akademie der graphischen Künste sollte ihre Zukunft in der Grafik liegen. Nach einem Sidestep ins Ballett und Bühnenbildnertum fand sie ihre große Begabung dann als Schülerin von Oskar Kokoschka als eine der ersten zugelassenen Frauen an der Kunst-Akademie in Dresden.
Sie reist 1923 nach New York und in den Jahren 1926 und 1927 nach Paris - dort besucht sie die Académie Colarossi, die eine Alternative war zur staatlichen École des Beaux-Arts, denn diese wurde als zu konservativ empfunden. Außerdem verbringt sie Zeit auf Capri und in München Goldschmidts „Affäre mit Kitzbühel“, so Kurator Michael Rainer, begann mit der Übersiedelung samt Mutter in der NS-Zeit 1936 nach Kitzbühel. Sie musste dann aber 1939 nach England emigrieren, wo sie - wohl eher karg - von Leder- und Pelzarbeiten lebte. Nach ihrer Rückkehr 1950 lebte sie vorerst von Zimmervermietungen, bevor sie 1954 in Salzburg bei der von Kokoschka gegründeten Sommerakademie als Professorin tätig war.
Ihre 180 Gemälde und 1.800 grafischen Werke wurden anfänglich als Leihgabe und nun als Schenkung an die Stadt Kitzbühel gegeben.
Schenkung an die Stadt Kitzbühel
Ermöglich hat dies der Mäzen und große Kunstförderer, der Liechtensteiner Herbert Batliner. Es war Batliner, der große Österreich-Förderer - speziell der Albertina wie auch der Salzburger Festspiele - der Kitzbühel persönlich dieses Angebot machte. In seiner Vertretung war Peter Monauni anwesend.
Glücklich darüber zeigte sich Bürgermeister Winkler: „Diese Ausstellung ist für Kitzbühel etwas sehr Besonderes. Hilde Goldschmidt war eine ‚Zuagroaste‘, eine schilllernde Persönlichkeit, die Kitzbühel sehr geschätzt hat.“
„In einigen Bildern scheint sie selbst mit der Stadt zu verschmelzen“ wies Kurator Rainer auf Besonderheiten in ihrem (post)-expressionistischen Stil hin.
„Du musst Deine Augen benutzen und ständig beobachten, lebe durch Deine Augen, wo immer Du kannst.“ (H.G. Tagebücher, 25.4.1956).
Von Kokoschka beeinflusst
Kräftig leuchtende Farbflächen zeichnen ihre Porträts und Landschaften aus, oftmals als Selbstdarstellung. Die Verbindung von abstrakten mit oft nur angedeuteten gegenständlichen Elementen zeigt eine Weiterentwicklung ihres stark von Kokoschka beeinflussten Stils. Die Hilde Goldschmidt-Stiftung (Innsbruck) vergibt jährlich einen Preis an junge österreichische Künstler.
Die Ausstellung ist im Museum Kitzbühel bis 29. Oktober zu sehen. L. Hinterholzer
Bild: Museumsdirektor Wido Sieberer, Kurator Michael Rainer, Kultur-GR Marielle Haidacher, Mäzen Peter Monauni, Bgm. Klaus Winkler (v.l.). Foto: Hinterholzer