Kitzbüheler Anzeiger

Fieberbrunn

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4 Aus der Gemeinde Ein Blick zurück auf die letzten Jahrzehnte Das Anwesen Tragstätt Verfasst vom Ehrenbürger und Altbürgermeister Herbert Grander, ehemaliger Vizebürgermeister und Obmann des TVB Fieberbrunn Wolfgang Schwaiger und Amtslei- ter Kaspar Danzl Als wir uns zuletzt auf einen gemütlichen „Hoangascht“ getroffen haben, haben wir auch das Thema Tragstätt Revue passieren lassen, weil es in den letzten Tagen vor den Gemeinderatswahlen zum medialen Mittelpunkt des Wahlkampfes wurde. Dabei wurde viel über die Vergan- genheit gesprochen und wir sind anschließend zur Mei- nung gelangt, dass die FieberbrunnerInnen die nachfol- genden Geschichten auch kennen sollten. Herbert, wie lange ist das Thema Tragstätt in der Gemeindepolitik präsent? Angefangen hat das Thema eigentlich mit finanziellen Pro- blemen des Eigentümers in den 1980iger Jahren, im Jahr 1986 wurden daher Widmungsanträge in Wohngebiet ein- gebracht. Der Gemeinderat hat im Juni 1987 die Umwid- mung von 6 Baugrundstücken in Wohngebiet beschlossen, die Widmung wurde jedoch vom Land Tirol abgelehnt und trotz eines Beharrungsbeschlusses im November 1988 nicht genehmigt. In den 1990iger Jahren, hat besonders Ernst Feller, der Großvater unseres berühmten Skistars Manuel Feller, auch privates Geld in die Hand genommen und die Vision eines „Gesundheitshotels“ am Areal Trag - stätt verfolgt. Er hat für das Areal Tragstätt Gutachten zum Moorgebiet eingeholt, die Idee eines „Schwefelbades“ verfolgt und die Gemeindevertretung zu diversen Exkur- sionen, unter anderem auch ins benachbarte Füssen ein- geladen, um uns für ein Gesundheitshotel oder auch für ein Thermenhotel zu begeistern. Dem Moor wurde in der 7 teiligen Güteklasse die Klasse 6 zugeordnet, es handelt sich also um hochwertiges Moor, das für gesundheitliche Nutzungszwecke bestens geeignet wäre. Ossi Eberhardt hat einen Teil des Moorkomplexes im Tragstättareal für sein Schloßhotel Rosenegg erworben, musste aber nach Detailuntersuchungen erkennen, dass ein Import des Moors billiger ist als dessen Abbau in unmittelbarer Nähe. Wolfgang, kannst du dich noch erinnern, als der Gemeinderat für einen deutschen Käufer eine "Villa" ge- nehmigen sollte, weil dieser das Anwesen gekauft hatte? Nach der leider tödlichen Erkrankung von Ernst Feller ist es zunächst für einige Zeit ruhig um die Ideen eines Gesund- heitshotels geworden. Die Landwirtschaft wechselte Ende der 1990iger Jahre außerbücherlich ihren Besitzer und zusehens haben sich Spekulanten um diese Liegenschaft bemüht. Als sich schließlich Anfang der 2000er Jahre ein deutscher Investor mit einer Pfandurkunde sein künftiges Eigentum an der Liegenschaft abgesichert hatte und sich nach einem Verkauf seiner Firma mit schätzungsweise 50 Jahren in Fieberbrunn zur Ruhe setzen wollte, kam die Gemeindevertretung erneut ins Spiel. Mit Hartnäckigkeit und mit viel Geschick konnten wir den Erwerb und eine Baugenehmigung für einen Grundstücksspekulanten mit voraussichtlich illegalem Freizeitwohnsitz (nach unseren Einschätzungen) verhindern und den Kaufinteressenten zum Rückzug bewegen. Es war die Zeit, als die Gemeinde- vertretung selbst die ersten Kontakte über einen möglichen Ankauf durch die Gemeinde geknüpft hat. Kaspar, warum wurde der Ankauf und eine Hotel- ansiedlung 15 Jahre nach den Bemühungen von Ernst Feller wieder ein interessantes Thema für die Gemeindepolitik? Die Nächtigungen im Pillerseetal haben zwischen dem Jahr 2000 bis 2007 um 13% abgenommen, wohingegen sie österreichweit um mehr als 12% zugelegt hatten. Wir haben auch mehr und mehr Gästebetten verloren, weil viele Privatzimmervermieter ihre Vermietung eingestellt ha- ben. In einer Tourismusstudie des Jahres 2008 wurde Fie- berbrunn und dem Pillerseetal eine düstere und bedenkli- che Entwicklung bescheinigt; wir hatten im Jahr 2008 nur 2 Viersternehotels in Fieberbrunn, für einen Tiroler Touris- musort war das viel zu wenig. Die Gemeindevertretung war zum Handeln und Reagieren gezwungen, besonders der Tourismusverband hatte kein bzw. viel zu wenig Geld für Infrastruktur und Marketingaufgaben zur Verfügung. Schon damals wurden von den Vertretern des Tourismusverban- des Schließungen von Hallenbädern und von Langlauf- loipen gefordert und die Notwendigkeit des Erhalts der Kleinskigebiete in Frage gestellt. Ich kann mich noch an Sitzungen erinnern, wo über mögliche Einsparungen bis in die Mitternachtsstunden diskutiert wurde, unter ande- rem auch, ob es eine Notwendigkeit der Aufrechterhaltung von 7 verschiedenen Wanderwegen auf die Buchenstein- wand gibt und ob 3 Loipen in Fieberbrunn nicht zu viel sind. Als Konsequenz wurde schließlich die Langlaufloipe Lauchsee aufgelassen. Diese beispielhaften Maßnahmen sind ein Beweis dafür, wie angespannt die budgetäre Si- tuation aufgrund der sinkenden touristischen Entwicklung war. Deshalb war es wichtig mögliche Hotelstandorte zu entwickeln und es gab damals nur 2 zur Verfügung ste- hende Grundstücke, das Areal Doischberg und das Areal Tragstätt. Warum das Areal Tragstätt auch außerhalb des Gesundheits- und Wellnessthemas damals wichtig war, darüber kann uns Wolfgang mehr erzählen. Wolfgang, wie hast du die Hotelentwicklung aus Sicht eines Teilhabers an den Rosenegger Schleppliften gesehen? Einer der Hauptgründe für das „Investment Tragstätt“ war neben der dringend notwendigen Verbesserung der tou-
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