Kitzbüheler Anzeiger
05.02.2021
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Trauer um einen großen Kitzbüheler

Kitzbühel verlor eine geachtete Persönlichkeit, einen visionären Vordenker und Gestalter, der die Entwicklung der Stadt und des Hahnenkammrennens maßgeblich mitgeprägt hat. Dr. Klaus Reisch wurde 92 Jahre alt.  

Kitzbühel | Einen Tag nach dem Hahnenkammrennen verstarb der Kitzbüheler Anwalt und Unternehmer Dr. Klaus Reisch im Kreise der Familie. Der Verstorbene galt als eine der prägendsten, aber auch außergewöhnlichsten Persönlichkeiten der Gamsstadt und hatte weit über die Stadtgrenzen hinaus Bekanntheit erlangt.  

Ein Mann mit Prinzipien und klaren Worten
Dr. Klaus Reisch war ein Mann von herausragendem Intellekt, aber auch ein Mann mit starken Prinzipien. Denken und Handeln waren geprägt von Disziplin, Fleiß und Konsequenz. Er sah sich stets in Verantwortung seines Großvaters, des Skipioniers Franz Reisch, aber auch seines Vaters Hermann Reisch - beide waren Bürgermeister der Stadt Kitzbühel gewesen.  
Darüber hinaus war er allzeit ein kritischer Beobachter der politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen und ein Mann der klaren Worte.

Traditionelle und großbürgerliche Werte
Das Leben von Dr. Klaus Reisch umspannte beinahe ein ganzes Jahrhundert. Am 16. Oktober 1928 in Kitzbühel geboren, waren Kindheit und Jugend von der bäuerlichen Tradition des Vaters, der die Landwirtschaft des Großvaters übernommen hatte, bestimmt, aber auch vom Lebensstil und dem Intellekt des Wiener Großbürgertums, aus dem die Mutter stammte. In ganz jungen Jahren wurde Dr. Klaus Reisch immer wieder für Arbeiten in der elterlichen Landwirtschaft herangezogen, doch er bevorzugte schon damals die Lektüre eines guten Buches. Da die Eltern den Reischhof, den der Großvater einst für seine Kinder errichtet hatte, als Hotel führten und bewirtschafteten, war ihm auch die Gastronomie in die Wiege gelegt.  

Auf die Volksschul-Zeit in Kitzbühel folgte der Besuch des Realgymnasiums in Kufstein, der vom Kriegsdienst in Südtirol (1944/45) aber jäh beendet wurde. Nach abgelegter Externistenmatura in Innsbruck (1946) nahm Klaus Reisch das Studium der Rechtswissenschaften in Innsbruck auf, welches mit der Promotion 1951 erfolgreich abgeschlossen wurde. In Innsbruck absolvierte der junge Jurist zunächst das Gerichtsjahr und später die Konzipientenjahre bei Dr. Denz, der ihm fachlich wie menschlich ein Vorbild war. Mit Eröffnung der Rechtsanwaltskanzlei 1958 in Kitzbühel war Dr. Klaus Reisch bis zu seiner Emeritierung 50 Jahre lang als Anwalt in Kitzbühel tätig.   

Schützer von Grund und Boden
Als Eigentümer des Hahnenkamm-Zielgeländes Rasmusleiten, aber auch als langjähriges Mitglied (ab 1956) und Ehrenmitglied (seit 2000) des Kitzbüheler Ski Clubs sowie vor allem als Vorsitzender des KSC-Weisenrates (2003 bis 2012) bestimmte Dr. Klaus Reisch die Entwicklung des Hahnenkammrennens maßgeblich mit und trug zukunftsorientiert wesentlich zu dessen Erfolg bei. Mit viel Weitblick hat er es stets verstanden, Qualität vor Quantität zu stellen. Dabei legte er großen Wert auf den Schutz der Zuschauer, die bei den Hahnenkammrennen für Stimmung sorgen, auf den Schutz des Geländes und der Werbetreibenden. Aber auch die Regelung des Verkehrs und die Kontrolle der Medienvertreter hatten Priorität. Sogenannte „Trittbrettfahrer“ und „Marktschreier“, die am Hype des Hahnenkammrennens „mitnaschen“ wollten, waren ihm daher ein Dorn im Auge. Richtungsweisend und bis heute legendär ist jener Rechtsstreit, bei dem Dr. Reisch die Rechte des Grundeigentümers gegenüber den Werbemaßnahmen von Dritten am Obersten Gerichtshof erfolgreich durchsetzte. Entsprechend streng sind bis heute die Auflagen im Zielgelände der Streif.

In der touristischen Entwicklung seiner Heimatstadt setzte Dr. Klaus Reisch als Gastwirt mit innovativen Unternehmen neue Maßstäbe, immer  tatkräftig unterstützt von Gattin Sigrid: 1968 wurde mit dem Zielhaus „Red Bull“ das erste Selbstbedienungsrestaurant der Region eröffnet, 1974 der Rasmushof errichtet und 1977 folgte die Schaffung des ersten öffentlichen Neun-Loch-Par-drei-Golfplatzes in Österreich.   

Die Familie war das Wichtigste im Leben
Beruflich gelang es, Kanzlei, Gast- und Landwirtschaft erfolgreich unter einen Hut zu bringen, im Privatleben wurden die Werte der Familie hochgehalten. Mit Gattin Sigrid führte  der Verstorbene ab 1954 eine glückliche Ehe, die mit sieben Kindern und 14 Enkel gesegnet war. Der Tod des ältesten Sohnes Thomas (1990) bedeutete für die Familie einen schweren Schicksalsschlag.
Dr. Klaus Reisch stand nicht gerne in der Öffentlichkeit; als Visionär und Gestalter schrieb er ein bedeutendes Kapitel Kitzbüheler Geschichte und setzte die Familientradition erfolgreich fort. Wer ihn kannte, wahrt ein ehrendes Andenken an ihn. Die Anteilnahme aller gilt den Angehörigen mit Familien. Alexandra Fusser

Bild: Dr. Klaus Reisch (16. Oktober 1928 - 26. Jänner 2021) hat den Pioniergeist seiner Vorväter mit Überzeugung weitergetragen. Foto: Pöll

 
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