Kitzbüheler Anzeiger
17.12.2021
News  
 

Seensucht nach dem eigenen Bad

Die Zeit drängt und das ordentlich, denn zur Gemeindeversammlung in Westendorf wurde am Montagabend geladen. Per Livestream oder mit Voranmeldung inkl. 2G und FFP2-Maskenpflicht konnte man teilnehmen. Das Angebot nutzten viele, stand doch die Projektpräsentation des Freizeitzentrums auf dem Programm.

Westendorf | Ob und wo man zukünftig abtaucht, das war die entscheidende Frage bei der Gemeindeversammlung. Seit Jahren (siehe Kasten) wird an einer Lösung für das in die Jahre gekommene Freibad in Westendorf gesucht. Auf der Agenda beim Wahlkampf 2016 hatten dies alle Parteien, nun soll eine Entscheidung gefällt werden.

Zwei Projekte gegenübergestellt
Ausführlich hat Ferdinand Oberer, von Oberer Consulting, Studien zur Sanierung des Freibades und dem Neubau einer Freizeitanlage gegenübergestellt. Klar ist, die Gemeinde muss bei beiden Projekten tief in die Taschen greifen. Der Unterschied: Beim jetzigen Freibad werden 7 Millionen Euro benötigt, um es zukunftsfit zu machen. Die Summe muss die Gemeinde alleine stemmen. Hinzu kommen noch die jährlichen Abgänge in der Höhe von rund 90.000 Euro.
Im Gegensatz dazu steht das Projekt Seensucht. Beim Areal Forellenhof, das die Stadt Innsbruck den Westendorfern für 80 Jahre verpachtet. Eine Investitionssumme von 8 Millionen Euro muss dafür hingeblättert werden. Mit im Boot sind die Bergbahnen Westendorf sowie der Tourismusverband, die sich finanziell beteiligen. Mit einem Abgang von rund 150.000 Euro wird gerechnet.

Was ist geplant?
Die Seensucht soll ganzjährig, naturnah und für alle geöffnet haben. Auf dem Areal soll ein großer See entstehen, der in unterschiedliche Bereiche eingeteilt wird. Im vorderen Bereich, der Lagune, soll ein Eltern-Kind-Bereich mit Spielplatz entstehen, während im hinteren Teil eine Wassertiefe von 8 Metern erreicht wird. Die Bergbahn kann diesen Bereich im Winter für die Schneeerzeugung nutzen. „Das Angebot ist größer als bei den Nachbarn“, erklärt Oberer und ergänzt, dass der See 1,5 ha groß ist. Der Vorteil; Dieser fällt nicht unter das Bädergesetz und es entfallen Auflagen und Betriebspersonal.

Für die Gestaltung hat man sich Experten der Firma Wasserwerkstatt geholt. Geplant sind Stege in 25 Meter Abstand, sodass die Schwimmer ihre zurückgelegten Meter genau wissen ebenso wie eine Seebühne für diverse Veranstaltungen. Außerdem sind zwei Spielplätze, ein Bistro mit Umkleiden und WC sowie ein Walderlebnispfad,... geplant. Insgesamt stehen 100 Parkplätze zur Verfügung. Diese müssen bezahlt werden. Die Neuheit: „ Es wird kein Eintritt verlangt und das Areal kann 365 Tage genutzt werden“, erklärt Oberer.
Die Tendenz im zuständigen GR-Ausschuss ist für die Seensucht. Von den drei Beteiligten (TVB, Bergbahn und Gemeinde) konnten bisher 4,2 Mio. Euro zugesagt werden. Förderungen im Bereich leader, Sponsoring und Land Tirol sollen kommen. Handlungsbedarf gibt es beim Verkehr meinen einige Zuhörer und fürchten sich vor einer massiven Zunahme.

Entscheidung im Gemeinderat
GR Rene Schwaiger, Bürgermeisterkandidat 2022, fordert eine Volksbefragung und dass sich erst der neugewählte Gemeinderat mit der Entscheidung auseinandersetzt. „Diese zwei Monate haben wir auch noch Zeit“. Dem widerspricht Bürgermeisterin Annamarie Plieseis entschieden: „Es gibt für die Sanierung des Schwimmbads keinen Finanzierungsvorschlag. Es ist nicht möglich, das alles alleine zu stemmen.“

Toni Wurzrainer, Obmann TVB, fordert eine mutige Entscheidung vom Gemeinderat: „Wir haben uns fünf Jahre damit beschäftigt. Fix ist, dass wir in einer neuen Runde nicht mehr dabei sind.“ Auch Hansjörg Kogler, Geschäftsführer der Bergbahn appelliert, die Chance nicht zu vergeben. „Der Gemeinderat ist gewählt, um zu entscheiden.“
Wie die Entscheidung ausfällt, dass wird die Sitzung in der kommenden Woche zeigen. Verena Mühlbacher

Bild: Ein bunter Mix aus vielen naturnahen Attraktionen soll am Areal der Stadt Innsbruck entstehen.  Projektträger ist die Gemeinde Westendorf gemeinsam mit der Bergbahn und dem Tourismusverband. Visualisierung: Oberer Consulting

Außerdem- Die unendliche Geschichte
Seit den 90ern ist der Fortbestand des Freibads Thema im Gemeinderat. Erbaut wurde es bereits im Jahr 1969, die letzte Sanierung fand 1983 statt. Mit dem Schenkungsvertrag am 30. 12.2005 vom Tourismusverband an die Gemeinde Westendorf begann die Odyssee. Denn im Vertrag ist festgehalten, dass das Freischwimmbad als Freizeiteinrichtung für touristische Zwecke zu errichten und betreiben ist.

 
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