Hopfgarten im Brixental
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Gemeindeübersicht
April 2022 5 HOPFGARTNER BLATTL Ein alter Spruch lautet: „Am schönsten hat es die Forstpartie, denn der Wald wächst auch ohne sie“. Bereits in den 80iger Jahren wurde diese ro‐ mantische Betrachtung durch das Waldsterben infolge zunehmender Luftverschmutzung ge‐ trübt und konnte gerade noch in letzter Minute durch entsprechende Gegenmaßnahmen der Politik/Gesellschaft ein‐ gedämmt werden. Nun gerät der W ald wie‐ der in die Schlagzeilen. Die neue Herausforde‐ rung ist der prognosti‐ zierte Klimawandel mit vor allem höheren T em‐ peraturen und häufigeren Extremwetterereignisse. Unsere Wälder sind er‐ neut bedroht und die Waldeigentümer werden vor neuen Aufgaben ge‐ stellt. Schaffen wir es auch dies‐ mal noch, rechtzeitig die notwendigen Schritte – wie zum Beispiel die rich‐ tige Baumartenwahl, die Überführung zu mehr Laubholzbeständen und eine Forcierung der not‐ wendigen Pflegemaßnah‐ men ‐ einzuleiten? Haben wir noch genügend Zeit – oder ist nicht schon die zunehmende Borkenkäf‐ erplage wie in Osttirol ein mehr als deutliches Warn‐ signal für die bevorste‐ hende Katastrophe? Ei‐ gentlich ist dabei nicht der Borkenkäfer A uslöser des Problems, sondern vielmehr der Temperatur‐ anstieg bzw. die Wetter‐ kapriolen. In Abhängig‐ keit von der Temperatur beträgt nämlich die Ent‐ wicklungsdauer des Buch‐ druckers zwischen 6 bis 22 Wochen. Erhöht sich die Temperatur um 4 °C, benötigt der Fichtenbor‐ kenkäfer in 1275 m See‐ höhe zum Beispiel nur mehr die halbe Zeit für die Entwicklung je Genera‐ tion. Borkenkäfer sind wech‐ selwarme Tiere und pro‐ fitieren ganz besonders vom Klimawandel. Sie werden aktiver, vermeh‐ ren sich schneller und bil‐ den mehrere Generatio‐ nen im Jahr als sonst üblich. Z udem wird die Mortalität durch mildere Winter verringert und führt dadurch zu einer hö‐ heren Populationsdichte im Frühjahr. So kann zum Beispiel ein einziges Weibchen des Buchdru‐ ckers innerhalb einer Ve‐ getationsperiode rund 100.000 Nachkommen er‐ zeugen. Unter günstigen Bedingungen resultiert daraus innerhalb eines Jahres ein exponentielles Wachstum mit mehreren Millionen Exemplaren. Mit dem Nebeneffekt, dass auch gesunde Bäume durch diese Massenver‐ mehrung befallen werden und so ganze Wälder ab‐ sterben können und da‐ durch auch die Schutz‐ funktion des Waldes (Lawine, Steinschlag, Ver‐ murung) gefährdet wird. Abhilfe nur durch ,,saubere Waldwirt‑ schaft” l Derzeit einzige wir‐ kungsvolle Bekämpfung für den Borkenkäfer ist eine “saubere Wirtschaft”. Wichtig dabei ist, dass be‐ fallene Bäume möglichst frühzeitig erkannt wer‐ den (an herausrieseln‐ dem Bohrmehl, Harztrop‐ fen, Verfärbung der Na‐ deln). l Von Borkenkäfern befal‐ lene Bäume müssen schnellstmöglich, bevor die Käfer wieder ausflie‐ gen und neuen Befall ver‐ ursachen, geschlägert werden. l Das befallene Holz muss entrindet oder rasch aus dem Wald abtransportiert werden. l Zusätzlich sollen im Frühjahr noch F ang‐ bäume gelegt werden, um die Entwicklung des Kä‐ ferflugs zu kontrollieren. Eingangs zitierter Slogan wäre daher umzuschrei‐ ben: „Nur ein aktiv be‐ wirtschafteter, gepflegter Wald mit einer entspre‐ chenden Baumartenmi‐ schung ist gut gerüstet, um das prognostizierte Risiko des Klimawandels abzupuffern“. Wichtig da‐ bei wäre im Hinblick auf die Borkenkäferproble‐ matik, dass diese Maß‐ nahmen möglichst früh‐ zeitig und konsequent begonnen werden und Befallsherde rasch ent‐ deckt und aufgearbeitet werden. Nur so können wir die Resilienz unser Wälder erhöhen. Für F ragen rund um den Wald steht Ihnen das Team der Bezirksforstin‑ spektion Kitzbühel mit den Waldaufsehern gerne zur Verfügung. Bezirksforstinspektion Kitzbühel Borkenkäferentwicklung ist temperaturabhängig Die Ausgaben des Hopfgartner Blattl stehen auch als pdf Download zur Verfügung: www.hopfgarten.tirol.gv.at
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