Kitzbüheler Anzeiger

Westendorf

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4 Juli 2021 Thema Schulschluss anno dazumal Erinnerungen Auch früher waren die letz- ten Schultage oft ereignis- reich und spannend. Das weiß jeder, der das Glück hat, von seinem Opa oder seiner Oma von dieser Zeit zu erfahren. Manchmal sind auch noch Dokumente vor- handen, die das Gesagte il- lustrieren und das Bild von einer früheren Schule entste- hen lassen. Bis 1968 gab es in Wes- tendorf bekanntlich keine Hauptschule bzw. Mittel- schule. Alle Kinder saßen acht Jahre lang in der Volks- schule, streng getrennt nach Buben (Knaben) und Mäd- chen. In der Windau gab es eine zweite Volksschu- le, später oft liebevoll als „Windauer Hochschule“ be- zeichnet. Der Schulweg war für die meisten Kinder weit. Schü- lertaxis gab es ebenso we- nig wie besorgte Mütter und Väter, die tagtäglich ihren Nachwuchs bis vor die Schultür bringen. Bei jedem Wetter waren bis zu zweistündige Fußmärsche zu bewältigen. Unter einem Bewegungsmangel litt da- mals also niemand. Im Unterricht war vieles, was wir heute kennen, na- türlich unbekannt. Der Schwerpunkt beim Lernen lag auf den Grundfertig- keiten Lesen und Rechnen. An eine Fremdsprache war gar nicht zu denken, und an technischen Unterrichts- mitteln waren außer einem Diaprojektor und evt. einem Episkop kaum etwas vor- handen. Auch Schulbücher gab es kaum. Dass die Schüler damals alle besser rechnen und recht- schreiben konnten, ist aller- dings nicht wahr, wie Doku- mente aus den Schularchi- ven zeigen, in denen etwa Diktate mit über 60 Fehlern zufindensind. Ganz anders waren auch die Erziehungsmittel, die den Lehrern zur Verfü- gung standen. Neben dem Holzscheitl-Knien und In- der-Ecke-stehen-Müssen waren vor allem „Påtzen“ und „Watschen“ gang und gäbe. Davon wurde zuhause meistens nichts erzählt, weil es dann wohl erneut Prügel gegeben hätte ... Das Zeugnis zeigte man gern her, vor allem, wenn es den Wünschen der Eltern halbwegs entsprach und man dann nicht mir harten Kon- sequenzen rechnen musste. Besondere Geschenke für gute Zeugnisse gab es aller- dings nicht, dafür waren die Zeiten aber auch nicht gut genug. Der vor zwei Jahren ver- storbene Wirnsbichlbauer Johann Ehrensberger hat ei- nige Zeugnisse hinterlassen, die sich zweifellos sehen lassen können. Das obere bekam er nach der ersten Klasse im Juli 1935, das un- tere nach der achten Klasse im Jahr 1943. Für alle El- tern waren damals vor allem zwei Noten wichtig, jene im Verhalten - im Dritten Reich als „Führung“ abgebildet - und jene in Religion, damit es keinen Zwist mit dem Pfarrer gab. Die Religions- note fehlt bei den Zeugnis- sen im Zweiten Weltkrieg.
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