Kitzbüheler Anzeiger
08.03.2019
News  
 

Schälschäden bereiten große Sorgen

Der heurige harte Winter geht auch an den Wäldern des Bezirks nicht spurlos vorüber. Die Förster beklagen massive Wildschäden.

Kitzbühel | Es ist ein Problem, das seit Jahren immer wieder zu hitzigen Diskussionen zwischen Förstern und der Jägerschaft führt – die Schälschäden. Der heurige Winter mit seinen ungeheuren Schneemengen sorgte für einen erneuten Anstieg an Schadholz. Zum einen ist es der Schneedruck, der den Bäumen zusetzt, zum anderen ist es das Wild, das in diesen Notzeiten auf der Suche nach Futter für enorme Schäden sorgt. Dass die Wildschäden nach diesem Winter mit Sicherheit höher sind als im Vorjahr, räumt Bezirksjägermeister Martin Antretter ein. Auch wenn noch keine genauen Zahlen vorliegen, sieht Antretter eher schwarz.

Wie auch der Leiter der Bezirksforstinspektion, Michael Neuwirth. Auch er bestätigt, dass zwar noch keine genauen Zahlen vorliegen, er macht sich jedoch keine Illusionen über das Ausmaß, das die Waldbesitzer erwartet. „Solche Winter wie insbesondere dieser zeigen erhebliche Zunahmen beim Wild im Bereich von Fütterungen. Das, aber auch infolge der noch immer vorhandenen sogenannten Außensteher – also jenes Wild, das eingeschneit wurde, bzw. jenes, das sonst nicht bei den Fütterungen steht – lässt erkennen, dass der Wildbestand in vielen Bereichen über die Jahre bei weitem unterschätzt wurde“, erklärt Neuwirth und betont, „dass der Wildstand im Bezirk aus forstfachlicher Sicht nach wie vor zu hoch, zum Teil sogar viel zu hoch ist.“  

Der Bezirksjägermeister ist sich der Problematik bewusst. Das der Wildstand in einigen Bereichen das akzeptable Ausmaß überschritten hat, weiß auch der oberste Jäger im Bezirk. „Gerade nach diesem Winter wird uns nichts anderes übrig bleiben, als die Abschussquoten zu erhöhen, um den Stand regulieren zu können.“

Wild-Lebensraum wird immer kleiner

Auch die Fütterungsproblematik, die gerade in den vergangenen Wochen landesweit für emotionale Debatten gesorgt hat, liegt Antretter am Herzen. „Die Einrichtung von Fütterungen ist unumgänglich, um solche Wildverbissschäden zu vermeiden“, ist Antretter überzeugt. Und noch eine Problematik spricht Antretter schonungslos an: „Dem Wild fehlt vor allem im Winter der Lebensraum!“ Im Klartext - die vielen Wintersportler, die ob mit Tourenski, beim Varianten-Skifahren oder mit den Schneeschuhen die Berge für sich entdecken,  drängen das Wild immer weiter zurück.

Doch nicht nur die Schälschäden setzen heuer den Wäldern zu, es ist vor allem auch der Schneedruck, der für viel Schadholz sorgen wird. Neuwirth schätzt die Menge derzeit vorsichtig auf 18.000 bis 20.000 Festmeter. Genaue Zahlen wird es erst nach der Schneeschmelze geben. Im Vorjahr sei der Einschlag in den Privatwäldern grundsätzlich auf unter 90.000 Festmeter gefallen, erklärt Neuwirth. Er weist übrigens darauf hin, dass gerade wegen der Borkenkäfer-Gefahr das schnelle Aufarbeiten des Schadholzes unabdingbar ist. Waldeigentümer, die nichts gegen eine drohende Massenvermehrung des Käfers unternehmen, müssen mit Aufforderungsschreiben der Bezirksverwaltungsbehörde rechnen.

Jäger und Waldeigentümer müssen sensibilisiert werden

Auch LAbg. Josef Edenhauser hat sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Erst vor einigen Tagen wurden beim österreichischen „Forst&Jagd“-Dialog „Mariazeller Erklärung“ Vertreter der Tiroler Jägerschaft, Forst, Wildbachverbauung, Jagdbehörde, Eigentümervertreter sowie Vertreter des Landes an einen Tisch geholt. Er sei überzeugt, dass „bereits diese Veranstaltung ein gemeinsamer erster Schritt für einen künftigen besseren Umgang mit der Wildeinflussthematik ist. Zielsetzung muss es sein, bereits im Zuge der kommenden Jagdjahres-Vorbesprechungen und anschließenden Abschussplan-Besprechungen die Jagdausübungsberechtigten, aber auch die Eigentümer hinsichtlich des zu hohen Wildeinflusses in Tirol zu sensibilisieren.“

Edenhauser legt die beim „Wildeinflussmonitoring“ gewonnenen Erkenntnisse auf den Tisch. „Alle drei Jahre wird anhand von Stichproben auf weidefreien Flächen der Einfluss des Wildes auf den Jungwald erhoben. Das Ergebnis: In Tirol liegt der Anteil der Stichproben mit starkem Wildeinfluss bei 43 Prozent, der Bezirk Kitzbühel hat sich jedoch weiter verschlechtert“, informiert der Landtagsabgeordnete. Detaillierte Ergebnisse jeweils auf Landes- und Bezirksebene werden derzeit vom Bundesamt für Wald aufbereitet und Ende März veröffentlicht. Margret Klausner

 
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