Kitzbüheler Anzeiger
01.09.2020
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Streit um echte Tiroler Volksmusik

Seit nunmehr 45 Jahren steht Peter Aschaber auf der Bühne: Als Musikant ist er Mitglied von mehreren Gruppen und auch Veranstalter. Die Corona-Zeit trifft ihn hart. Kritik übt er nun an der Förderrichtlinie „Zualosn, aufhorchen und aufleben“ vom Land Tirol. Er als Tiroler Musiker fällt nicht in die Richtlinien für Tiroler Volksmusik. Was ist nun echte Tiroler Volksmusik?

Bezirk, Westendorf | Schönes Wetter, a guade Musig und dann noch nette Leute um sich. Zum Wohlfühlen braucht man nicht mehr. Wie auch beim Essen, so gilt auch bei der Musik – Geschmäcker sind verschieden. Nachdem heuer viele Auftritte von Musikgruppen abgesagt wurden, hat das Land Tirol Ende Juni ein Förderpaket unter dem Namen „Zualosn, aufhorchen und aufleben“ beschlossen. Dabei werden Künstlergagen bis zu 80 Prozent im Rahmen der Kampagne übernommen.

Auswahl an Liedern und Instrumenten
Ansprechpartner ist der Tiroler Volksmusikverein, wo Musikgruppen vermittelt werden können: „Oftmals melden sich Wirte, die schon ihre Musikgruppen ausgesucht haben“, erklärt Obmann Peter Margreiter. Echte Tiroler Volksmusik zeichnet sich durch die Instrumentenauswahl, Literatur und Lieder aus. Die Musik ist leiser, wird „bewusster“ erlebt. Tirolweit hat der Verein mehr als 2000 Mitglieder.

Vollblutmusikant Peter Aschaber aus Westendorf stoßen die Förderbedingungen sauer auf: Es darf nur echte Tiroler Volksmusik gespielt werden: „Ich kann Weisenblasen, Jodeln, Platteln, spiele Musik von den Inntalern bis zu den Oberkrainern und beherrsche die aktuelle Hitparade. Bin ich aufgrund dessen bei den Fördermaßnahmen ausgenommen?“ Aschaber selbst weiß eine Vielzahl von Musikkollegen, denen es ähnlich geht, er will diese Ungerechtigkeit nun aufzeigen: „Für mich ist Musig Musig.“

Zuständigkeiten sind aufgeteilt
So einfach ist die Realitiät nicht, denn die Zuständigkeiten bei der Musik sind in der Landesregierung aufgeteilt. Einerseits ist LR Johannes Tratter für die Traditionskultur wie Trachtenverband, Volksmusikverein zuständig, LR Beate Palfrader hingegen für andere Musikgenres und -kulturen. Vonseiten der Kulturabteilung des Landes gibt es nun erste Überlegungen, eine solche Initiative wie „Tirol zualosen“ auch für andere Musikbereiche zu starten. „Es wird derzeit geprüft, wie das optimal umgesetzt werden kann. Prinzipiell hat die Kulturabteilung mit umfassenden Corona-Soforthilfemaßnahmen viele Möglichkeiten geschaffen, Musikerinnen und Musiker aller Genres ebenso wie Veranstalter direkt zu unterstützen“, heißt es in der Antwort vom Land Tirol.

Schwierige Zeiten für Musikanten
Corona hat die Musikbranche hart getroffen. Es gibt kaum mehr Auftritte für Musikanten, insbesondere für Tanzkapellen und größere Musikgruppen. Aschaber organisiert den Tiroler Abend – mittlerweile in Kirchberg und Hopfgarten. Die Zeiten sind schwierig, die Besucher bleiben aus. „Von 35 angemeldeten Gästen sind zuletzt nur zwölf gekommen“, erklärt der 62-Jährige. Das Problem sind die Hallen, dort ortet er ein großes Risikobewusstsein bei den Besuchern. „Derzeit sind in zwei Bussen 30 Gäste und nur drei Gäste kommen zu meiner Veranstaltung“, schildert er. Mit der Unterstützung des TVB will er trotzdem weitermachen.

Aktuelle Richtlinien als Diskriminerung?
Aschaber findet die aktuellen Richtlinien diskriminierend. „Wenn jeder Veranstalter, der sich in dieser schwierigen Zeit etwas traut zu organisieren, einen kleinen Zuschuss erhält, dann wäre es sicherlich gerechter“, meint der Musiker. Die Musikrichtung spielt für ihn dabei keine Rolle: ob Volksmusik, Klassik oder Pop.

Mittlerweile hat er die neue Freizeit genutzt und „zurückgeschaltet“. Ohne Musik und dem Auner Alpenspektakel will er nicht sein: „Die Musik hält mich am Leben.“ Innerhalb der Familie gibt es nun Pläne, nach 47 Jahren wieder neu durchzustarten. Verena Mühlbacher

Bild: Peter Aschaber ist durch und durch Musikant. Mit dem Auner Alpenspektakel reise er quer durch die Welt, derzeit veranstaltet er Tiroler Abende. Foto: privat

 
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