Kitzbüheler Anzeiger

Westendorf

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4 August 2018 Thema Gedanken zum Ausverkauf der Heimat De Gier is a Luada Das Thema „Ausverkauf unserer Heimat“ ist mittler- weile in vielen Medien ein sehr präsentes Thema. Auch das Fernsehen sendet immer wieder Beiträge dazu. Unse- re Grundstücke und Häuser sind mittlerweile zu Speku- lations- und Geldanlageob- jekten geworden, durch die Finger schauen dabei die jungen Einheimischen, die sich nicht selten anderswo um Wohnmöglichkeiten um- schauen müssen. Wie dieser Ausverkauf bis- weilen abläuft, zeigt viel- leicht eine Geschichte, die irgendwo in unserem Bezirk passiert ist. Wenn das Gan- ze auch nicht in Westendorf stattgefunden hat, hätte es durchaus in der gleichen Form auch hier geschehen können. Ein älteres Ehepaar, beide längst in Pension, lebte in ei- nem netten Einfamilienhaus am Ortsrand einer Gemein- de. Da die Kinder berufs- bedingt im Inntal wohnten, dort Familien gegründet und Wohnungen erworben hat- ten, wollten die Senioren - nennen wir sie Maier - in de- ren Nähe übersiedeln. Eine Rolle spielte dabei auch die zunehmende Gehunfähig- keit des Mannes, der den oberen Stock des Häuschens nur noch schwer erreichen konnte. Man wandte sich also an ei- nen ortsansässigen Makler, um den Wert des Hauses zu schätzen. Dieser setzte auf- grund der guten Lage einen - nach Meinung der Pensio- nisten - ordentlichen Preis fest. Trotz dieses Preises wollte eine einheimische Fa- milie, die mit dem Ehepaar bekannt war, das Grund- stück mit Haus kaufen und führte auch schon Gesprä- che über die Finanzierung mit der Hausbank. Die junge Familie wollte das Haus im Wesentlichen so belassen, wie es war, und freute sich vor allem über die großzügi- geGartenfläche. Wie es dazu kam, weiß bis heute offenbar niemand. Jedenfalls bekam ein Mak- ler aus einer nahegelegenen Stadt Wind von der Sache und kontaktierte das Pensi- onistenpaar. Bei einem Ge- spräch bot er auf der Stelle (im Auftrag von nicht ge- nannten Investoren) einen deutlich höheren Preis. Nun war guter Rat teuer. Ei- nerseits war man der einhei- mischen Familie im Wort, andererseits lockte natürlich der höhere V erkaufspreis. Es kam, wie es in solchen Angelegenheiten oft kommt: Am Ende machte der Preis den Unterschied und das Häuschen ging an die ge- nannte Investorengruppe. Dann tat sich eine Zeitlang nichts. Den ersten Schock erlebte das Ehepaar Maier vor ein paar Jahren, als es wieder einmal sein ehemali- ges Domizil aufsuchte. Das Häuschen war abgerissen und das gesamte Grundstück (bis an alle Ränder) ausge- baggert. Offenbar sollte eine Tiefgarage den Keller des Hauses bilden. Eine riesige Tafel wies darauf hin, dass hier etli- che Wohnungen entstehen würden. Bei einem An- ruf beruhigte der Makler: Selbstverständlich würden Einheimische die Wohnun- gen kaufen können! Ein paar Monate später ent- deckten die Senioren dann eine Anzeige in einer Immo- bilienbroschüre. Die W oh- nungen waren offenbar alle noch zu haben, allerdings zu Preisen, die wohl junge Ein- heimische nie zahlen wür- den können! Mittlerweile sind alle Woh- nungen verkauft, eine davon tatsächlich an einen Ein- heimischen - allerdings an einen, der schon mehrere Wohnungen besitzt und ei- nige davon offenbar lukrativ vermietet. In den anderen Wohnungen residieren nun Auswärtige aus verschie- denen Nationen - selbstver- ständlich mit Hauptwohn- sitz (zumindest auf dem Papier). Nachbarn behaupten je- doch, dass in der Winter- saison die verschiedensten Sprachen im Haus zu hören waren und Autos mit den verschiedensten Nationen- kennzeichen vor dem Haus geparkt hätten. V ielleicht werden die Wohnungen ja über ein V ermietungsportal weitervermittelt? Das Pensionistenpaar ist jedenfalls traurig über den Verlauf und würde heute an- ders handeln, wenn es noch einmal die Chance hätte. Warum, weiß Herr Maier genau: - Die ehemaligen Nachbarn sind allesamt unglücklich über den Klotz in ihrer Umgebung. Deshalb fah- ren die beiden Pensionis- ten auch nicht mehr gerne in ihren alten Heimatort. - Auch die eigenen Kinder sind entsetzt. Sie haben am eigenen Leib verspürt, wie schwierig es mitler- weile für junge Familien ist, Wohnungen zu be- kommen. - In erster Linie aber ist auch das Finanzielle ein Thema. Den Pensionisten geht es gut, sie haben eigentlich ausgesorgt. Auch der ursprüngliche Wohnungen und Häuser, die die meiste Zeit des Jahres leerstehen, sind auch im Brixental zu einem großen Prob- lem geworden (Symbolbild: A. Sieberer).
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