Kitzbüheler Anzeiger

Westendorf

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4 September 2021 Thema Im Frühjahr meldete die von den meisten Österreichern gelesene Tageszeitung, dass neben dem Kärntnerischen das Tirolerische die belieb- teste Mundart in Österreich sei. Eine Umfrage habe dies ergeben. Aber: Ein „Tirolerisch“ gibt esnicht!DieTopografiedes Landes bedingt eine Klein- strukturiertheit auch in sprachlicher Hinsicht. Das kann soweit gehen, dass ein- zelne Wörter manchmal nur in einem einzigen Ort auf eine bestimmte Art verwen- det werden. Grundsätzlich ist unser Bundesland zwei großen Sprachräumen zuzuordnen, dem alemannischen (in Tei- len des Außerferns) und dem bairischen. Einer der wichtigsten Parameter, der in Tirol den alemannischen vom bairischen Sprach- raum abgrenzt, betrifft die Aussprache der Vokale, wie sie im Mittelhochdeutschen bestanden haben. Aus dem mittelhochdeutschen Wort „hus“ wurde im bairischen Sprachraum das Haus, aus „min“ wurde mein. Diese Zwielaute gibt es im ale- mannischen Sprachraum bis heute nicht, wo „Hus“ und „min“ weiter bestehen geblieben sind. Auch die Aussprache vieler Wörter mit einem „a“ ist unter- schiedlich. Während man das Wasser im Außer- fern auch heute noch als „Wass(e)r“ spricht, heißt es im bairischen Sprachraum „Wåssa“. Ein dritter Un- terschied fällt beim auslau- fenden „en“ in V erben auf. Westlich von Roppen wird daraus oft ein a (bleiba, fah- ra, …), während weiter öst- lich das n (meist ohne e) ge- sprochen wird (bleibn bzw. bleim, fåh:n, …). Auch innerhalb der Sprach- räume gibt es klare Unter- schiede. Bekannt ist etwa die Sprachgrenze beim s vor einem t. Westlich von Münster würde man etwa sagen: „Ea isch in Jenbåch dahoam.“ Östlich davon heißt es: „Ea is in Jenbåch dahoam.“ Der oft zitierte Ausspruch „Bisch a Tirola, bisch a Mensch“ stammt so- mit eindeutig aus dem Zent- ralraum um Innsbruck. Ganz allgemein kann man sagen, dass die Sprache im- mer weicher wird, je weiter man nach Osten geht. Diese Entwicklung setzt sich dann in den angrenzenden Bun- desländern fort, sodass z.B. aus dem harten „Såck“ (mit großer Betonung des k) im Burgenland dann schließ- lich ein „Saggl“ wird. Auch bei den t-Lauten wird das sichtbar. Aus der West- tiroler Muatt(e)r wird bei uns bald die „Muada“, aus dem „Våt(t)r“ der „Våda“. Viele unterschiedliche Dialektformen in unserem Land Es gibt kein Tirolerisch! Ähnlich ist es auch bei der Aussprache des „e“, das im Westen oft zu einem Zwielaut wird („Schnea“, „geah“), während im Os- ten Tirols die Aussprache praktisch der Schreibwei- se entspricht – anders als etwa beim „ö“ bzw . „ü“, die bei uns zum „ea“ werden („schea“, „grea“). Ganz wesentliche Unter- schiede tun sich zwischen einzelnen Talschaften auf, die auf die geschichtliche Entwicklung (Abgeschie- denheit) zurückzuführen sind. Die hinteren Zillertaler unterscheiden sich in ihrer Sprache somit deutlich etwa von den Unterinntalern, zu denen sie rein geographisch eigentlich gehören. Die ganz feinen Sprachgrenzen erken- nen wir an einzelnen Wör- tern. So geht mitten durch unsere Nachbargemeinde Brixen die Sprachgrenze zwischen „ruat“ und „rout“ für „rot“. Dass sich das Schriftdeutsch im Laufe der Zeit auch auf die Mundart auswirkt, zeigt z.B. die Aussprache des Wörtchens „neu“. Eigent- lich sollte es im Westen Tirols (und in Südtirol) als „nui“ gesprochen werden, im Osten – also bei uns – als „noi“. Die oft gehörte Form „nei“ ist dem Einfluss der Schriftsprache geschuldet. Außerdem verschwinden natürlich, verstärkt durch den Einfluss der Medien und des Fremdenverkehrs, verschiedene Dialektbegrif- fe mit der Zeit völlig aus unserer Sprachverwendung („gach“, „feascht“, …). In liebevoll erstellten Dia- lektbüchern bleiben sie zwar der Nachwelt erhalten, ge- sprochen werden sie aller- dings oft nur noch von ein- zelnen älteren Bewohnern – solange diese noch leben. Quelle: Tiroler Heimatblätter Jürgen Ascher GmbH Mühltal 62, A-6363 W estendorf, Tel: 05334/20145, Fax: 05334/30428 spenglerei.ascher@aon.at, www.spenglerei-ascher.at
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