Kitzbüheler Anzeiger
15.09.2018
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Mit französischem Esprit

Man darf‘s gewiss als besonderen Glücksfall werten, dass im Rahmen der neu installierten Kitzbüheler Orgelakademie bzw. des ersten Maria-Hofer-Orgel-Wettbewerbs ein ausschließlich französischen Komponisten gewidmetes Kammerkonzert eingeschoben wurde.

Kitzbühel  | Scheinbar ein Fremdkörper im Gesamtprogramm, jedoch eben nur scheinbar – denn Maria Hofer hatte gerade für französische Musik ein Faible, freilich ohne selbst ihre Kompositionen französisch einzufärben, da war sie zu sehr Österreicherin – ja, vielleicht manchmal Anklänge in ihren genialen Orgelimprovisationen.

Es mag für Kitzbühel sogar ein Wagnis gewesen sein, weil der Österreicher im Allgemeinen seltsamerweise wenig Vorliebe für französische Musik zeigt – zu sehr ist alles von König Mozart über Haydn bis zu Brahms, Bruckner und Mahler dominiert, und doch hat Frankreich nicht wenige große Komponisten hervorgebracht – von Couperin bis Debussy und Ravel – Komponisten, deren Einfluss seinerzeit selbst auf einen Bach und überhaupt den deutschen Raum nicht ausblieb. Im gegebenen Fall waren es drei Komponisten des ausgehenden 19. Jahrhunderts im Übergriff auf die ersten Jahrzehnte des 20.: Gabriel Fauré, Maurice Ravel und Claude Debussy, im Konzert vertreten mit drei originellen Werken. Zum einen mit der „Élégie für Violoncello und Klavier“, op. 24, eben von Fauré, von Gast-Cellist Alexandre Vay  in der Cantilene wunderbar – ja, wie soll man bei einem Cello sagen?, eigentlich doch „gegeigt“, mit sattem Celloton – ein einziges Vergnügen, nicht zu reden von dessen Spielreinheit und musikalischer Umsetzung… Das Ganze dezent begleitet von – wir dürfen inzwischen vielleicht und etwas stolz sagen unserer Organistin und Pianistin bzw. neuerdings Leiterin der Akademie – Katharina Königsfeld.

Als zweiter Programmpunkt dann eine „Sonate für Violine und Cello“ von Maurice Ravel (um 1921), bezeichnet als ‚A la mémoire de Claude Debussy‘ – ein Stück, wegen seiner enormen Schwierigkeiten von den beiden Musikern launig als „musikalisches Massaker“ apostrophiert – dabei: Es wirkt irgendwie übermütig, humorvoll, zeigt ungarischen, sozusagen Zigeunereinschlag, ist jedoch in seinen geradezu kontrapunktischen Verschlingungen höchst interessant. Müßig zu sagen, mit welcher Virtuosität die beiden Akteure, Marie Claudine Papadopoulos (Violine) und wiederum Alexandre  Vay sich solcher „massakrischen Aufgabe“ entledigten: souverän, souverän!

Als Drittes dann ein Frühwerk Claude Debussys (mit 18 Jahren geschrieben), bei dem sich aber das Genie bereits ankündigt – wiewohl stilistisch noch weit entfernt von den späteren, betont impressionistischen Werken, wie dem „Nachmittag eines Fauns“ oder „La Mer“. Aber man weiß, dass Debussy im Alter zu eher klassischer Objektivität zurückgekehrt ist.

Und das Publikum? Man hatte den Eindruck, dass nach anfänglicher Zurückhaltung sehr wohl verstanden wurde; anders herum gesagt: Es schien französischer Esprit letztlich überzuschwappen und zu siegen. (Der Applaus!) Es gab noch eine köstliche Zugabe: Einen herrlichen, temperamentvollen, bei aller Schwierigkeit teils fast tänzerisch wirkenden Piazzolla (Titel „Der Herbst“).

Ja: „Danke, Marie Claudine, danke Alexandre und danke –danke, Katharina!“
Hugo J. Bonatti

Bild: Französische Komponisten standen im Mittelpunkt des Kammerkonzertes in Kitzbühel. Foto: Kulturreferat Kitzbühel

 
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