Kitzbüheler Anzeiger
13.03.2024
News  
 

Stimmung kippt ins Negative

Wie ist aktuell die Stimmung unter Kaufwilligen aus dem Ausland?
Wir als Makler stehen an vorderster Front. Die Stimmung schwappt bereits ins Negative über. Wir haben konkrete Fälle z.B. in Ellmau, wo die Leute zu uns sagen: Wir fühlen uns hier nicht mehr wohl, wir sind hier nicht mehr beliebt und gewünscht – woanders ist es auch schön. Das ist eine ganz, ganz negative Entwicklung. 

Gibt es auch Aufklärungsbedarf?
Das Tiroler Grundverkehrsgesetz hat es gegeben vom ersten Tag meiner Firmengründung in Kitzbühel 2002. Aber so eine negative Stimmung wie derzeit habe ich noch nie erlebt. Es schwappt nicht nur auf Betroffene über, sondern auch auf Interessenten. Die kommen schon mit der Meinung her: „Ja, wir schauen zwar aber wir haben gehört, dass wir hier nicht mehr beliebt sind. Der, der in der Kritik steht wie dieser Manager, erzählt ja jedem Menschen: Ich werde verfolgt, wir sind in Tirol nicht mehr beliebt. Eins darf ich auch noch sagen: Wenn wir derzeit 10 Kundengespräche durchführen, drehen sich acht davon um dieses Thema. Wir müssen das natürlich als geprüfte Makler sachgemäß weitergeben, selbst wenn wir nicht überzeugt sind davon.

Gibt es noch Immobilien mit Freizeitwidmung am Markt?
Wir haben 206 Immobilien im Angebot im Moment, davon sind 25 mit Freizeitwohnsitzwidmung. Das Verhältnis ist also sehr einseitig.

Die hohen Immobilienpreise für Einheimische werden oft in Zusammenhang mit der Zweitwohnsitzproblematik genannt. Wie sieht das der Profi?
Ich kenne Kitzbühel seit über 30 Jahren, davon bin ich 22 Jahre als Makler tätig. Die Situation hat es immer gegeben, es war immer teuer. Aber so viel sozialen Wohnbau wie in Kitzbühel kenne ich in keiner anderen Gemeinde. Man ist also durchaus bemüht, etwas zu tun und es gibt durchaus Möglichkeiten, sich auch als Einheimischer in Kitzbühel etwas leisten zu können.

Wie lässt sich das Dilemma lösen?
Ich bin der Meinung, dass man als Fremdenverkehrsregion wie Kitzbühel und das Umland nicht die Leute vertreiben soll, von denen man seit Jahrzehnten profitiert hat. Man muss sagen, die ganze Wirtschaft lebt davon – die Baufirmen, die Handwerker etc. Was wir auch gehört haben, dass diese betroffenen Nicht-Tiroler gerne bereit wären, einen durchaus erheblichen Beitrag an die Gemeinde zu leisten. Aber nicht in Form einer Leerstandsabgabe – das ist ja völlig kontraproduktiv. Ich würde eine echte Freizeitwohnsitzabgabe fordern, die durchaus prozentuell aus dem Kaufpreis zu berechnen ist, in einer erklecklichen Höhe und das aber jährlich.

Und dann hat die Kommune was davon, der Betroffene hat seinen Beitrag geleistet. Eine Leerstandsabgabe würde bedeuten, dass dann noch mehr leer steht. Es ist eine Abgabe dafür, dass man hier einen Nebenwohnsitz hat. Man muss noch was bedenken: In der heutigen Gesellschaft haben sich die Lebensumstände und die Mobilität geändert gegenüber früher. Heute ist man international tätig, aber das Gesetz ist hängen geblieben. Diese Bespitzelung, die man derzeit betreibt, ist ja völlig daneben. Sie ist einer Demokratie und jeder Fremdenverkehrsgemeinde unwürdig. 
Das Interview mit Franz Gobec, Kitzimmo führte Elisabeth Galehr

 
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