Kitzbüheler Anzeiger

Westendorf

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4 März 2018 Thema 1938 begann eines der dunkelsten Kapitel der österreichischen Geschichte 80 Jahre „Anschluss“ Im März jährt sich der „An- schluss“ Österreichs an Hitlerdeutschland zum acht- zigsten Mal - und damit der Beginn einer der dunkelsten Zeiträume unserer Ge- schichte. Als „Anschluss“ werden seit 1938 vor allem die Vorgänge bezeichnet, mit denen ös- terreichische und deutsche Nationalsozialisten im März 1938 die De-facto-Annexion des Bundesstaates Öster- reich durch das nationalso- zialistische Deutsche Reich veranlassten. Beim Anschluss spielten durchaus nicht nur deutsch- nationale Gesinnungen eine Rolle. So fürchteten die So- zialdemokraten, im vorwie- gend ländlich-konservativ geprägten Deutschösterreich politisch in die Defensive gedrängt zu werden, und erhofften die Umsetzung des Sozialismus im Rahmen der deutschen Republik. Bei den Christlichsozialen spiel- te hingegen die Abneigung gegen den so empfundenen Wiener Zentralismus eine nicht unmaßgebliche Rolle. Die Deutschösterreicher wa- ren es jahrhundertelang ge- wohnt, in einem imperialen Reich zu leben, und konnten sich mit dem neuen Klein- staat nicht identifizieren. In dieser Situation wurde, psychologisch geschickt, die Behauptung lanciert und ständig genährt, dass das verhältnismäßig kleine Rest-Österreich wirtschaft- lich nicht lebensfähig sei. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in Deutschland hatten sich die Rahmenbe- dingungen 1933 grundle- gend geändert. Adolf Hitler, der als gebürtiger Oberöster- reicher 1925 seine österrei- chische Staatsbürgerschaft abgelegt hatte und 1932 im Alter von 43 Jahren deut- scher Reichsangehöriger ge- worden war, hielt sich trotz der schon 1924/25 in seinem Buch „Mein Kampf“ nie- dergeschriebenen Forderung „Deutschösterreich muss wieder zurück zum großen deutschen Mutterlande“ da- hingehend außenpolitisch zunächst zurück. Um einer in Österreich ge- planten Volksabstimmung über die Unabhängigkeit zu- vorzukommen, befahl Hitler aber die Mobilmachung der für den Einmarsch vorgese- henen 8. Armee. Am 11. März 1938 über- nahm Hermann Göring per Telefon und Telegraf die Re- gie bei der Vorbereitung zum „Anschluss“ Österreichs. Er verlangte ultimativ den Rücktritt des Kanzlers Schuschnigg. Einer Weisung aus Berlin folgend, strömten die österreichischen Natio- nalsozialisten in das Bun- deskanzleramt und besetz- ten Gänge und Ämter. Am Nachmittag des 11. März willigte Schuschnigg ein, die Volksabstimmung abzusagen. Am Abend er- zwang Hitler dessen Rück- tritt zugunsten Seyß-In- quarts. Schuschnigg erklärte seinen Rücktritt im Rund- funk („Gott schütze Öster- reich!“) und wies das ös- terreichische Bundesheer an, sich beim Einmarsch deutscher Truppen ohne Ge- genwehr zurückzuziehen. Gleichzeitig begann in Wien und allen Landeshauptstäd- ten die Machtübernahme durch österreichische Na- tionalsozialisten, die noch am Abend des 11. März an zahlreichen öffentlichen Ge- bäuden Hakenkreuzfahnen hissten, lang bevor der Ein- marsch der deutschen Wehr- macht begann. In Wien traf am 12. März um 4:30 Uhr auf dem Flughafen Aspern der Reichsführer SS Heinrich Himmler in Be- gleitung von SS- und Po- lizeibeamten ein, um die Übernahme der österreichi- schen Polizei durchzufüh- ren. Unter Glockengeläut überschritt Hitler am Nach- mittag des 12. März bei sei- ner Geburtsstadt Braunau die Grenze und erreichte vier Stunden später Linz, wo er vom Balkon des Rathau- ses aus eine Ansprache hielt und erklärte, er habe den Auftrag, seine teure Heimat dem Reich wiederzugeben. Noch am selben Abend tra- fen in Linz Hitler und Seyß- Inquart zusammen und vereinbarten die sofortige Durchführung der „Wieder- vereinigung“ ohne die ge- planten Übergangsfristen. Das Gesetz über die W ieder- vereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich wurde am folgenden Tag, dem 13. März, in Linz von Hitler für das Reich und von Seyß-In- quart für Österreich verein- bart und noch am gleichen Tag in der zweiten Kabi- nettssitzung der Regierung Seyß-Inquart in W ien be- schlossen. Bundespräsident Miklas trat zurück, da er das Gesetz nicht beurkunden wollte. Der 13. März 1938 gilt daher juristisch als Da- tum des „Anschlusses“. Österreich war nun als Land Österreich völkerrechtlich Teil des Deutschen Rei- ches, die Bundesregierung Seyß-Inquart amtierte als österreichische Landes- regierung unter der Aufsicht der Reichsregierung wei- ter. Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich wurde Österreich aus der Liste der Völkerbundmitglieder ge- strichen, weil es sich um den Untergang eines Mitglied- staates handelte. Am 15. März verkündete Hitler auf dem Heldenplatz in Wien unter dem Jubel von angeblich etwa 250.000 Menschen „den Eintritt meiner Heimat in das Deut- sche Reich“. Er bezeich- nete Österreich als „älteste Ostmark des Deutschen Volkes“ und „jüngstes Boll- werk der Deutschen Nation und damit des Deutschen Reiches“, vermied aber, den Namen Österreich zu nennen. In zahlreichen Wie- ner Betrieben war die Beleg- schaft dazu verpflichtet wor- den, an dieser Kundgebung geschlossen teilzunehmen. Der Jubel auf dem Helden- platz spiegelte die begeister- te Stimmung in einem gro- ßen T eil der Bevölkerung wider. Bereits in den ersten Tagen nach der Machtübernah- me inhaftierten die neuen Machthaber unter Mithilfe
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