Kitzbüheler Anzeiger
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05.07.2021
News  
 

Langzeiteinsatz für Arbeitnehmer

Die ungewöhnliche Lebensbilanz des „eiligen Josef“, eines zielstrebigen und erfolgreichen Funktionärs und lebensfrohen Mannes.

Kitzbühel | Einfachheit, Lauterkeit und Bescheidenheit waren die Grundpfeiler, Lebensfreude, Arbeit zuerst in der Landwirtschaft, dann als Zimmerer, Begeisterung für Musik und Familie, und der Einsatz als Arbeitnehmer prägten sein Wirken innerhalb der Sozialdemokratischen Partei und des Österreichischen Gewerkschafsbundes (ÖGB). Dafür wurde ihm ungewöhnliche Anerkennung zuteil. In der Gewerkschaftszeitung stand einmal: Wenn er einmal in Pension gehen sollte, wird die Gewerkschaftsbewegung mehrere Funktionäre suchen müssen, die jene Arbeiten übernehmen, die Sepp im Alleingang erledigt.

Anerkennung als Betriebsrat
Der jüngste Sohn der kinderreichen Kleinbauern- und Störweberfamilie zu Oberstaudach durchlebte die in der Kriegs- und Nachkriegszeit übliche einfache Kindheit und Jugend. Einige Jahre Tätigkeit in bäuerlichen Betrieben und die Berufslehre als Zimmermann bestimmten seinen Weg in der Berufsvertretung der Arbeitnehmer, den er als Mitarbeiter der Bergbahn AG Kitzbühel konsequent beschritt. Er startete im Winter bei Liften, wurde dann Schaffner und Maschinist bei den Hornbahnen. Ab 1968 Betriebsratsobmann, stieg er zum Obmann des Zentralbetriebsrates auf. Diese Funktion übte er durch 22 Jahre, also bis zum Übertritt in den Ruhestand, aus. Damit verbunden war die Ernennung zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden in der Bergbahn AG Kitzbühel.

Aufstieg im Gewerkschafsbund
Mit der erfolgreichen Tätigkeit ergab sich ein weites überbetriebliches Arbeitsfeld. Der Verhandler, der auch von vielen Funktionären der Arbeitgeber geschätzt wurde, fungierte als Vorsitzender der Bundesfachgruppe Seilbahnen in der Gewerkschaft Handel, Transport und Verkehr (HTV), war deren Landesobmann in Tirol und Mitglied der Landesexekutive des Österreichischen Gewerkschaftsbundes.
Durch zehn Jahre war Brandstätter Arbeiterkammerrat und Obmann des Fachausschusses Verkehr. 1979 wurde er Bezirksvorsitzender des ÖGB, 2000 berief man ihn als Obmann des ÖGB-Pensionistenausschusses.
 Durch fast 20 Jahre übte er diese letzte Funktion aus, die auch mit der Tätigkeit im Landesvorstand gekoppelt war.

Auszeichnungen für ein „Urgestein“
Als er vor zwei Jahren von allen Funktionen zurücktrat, wurde er als „Urgestein“ des ÖGB besonders bedankt. Ungewöhnliche Auszeichnungen, die kaum einmal an einen Mitarbeiter fern von Wien übergeben wurden, kennzeichnen die Anerkennung. Schon Präsident Fritz Verzetnitsch überreichte ihm die Goldene Verdienstmedaille des ÖGB. Landeshauptmann Wendelin Weingartner ehrte ihn mit der Verdienstmedaille des Landes.
Weil er sich immer wieder mit Nachdruck für jene einsetzte, die durch irgendwelche Ereignisse in Not geraten waren, erhielt Brandstätter das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik, das ihm Bundesministerin Lore Hostasch übergab.

Schwerpunkt in Kitzbühel
Trotz des österreichweiten Einsatzgebietes blieben Aufgaben in Kitzbühel. 1986 wurde er erstmals über die Sozialdemokratische Partei in den Gemeinderat gewählt und diente durch drei Perioden. Der Pensionistenverband Kitzbühel wählte ihn in den Vorsitz, neun Jahre war er Stellvertreter des Vorsitzenden und Mitglied  des Bezirksvorstandes und zum Schluss über ein Jahrzehnt Ortsvorsitzender.

Musikant und Funktionär
Die Freude an der Musik begleitet Sepp Brandstätter durchs Leben. Er begann als „wilder Musikant“ mit Andre Feller, mit dem er als „Mitterhögler Weisenbläser“ und in der „Almfahrtsmusig“ über Jahrzehnte verbunden blieb.
In der Stadtmusik, ab 1972 Mitglied des Ausschusses, wurde Brandstätter ein erfolgreicher Organisationsreferent, dann Obmannstellvertreter und zuletzt über viele Jahre der Obmann der Stadtmusik, der sich besonders für die Erweiterung des Probelokals einsetzte.

Gemeinsam mit der Gattin Irmtraud (Traudi), die ihm zwei Kinder schenkte, errichtete er ein gediegenes Eigenheim. Dessen Ausgestaltung, die Schnitzerei, aber auch Berggehen und Skifahren erfüllten sein karges Privatleben. Der Tod der Gattin nach langer Krankheit traf ihn und die Kinder mit ihren Familien schwer.
Sepp Brandstätter ist noch immer engagiert und unterwegs. Mögen ihm noch viele Jahre in Gesundheit und frohen Sinnes geschenkt sein. H.W.

Bild: Sepp Brandstätter – engagierter Arbeitnehmervertreter und Musikant. Fotos: privat

Kitzbühel | Lisi und Sepp, die jüngsten der zehn Kinder der Kleinbauernfamilie Brandstätter zu Oberstaudach, wurden 1939 fotografiert. Was ist aus ihnen geworden? Lisi (Sr. Gisela) trat,  wie ihre Schwester Anna (Sr. Hemma), in die Kongregation der Barmherzigen Schwestern ein und wirkte als Heimleiterin in Schwarzach und Salzburg. Nun lebt sie im Mutterhaus der Kongregation in Salzburg. Sepp Brandstätter ist ein Tausendsassa. Gemeinsam ist den Geschwistern die Liebe zur Musik geblieben.

 
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