Kitzbüheler Anzeiger

Westendorf

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März 2020 5 Thema Das linke Bild zeigt den Mesnerwirt und auch eine Seitenansicht von dem Haus, in dem wir untergebracht waren. Das Foto rechts zeigt den heutigen Zustand. zur Kantine, wo die Solda- ten herauskommen - und jeder hat mir ein bisschen hineingeschüttet. Ich hatte auch einen Freund, und zwar Mohammed. Er hatte Schokolade und Kau- gummi für mich während dieser Zeit. Eines Tages wurde ich von ihm zum Abendessen eingeladen. Es gab Kalbfleisch und Reis und Saft. Es war himmlisch. Auch Suppe gab es zuvor. Ich weiß nicht, was für eine es war, aber es müssen wohl Fridatten gewesen sein, die ich heute noch so gerne mag. Wenn ich diesen Mo- hammed nur wieder finden könnte ... Mein Vater hat uns einmal kurz besucht und wohl all die Zeit mit der Mutti ver- bracht. Auch hat er verspro- chen, uns bald zurückzuho- len. Da war dann auch ein alter Herr mit seiner Frau. Sie hatten es schwer von der Bahnstation bis herauf zum Hotel. Später habe ich er- fahren, dass er der Direktor der Firma Böhler der Gerstl- werke war. Mein Vater war Elektromeister und wegen der „Flucht“ vom Direktor hat er seinen Posten an- genommen und ist wieder zurück. Eine Schicksalsent- scheidung? Es war ja eine besonders schwere Zeit für die Mut- ti. Aber dann konnte die Trisannabrücke repariert werden und wir konnten weiterfahren, Margit war immer noch todkrank. Aber es war nicht mehr weit bis nach Muntlix zu Großma- mas Mutter und ihrer weite- ren Familie, wo wir herzlich empfangen wurden, obwohl aus Platzmangel nur mehr der Dachboden für uns frei war. Und Margit hat durch- gehalten! Dann endlich, im Novem- ber 1945, ging es wieder zurück nach Hause. Dort hatten wir eine Vierzim- merwohnung (Küche und Bad, Wohn und Schlafzim- mer). Nur unser Vater fehl- te. „Aber der kommt ja!“, hat uns Mutti immer wieder versprochen. Auch die Schule hatte be- gonnen, und da wir haupt- sächlich nur “O“ gelernt hat - ten in Muntlix, gab es jetzt viel nachzuholen. Mutti hat entschieden: Wenn der Mi- nutenzeiger unten ist, wird gelernt, und wenn er oben ist, kann ich spielen. So sehr langsam ging der Zei- ger hoch! Aber Mutti, sei- nerzeit schwanger mit mir, Transformatoren wickelnd in des Vaters kleiner Werk- statt, war entschlossen, sei- nen Wunsch zu meiner Ge- burt zu erfüllen: Ing. W alter Erich Wasinger. Somit bin ich Ingenieur ge- worden und Transformato- ren wurden mein Lebens- werk. Mein Vater allerdings blieb verschwunden, von den Russen verschleppt ... W. E. Wasinger
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