"Neues Zeitalter für die Rennen bricht an“
Die Pandemie hat vieles verändert. Der Kitzbüheler Ski Club bereitet sich auf die 82. Hahnenkamm -Rennen vor und ruft ein Rekordpreisgeld aus. „Es beginnt ein neues Zeitalter für die Rennen“, sagt K.S.C. Präsident Michael Huber.
Wie laufen die Vorbereitungen für die 82. Hahnenkamm-Rennen?
Bis jetzt laufen die Vorbereitungen bestens, weil wir einen ganz normalen Herbst haben. Eines der wichtigsten Themen bei den Hahnenkamm-Rennen ist nach wie vor das Wetter. An erster Stelle steht bei den Vorbereitungen, egal ob Corona oder nicht, die Rennstrecke. Hier sind wir im Zeitplan. Stadion und Technik sind ebenfalls in guter Planung. Die große Frage lautet, wie viele Zuschauer dürfen wir haben?
Welche Neuerungen erwarten die Zuschauer?
Seit 1931 gilt: Kommt`s am Renntag und kauft`s euch vor Ort eine Eintrittskarte – wir haben genug Platz. Diese Devise wird der Vergangenheit angehören.
Ich kann mir keine 50.000 Zuschauer, wie am Samstag 2020, mehr vorstellen. Man sollte aus der Pandemie schon etwas lernen. Die Züge und die Stadt waren übervoll. Das war grenzwertig. Die Hahnenkamm-Rennen werden in ein neues Zeitalter geführt. Wie bei einem Fußballspiel, wird die Gesamtzuschauerkapazität beschränkt werden und man wird sich vorab um eine Karte kümmern müssen. Tickets gibt es nur online im Vorverkauf.
Wir warten noch die Erfahrungswerte aus den Rennen in Sölden und Zürs Lech ab, danach hoffen wir, mit dem Kartenvorverkauf starten zu können.
Sieht man beim K.S.C. die Corona Pandemie vielleicht sogar als Chance?
Ja, durchaus. Wir jammern nicht. Wir sehen die Möglichkeit, die Hahnenkamm-Rennen für die Zukunft auf eine neue Qualitätsstufe zu stellen.
Eine neue Qualität garantiert z.B. der neue Rennmodus: Am Freitag und Samstag gibt es jeweils ein Abfahrtsrennen, am Sonntag den Slalom. Zwei Abfahrten sind aus sportlicher Sicht unglaublich spannend - schafft es jemand, zwei Mal hintereinander zu gewinnen? Der Super-G war sportlich enorm hochwertig, aber die Leute kommen nach Kitzbühel, um die Abfahrt zu sehen.
In den 40er und 50er Jahren gab es schon zwei Abfahrtsläufe in Kitzbühel. Wir knüpfen sozusagen an alte Traditionen an. Ein weiterer Vorteil ist, wenn es witterungsbedingt einmal nicht klappt: einen Abfahrtslauf bringen wir immer zu Stande.
Man hat öfters den Hubschrauber auf der Streif gesehen – welche Pistenänderungen gibt es?
Das letzte berühmte Drittel über die Hausbergkante hat in der jüngeren Renngeschichte viele Stürze verursacht. Heuer mussten wir nach 30 Läufern wieder abbrechen.
Wir haben versucht, die Gründe zu analysieren, denn die Linienführung ist seit Jahren gleich. Faktoren wie technische Beschneiung und Präparierung sowie die Weiterentwicklung der Rennmaterialien spielen hier eine Rolle. Die berühmte Eberharter-Linie versucht mittlerweile jeder zu fahren. Wenn da aber nicht alles zusammenpasst, kommt es zum Sturz.
Nun haben wir einen Teil des Hochsicherheitsnetzes versetzt und Geländeanpassungen gemacht, um einen größeren Schwungradius zusammenzubringen.
Wird die Streif dadurch leichter?
Nein, die Technik des Rennläufers muss perfekt sein, um schnell zu sein. Das Ziel der Maßnahmen ist, dass sich durch diese geänderte Linienführung die Sicherheit verstärkt und die Streif zukunftsfit gemacht wird. Die Streif ist und bleibt immer ein Grenzgang.
2022 wird mit einer Million Euro ein Preisgeld-Rekord ausbezahlt - warum?
Toni Sailer hat seinerzeit als Rennleiter schon betont: In Kitzbühel muss es immer das höchste Preisgeld geben. Anfang der 90er Jahre wurde die Möglichkeit von der FIS eingeführt. Seither haben wir immer die höchste Summe in jeder Saison. Wir waren auch die Ersten, die Preisgelder an die Top 30 ausbezahlt haben. Jeder, der die Streif bezwingt, ist ein Held - deshalb sollen die Rennläufer gebührend honoriert werden.
Als Verein ist unser Ziel keine Maximierung eines finanziellen Gewinns, sondern eine möglichst hohe Förderung der Sportausbildung im Club. Unsere Budgets sind darauf ausgerichtet kalkuliert und mit den zwei Abfahrten sehen wir erstmals die Möglichkeit, dieses Rekordpreisgeld auszurufen. Das ist die höchste Anerkennung an die Sportler.
Hat die Corona Pandemie finanzielle Spuren hinterlassen?
Letztes Jahr haben wir gut gewirtschaftet. Wir haben keine öffentlichen Förderungen in Anspruch genommen. Wir konnten unsere Ausgaben um ein Drittel senken – das entspricht jener Summe, die uns aufgrund der Rennen ohne Zuschauer gefehlt hat. Ein Danke und ein großes Lob an meine ganze OK-Mannschaft, dass wir es geschafft haben, ausgeglichen zu bilanzieren.
Glauben Sie, dass Corona ein fixer Bestandteil der Rennplanung in den nächsten Jahren bleiben wird?
Gute Frage. Was fix bleiben wird, ist das neue Zuschauermanagement bei den Hahnenkamm-Rennen mit den Vorverkaufs-Tickets. Was die Pandemie selbst betrifft, hat mir bei allen Ankündigungen und Ausblicken bislang immer der Hinweis gefehlt, wie das Ende aussehen wird. Ich glaube, es liegt noch immer sehr viel an Wissen über alle Zusammenhänge im Dunkeln. Ich möchte wirklich keinen der Entscheidungsträger abtauschen.
Wir hoffen aber jetzt einmal, dass wir die Hahnenkamm-Rennen gut abhalten können.
Johanna Monitzer