Kitzbüheler Anzeiger

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8 November 2017 Th ema Velieren wir ein Stück Freiheit und Anonymität? Zukunft ohne Bargeld? In verschiedenen Medien kamen in den letzten Wo- chen und Monaten immer wieder Befürworter einer bargeldlosen Gesellschaft zu Wort. Vor allem die Ter- rorbekämpfung und der Kampf gegen illegale Fi- nanzgeschäfte werden dabei als Hauptargumente für die Abschaffung der Scheine und Münzen genannt. Dabei bleiben aber andere Fragen offen. Verbrechensbekämpfung Die Übergabe von Geld- koffern vor und nach krimi- nellen Taten würde bei der Bargeldabschaffung zwar unmöglich werden, aber die Terroristen und Gangster haben längt andere Kanä- le gefunden (etwa Kryp- towährungen wie Bitcoin, aber auch Edelmetall und die Gründung von Schein- Es ist bekannt, dass z.B. der Islamische Staat zum Groß- teil über Kryptowährungs- auch die kriminellen Ge- schäfte im Darknet werden so abgewickelt. Geldsteuerung In Finanzwirtschaftskreisen hört man oft auch das Ar- gument der Geldsteuerung. Gerade in Nullzinszeiten, wie sie derzeit herrschen, ist Bargeld vielen Finanz- ökonomen ein Dorn im Auge. Wenn das Bargeld abgeschafft würde, könnten die Notenbanken den Zins- satz unter null drücken. Mit diesem gewollten Wertver- lust könnte die W irtschaft angekurbelt werden, weil dann wahrscheinlich mehr konsumiert wird. Derzeit funktioniert das nicht, weil die Konsumenten vielfach das Geld horten. Bequemlichkeit, Hygiene Natürlich wird auch argu- mentiert, dass bargeldloses Zahlen bequemer sei. Der Konsument erspare sich den Weg zur Bank bzw. zum Bankomaten, um Geld ab- zuheben. Außerdem: Ein Bäcker oder Metzger würde nicht mit „schmutzigem“ Geld hantieren müssen, be- vor er sich wieder seinen Lebensmitteln widmet. Einige Bargeld-Einschrän- kungen hat es ja in jüngster Vergangenheit schon gege- ben. Es wurde der Fünfhun- derter abgeschafft, einige Länder haben Obergrenzen für Bargeldgeschäfte ein- geführt. Auch die Abschaf- fung der kleinen Münzen ist immer wieder ein Thema. Es scheint also, als sei das Bargeld ein Auslaufmodell. Und doch spricht einiges dafür. Datenschutz Finanzdienstleister haben Interesse daran, ihren Kun- den möglichst alles aus der Hand zu nehmen. In einer bargeldlosen Zeit wäre es dann natürlich auch mög- lich, die Einkaufsgewohn- heiten der Kunden lückenlos nachzuverfolgen. Daraus könnte man dann Rück- schlüsse auf das V erhalten und die Gewohnheiten sei- ner Kunden ziehen und – so die Befürchtung – die- se Rückschlüsse auch für Geschäftliches verwenden. Wer also z.B. zweimal wö- chentlich Alkohol und täg- lich Zigaretten kauft, würde dann vielleicht mehr für eine Versicherung zahlen müssen als jemand, der sich täglich mit Gemüse und V ollkorn- produkten eindeckt. Bargeld ist also auch ein Stück Freiheit und Anony- mität. Zeit Viele haben sich wohl schon darüber geärgert, wenn je- mand in einem Supermarkt eine Wurstsemmel mit der Bankomatkarte bezahlt, weil das einfach deutlich länger dauert. In einer bargeldlosen Gesellschaft wäre das über- all so. Da hätte dann wohl auch der Zeitungsverkäufer auf der Straße ein Karten- lesegerät mit, auch die Schu- len bräuchten solche Geräte, wenn die Kinder etwa die Wandertagskosten zu be- gleichen hätten. Man kann sich vorstellen, wie oft man dann warten müsste … Risiko Durch einen sorgsamen Umgang mit den Zahlungs- möglichkeiten können Ver- braucher das Risiko streuen. So lassen etwa Touristen oft die Kreditkarte im Ho- telsafe und nehmen für den Spaziergang oder Stadtbum- mel nur ein wenig Kleingeld mit. Damit ist ein möglicher Verlust nicht so dramatisch. Im bargeldlosen Zeitalter wäre das Limit der Karte das Risiko, mit dem man leben muss. Generell haben die meis- ten Konsumenten mit Bar- geld einen besseren Über- blick über ihre Ausgaben. Ist dieses (z.B. bei einem Einkaufsbummel) aufge- braucht, kann man nicht weiter investieren – im Ge- gensatz zur (auch ins Minus belastbaren) Kreditkarte. Für Kinder hat Bargeld auch eine pädagogische Kompo- nente. Den Wert des Gel- des kann man wohl schwer vermitteln, wenn der Nach- wuchs die verschiedenen Scheine und Münzen nicht mehr kennenlernen kann. Quellen: Konsument, Handelsblatt Symbolfoto: pixabay
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