Kitzbüheler Anzeiger

Westendorf

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September 2021 5 Thema Als letztes Stadium geht aus der Demokratie die Tyran- nenherrschaft hervor. Der unbeschränkte Freiheits- wille wird den Demokraten zum Verhängnis, da sich die Freiheit zur Anarchie stei- gert. Der demokratische Bürger ist nicht gewillt, eine Autorität über sich anzuer- kennen. Diese Zeilen stammen vom griechischen Philosophen Platon (ca. 420 v. Chr.). Es ist wohl verblüffend, dass sie durchaus auch auf man- ches passen, was sich in den letzten Monaten im Zuge der Corona-Pandemie abge- spielt hat. Es ist ganz allgemein immer mehr Mode geworden, alles anzuzweifeln, was irgend- wie der eigenen Sichtweise widerspricht. Manchmal entstehen dabei Interessens- gruppen, die ihre „Wahr- heit“ gegen jede Widerrede verteidigen und dabei mit- unter wohl auch über das Ziel schießen. Vor allem die Sprache steht im Visier mancher Ge- rechtigkeitsfanatiker - wir müssen auch die Gerech- tigkeitsfanatikerinnen da- zuschreiben, damit sie sich dezidiert angesprochen fühlen -, sondern auch V er- kehrsschilder. So verwun- dert es auch nicht, dass in In Luzern gibt es verschie- dene „weibliche“ Verkehrs- zeichen. Wo ist das WC für die Diversen? Ein „männliches“ Ver - kehrszeichen? vielen Städten abwechselnd Männlein und W eiblein auf den Fußgängerampeln zei- gen, ob man über die Straße gehen darf. Vermutlich ach- tet man in einem eigenen Amt penibel darauf, dass gleich viele Ampeln von je- der Sorte vorhanden sind. Nun hat diese übertriebe- ne Gleichheitsdiskussion auch die Tierwelt erreicht. SowurdeoffenbarinBerlin ein Antrag eingebracht, auf den Wildwechsel-Schildern (siehe rechts) den Hirschen das Geweih zu stutzen, da laut Antrag „auch Hirschkü- he ein Recht auf Sicherheit“ haben. Wenn das Schule macht, wird das bei allen Tier-Verkehrszeichen ins Geld gehen! Wie aufmerksame Beobach- ter wissen, genügt es aber längst nicht mehr, neben dem männlichen Geschlecht das weibliche abzubilden. Alles, was man mit „anders“ bzw. divers bezeichnet, braucht natürlich auch in einem Schild einen eigenen Platz (siehe rechts unten). Auch aus diesem Grund hat übrigens der „Rat für deutsche Rechtschreibung“ alle Formen des Männlich- Weiblich-Schreibens (Bin- nen-I, Gender-Stern, Un- terstrich, Doppelpunkt im Wortinneren) heuer im März als nicht empfehlenswert bezeichnet. Der Hauptgrund für diese Entscheidung war aber natürlich, dass V er- ständlichkeit und Lesbarkeit darunter leiden. Die Aufschreie von selbster- nannten Moralaposteln gel- ten aber vor allem bestimm- ten Wörtern. So haben sie dafür gesorgt, dass sich eine Vorarlberger Brauerei lau- fend wegen ihres Namens rechtfertigen muss („Moh- renbräu“), dass verschiede- ne Bezeichnungen in Spei- sekarten verschwinden (z.B. „Zigeunerschnitzel“ „Mohr im Hemd“), dass sich Kin- der im Fasching keinesfalls als Indianer verkleiden dür- fen, dass Märchen umge- dichtet werden sollen und dass keiner der Sternsinger sein Gesicht schwarz färben darf, obwohl bei keinem der genannten Beispiele ein diskriminierender Hinterge- danke im Spiel ist. Manchmal ist sogar das Ge- genteil der Fall. Wenn die Drei Könige die damals be- kannten Erdteile darstellen sollen, passt für Afrika eben ein dunkles Gesicht. Die Anfänge dieser Bewe- gungen dienten durchaus achtbaren Zielen. Tatsäch- lich sollte jeder darauf ach- ten, andere Menschen nicht zu diskriminieren. Mittler- weile hat sich der Eifer aber verselbstständigt und läuft darauf hinaus, alles, was nach Unterschied klingt, zu verteufeln. Manchmal hat man das Gefühl, dass jedes Wort auf die Waagschale gelegt und auf Neutralität geprüft wird. Mitglieder einer australi- schen Universität schlugen kürzlich z.B. vor, die Be- griffe„Mutter“und„Vater“ in Formularen zu streichen und durch „Elter 1“ und „Elter 2“ zu ersetzen. Und britische Musikprofessoren forderten, dass in den schu- lischen Lehrplänen Mozart und Beethoven nicht mehr so wichtig sein sollten und stattdessen in gleichem Um- fang Musik aus Afrika und den anderen Erdteilen Vor- rang haben sollte. In der Diskussion stehen mittlerweile auch immer wieder Straßennamen und Denkmäler. Es ist wohl rich- tig, dass Menschen, die sich z.B. später als Kriegsver- brecher herausstellen, ihre Ehrenplätze verlieren, aber bisweilen wird gar nicht mehr auf das geschaut, was diese Personen auch in posi- ver Hinsicht geleistet haben. Ein gutes Beispiel für der- artige Diskussionen bietet der frühere Landeskapell- meister Sepp Tanzer, der wunderbare Musikwerke geschaffen hat, aber vorher auch als Gaumusikleiter tä- tig war. Ein bisschen weniger Ver- bissenheit täte bei den ge- nannten Diskussionen gut. Nicht hinter jedem Wort muss eine Diskriminierung stecken! Quellen: Die Presse. Kronenzeitung, wikipedia Wenn überall Diskriminerung lauert Die Gleichmacherei als Prinzip
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