Kitzbüheler Anzeiger

Westendorf

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4 Juni 2019 Thema Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss ver- giftet, der letzte Fisch gefan- gen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann. Dieser bekannte Spruch, der den Cree-Indianianern zuge- schrieben wird, fällt einem ein, wenn man den neuen Bericht des Weltbiodiversi- tätsrats (IPBES) liest, laut dem eine Million Arten in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vom Ausster- ben bedroht sind, wenn es zu keinen grundlegenden Än- derungen bei der Landnut- zung, beim Umweltschutz und der Eindämmung des Klimawandels kommt. Allein die vom Menschen verursachte Erderhitzung könnte rund fünf Prozent der Arten auslöschen, wenn der Schwellenwert von zwei Grad Celsius globaler Tem- peraturerhöhung überschrit- ten werde. 99 Prozent der Korallenriffe würden bei einer solchen Entwicklung mit großer W ahrscheinlich- keit absterben. Ziel der IPBES-Studie ist es, eine solide wissenschaft- liche Grundlage zu schaffen, auf der knapp 200 Regierun- gen in den kommenden ein- einhalb Jahren über ein neu- es UNO-Rahmenabkommen zur Bewahrung der biologi- schen Vielfalt verhandeln. Das Abkommen soll, falls es zustande kommt, im Ok- tober 2020 beim Weltna- turschutzgipfel im chinesi- schen Kunming beschlossen werden. Die wichtigsten Erkennt- nisse des Berichts über den weltweiten Zustand der Natur:  85 Prozent der Feuchtge- biete sind bereits zerstört.  Seit dem späten 19. Jahr- hundert sind rund die Hälfte aller Korallenriffe verschwunden.  Neun Prozent aller Nutz- tierrassen sind ausgestor- ben.  Zwischen 1980 und dem Jahr 2000 wurden 100 Mil- lionen Hektar tropischer Regenwald abgeholzt - weitere 32 Millionen Hek- tar allein zwischen 2010 und 2015.  23 Prozent der Landfläche des Planeten gelten als öko- logisch heruntergewirt- schaftet und können nicht mehr genutzt werden.  Der Verlust von Bestäu- berinsekten bedroht Nah- rungsmittelproduktion im Wert von 235 bis 577 Mil- liarden Dollar pro Jahr.  Durch die Zerstörung von Küstengebieten wie Man- grovenwäldern ist die Le- bensgrundlage von bis zu 300 Millionen Menschen gefährdet. Ob der Insektenschwund, der in den vergangenen Mo- naten besondere mediale Aufmerksamkeit bekommen hat, bereits ein globales Phä- nomen sei, lässt der Bericht aber offen: „Globale Trends bei den Insektenpopulati- onen sind nicht bekannt, aber von einigen Gebieten sind rasche Rückgänge gut dokumentiert.“ Bei anderen Tiergruppen, wie Vögeln, Amphibien und Säugetieren, lägen dagegen klare Belege für das Ausmaß der Gefähr- dung vor. Ein katastrophales Zeugnis stellen die Wissenschaftler den bisherigen Anstrengun- gen aus, im Rahmen von UNO-Abkommen die bio- logische Vielfalt besser zu schützen. Infolge des UNO- Erdgipfels von Rio hatte die Staatengemeinschaft zuletzt bei einer Konferenz im ja- panischen Nagoya im Jahr 2010 zwanzig konkrete Zie- le beschlossen, die bis zum Jahr 2020 erreicht sein soll- ten. Echte Fortschritte bei diesen Zielen können die Staaten aber nur bei vier dieser Vor- haben nachweisen, darunter bei dem Plan, die Fläche der Schutzgebiete im Meer auf zehn Prozent und an Land auf 17 Prozent zu vergrö- ßern. Real wurden bisher bei den Meeresgebieten sieben Pro- zent und an Land 15 Prozent erreicht, wobei die Forscher darauf aufmerksam machen, dass die ausgewiesenen Schutzgebiete bisher nicht repräsentativ für die biologi- sche Vielfalt der Erde seien und vielfach in der Praxis ihre Ziele nicht erreicht wür- den. Hauptverantwortlich für die Zerstörung ist dem UN- Bericht zufolge der Mensch: Die Wissenschafter listen Landwirtschaft, Abholzung, Bergbau, Fischerei und Jagd als wichtigste Gründe für das Artensterben auf. Um den Niedergang der Ar- tenvielfalt zu stoppen, sei internationale Zusammenar- beit der Staaten bei gemein- samen Zielen die Vorausset- zung, erklären die Autoren des Reports. Gemeinsam müssten umweltfeindliche Subventionen weltweit ab- gebaut und politisches Han- deln konsequent an Natur- schutzzielen ausgerichtet werden. Außerdem müsse der Wert der biologischen Vielfalt breiter im öffentli- chen Bewusstsein verankert werden. Einen besonderen Fokus richten die Wissen- Was das Artensterben mit dem Klimawandel zu tun hat Eine Million Arten stirbt aus Blumenwiesen, in denen gelbe Blüten nicht dominieren, sind schon zur Seltenheit geworden (Bild: A. Sieberer).
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