Kitzbüheler Anzeiger

Westendorf

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4 Jänner 2021 Thema Am 12. Jänner 2020, nur wenige Wochen nach der Entdeckung durch chine- sische Ärzte, begann der weltweite Wettlauf um einen Impfstoff gegen das neue Corona-Virus SARS-Cov-2. An diesem Tag hatten Wis- senschaftler das Erbgut des Erregers geknackt und im Internet veröffentlicht. Schon kurze Zeit später wurden erste Rezepturen für Präparate erstellt und mit der Herstellung begonnen. Fast 70 Millionen Menschen haben sich seither mit Co- vid-19 infiziert, mehr als 1,6 Millionen starben. Zwei Wochen vor Weih- nachten erhielt eine engli- sche Patientin als erste die Impfung verabreicht. We- niger als ein Jahr nach der Entdeckung des Virus war der erste Impfstoff zugelas- sen worden, zwei weitere folgten kurz danach. Dieses Tempo ist einzigar- tig, und oft wird der Vor- wurf laut, das sei alles viel zu schnell gegangen. Bei genauerem Hinschauen ver- wundert die Geschwindig- keit aber nicht. Noch nie hat nämlich die Fachwelt in so kurzer Zeit eine solche Menge an Wis- sen über einen Erreger ge- sammelt. Mehr als 70.000 Fachartikel zum Virus sind im Jahr 2020 publi- ziert worden. Hinzu kamen Prognosen, Simulationen und Prüfungen von Schutz- maßnahmen (z.B. Masken). Etwa 250.000 Forscher wa- ren (und sind) mit Corona beschäftigt. Einer der wesentlichen Per- sonen in diesem Zusammen- hang ist ein Österreicher. Christoph Huber war lan- ge Zeit vor allem auf die Entwicklung von Immun- therapien gegen Krebszellen spezialisiert, eine Strategie, die den Körper mit dem ei- genen Immunsystem in die Lage versetzen will, bös- artige Zellen zu bekämp- fen. Ins Team seiner Firma BioNTech holte er sich mit Ugur Sahin und seiner Frau Özlem Türeci ein Forscher- paar mit türkischen W ur- zeln, das in Deutschland studiert hatte und ab diesem Zeitpunkt (mehr als 20 Jah- re) an der Entwicklung die- ser Immuntherapien gegen Krebs arbeitete. Eine große Rolle spielen dabei auch zwei bayrische Milliardäre, die 150 Mil- lionen Euro in das Projekt stecken und so erst die um- fangreiche Forschungsarbeit möglich machen. Diese Forschungen wa- ren nun genau die Voraus- setzungen bei der Entwick- lung eines Impfstoffs gegen Covid-19. Dieser beruht erstmals nicht auf dem Vi- rus selbst, sondern greift über die Boten-RNA, einer Art Arbeitskopie der Erb- substanz DNA, ein. In Kör- perzellen geschleust, stellt der Körper dann selbst die Proteine her, die im Fall ei- ner Infektion die passende Immunabwehr auslösen. Es wird sozusagen die Bauan- leitung für die Abwehrkräfte geimpft. Diese gelangt nicht in den Zellkern, sondern nur in den umgebenden Bereich, wo sie auch ansetzen müs- sen. Eine (manchmal be- hauptete) Veränderung des Erbguts ist daher unmöglich. Als die Corona-Pandemie einsetzte, verfügte BioN- Tech also bereits über alles, um den Erreger ins Visier zu nehmen. Insofern ist der Impfstoff, der über den Phar- makonzern Pfizer in großen Mengen hergestellt werden kann, nicht das Ergebnis von elf Monaten Arbeit, sondern von mehr als 20 Jahren. Auch hinsichtlich Testungen gibt es viele „Fake News“. So wird oft behauptet, zu Mehr als 20 Jahre Entwicklungsarbeit Impfung als große Hoffnung Die Impfung ist ein wesentlicher Schritt zur Eindämmung der Corona-Pandemie (Symbolbild: pixabay). Funktionsweise von mRNA-basierten Impfstoffen Impfstoffe, auch Vakzine genannt, sind eine der größ- ten Erfolgsgeschichten der Medizin zur Prävention und Kontrolle von Infektionskrankheiten. Die Weltgesund- heitsorganisation (WHO) schätzt, dass durch Impfungen jährlich zwei bis Millionen Menschenleben gerettet und darüber hinaus unzählige Erkrankungsfälle verhindert werden Seit einigen Jahren repräsentieren Nukleinsäure-basierte Impfstoffe vielversprechende Alternativen zu konventio- nellen Impfstoffen. Die mRNA-basierte Technologie zur Entwicklung von prophylaktischen Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten entwickelt sich immer mehr zu einer vielversprechenden Alternative zu konventionellen Impfstoffansätzen. Präklinische und klinische Studien haben gezeigt, dass mRNA-basierte Impfstoffe eine ver- trägliche und langanhaltende Immunantwort induzieren können. Durch die Möglichkeit einer schnellen, flexi- blen und verhältnismäßig günstigen Produktion haben mRNA-basierte Impfstoffe das Potential, zukünftige pan- demische Infektionskrankheiten effizient zu bekämpfen.
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