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Kitzbüheler Anzeiger
05.03.2012
News  
 

Interview mit Ernst Hinterseer zu seinem 80. Geburtstag

Kitzbühel | Über die Pisten wedelt er wie ein Junger, Jodeln ist seine Leidenschaft und der  Schalk sitzt ihm nach wie vor im Nacken: Slalom-Olympiasieger Ernst Hinterseer wurde am Montag, 27. Februar, unglaubliche 80 Jahre jung.

Kitzbüheler Anzeiger: Wie haben Sie Ihren Ehrentag gefeiert?

Ernst Hinterseer: Im engsten Kreis mit Familie und Freunden. Mein Wunsch war, die Feier in Hochkitzbühel abzuhalten, weil der Hahnenkamm der Berg ist, dem ich seit meiner Kindheit am meisten verbunden bin. Die ARGE-Partner sind meinem Wunsch gerne nachgekommen. Die Bergbahn AG hat abends sogar extra die Gondelbahn in Betrieb genommen. Das ist eine große Ehre.

KA: Es ist kaum zu glauben, dass Sie 80 Jahre alt sind. Wie halten Sie sich fit?

Hinterseer: Ich gehe vormittags fast täglich Ski fahren, wenn das Wetter passt. Im Sommer marschiere ich wöchentlich zwei bis dreimal vom Hahnenkamm über die Streif ins Tal, außerdem bin ich fast täglich zum Schwimmen am Schwarzsee. Ich danke dem Herrgott, dass ich das in meinem Alter noch tun kann. Ich möchte aber auch Vorbild sein für andere Senioren, damit sie sich nicht gehen lassen. Man muss immer ein bissl kämpfen, wenn’s auch hin und wieder zwickt.

KA: Also kein Golf, Tennis oder Mountainbiken?

Hinterseer: Golf  war mir immer zu zeitaufwändig, deshalb habe ich lieber Tennis gespielt. Aber damit hab ich vor einem Jahr aufgehört. Ich bin im Herzen Sportler und habe meine Gegner mit dem Laufen so lange „niedergeranggelt“, bis ich gewonnen hab.  Man muss mit den Jahren eben zurückstecken. Deshalb radle ich auch nicht aufs Horn, damit würde ich meinen Körper überbelasten. Es ist besser, in sich hineinzuhorchen.

KA: Sie sind bekannt dafür, dass Sie der echten Volksmusik sehr zugetan sind. Gibt’s noch Einlagen als Schuhplattler?

Hinterseer: Mit dem Schuhplatteln hab‘ ich mittlerweile aufgehört. Aber die alten Volkslieder sing‘ ich noch immer gern. Am liebsten mit dem Jöchl Leo und dem Eberharter Pepi. Aber nur im privaten Kreis.

KA: Sie sind noch immer öffentlich tätig. Seit drei Jahren sitzen Sie im Aufsichtsrat  der Bergbahn AG. Sind Sie mit ihrem Lieblingsprojekt, der Asten-Talabfahrt, jetzt zufrieden?

Hinterseer: Vorstand Dr. Burger und Aufsichtsratsvorsitzender Bürgermeister Winkler sind für mich ein großes Glück. Sie nehmen gerne auf, was ich ihnen vermitteln will. Ich habe mich dafür eingesetzt, dass die Asten wieder aktiviert und für Anfänger entschärft wird, weil eine zweite Talabfahrt vom Hahnenkamm notwendig ist. Die tausenden Skifahrer, die heuer über eine blaue Piste talwärts fahren können, geben mir letztlich Recht. Die Asten wäre ohne diese Maßnahmen sicherlich zugewachsen. Außerdem haben wir auf meine Initiative eine Aussichtsplattform auf Hochkitzbühel geschaffen. Die Konkurrenz ist groß und nur Kitzbüheler zu sein, reicht nicht aus. Für den Sommertourismus gibt es in Kitzbühel noch genug Potenzial.

KA: Ist es richtig, dass Sie gerne Ideen entwickeln und damit der Zeit schon ein wenig voraus sind?

Hinterseer: Ich habe durch den Skisport vieles gesehen, viel kennengelernt und selbst Ideen entwickelt. Beim Hausbau 1961 haben wir in der Gästepension schon jedes Zimmer mit einem Bad ausgestattet, das war zu dieser Zeit ungeheuer. Damals haben die Leute gesagt: Jetzt ist der Hinterseer größenwahnsinnig geworden. Aber in den USA und in Japan habe ich erfahren, wie viel die Körperpflege dort Wert ist.  Auch auf den Carving-Ski bin ich sehr bald umgestiegen: Den ersten hab‘ ich schon zeitig in der Früh ausprobiert, damit mich keiner sieht (lacht).

KA: Die Tennishalle geht ja auch auf Ihre Initiative zurück?

Hinterseer: Mit einem Investor, der bei mir Gast war, haben wir 1976 die Halle gebaut und zwölf Jahre betrieben, sonst hätten wir in Kitzbühel heute noch keine Tennishalle. Höhepunkte waren das Finale des Head Cups in der Halle und ein Musikantenstadl.

KA: Der von Ihnen ins Leben gerufene Seniorenskitag ist legendär. Was war der Hintergrund für diese Veranstaltung?

Hinterseer: Die Generation 60 plus ist jene Generation, die Kitzbühel groß gemacht hat. Jeder einzelne hat seinen Anteil dazu beigetragen, jeder musste kämpfen und niemandem ist etwas in den Schoß gefallen. Diese Menschen soll man in der Öffentlichkeit nicht vergessen. Deshalb sponsern Gemeinde und Bergbahn AG die Skipässe und das Mittagessen für die teilnehmenden Senioren. Und wir haben alle außerdem eine Riesengaudi. Heuer findet der Seniorenskitag am 21. März statt.

KA: Sie sind sehr traditionsbewusst und erinnern die jüngeren Kitzbüheler gerne an die alten Werte. Sehen Sie sich als die mahnende Stimme im Hintergrund?

Hinterseer: Ich denke schon, dass ich das bin. Man darf die alten Traditionen nicht vergessen, das sind unsere Stärken. Und ich bin eben mit  Leib und Seele Kitzbüheler und auch tief im Bauernstand verwurzelt.  In die Berge gehen, alte Volkslieder singen, das ist Teil unserer Kultur,  das darf nicht vergessen werden. 

KA: Was hat der Olympiasieg in Ihrem Leben bewirkt?

Hinterseer:  Die beiden Olympia-Medaillen haben mein Leben total verändert. Ich bin Sportler des Jahres geworden, bin gleich nach Squaw Valley zu den Profis gewechselt. Ohne die beiden Medaillen wäre ich vielleicht als Senner auf die Alm gegangen oder Bauer geworden. Es war ja meine letzte Saison als Rennläufer und die beiden Medaillen musste ich mir nach einem komplizierten Beinbruch hart erkämpfen.

KA: Sie sind Ehrenringträger der Stadt Kitzbühel, wurden mit dem Verdienstkreuz des Landes und des Bundes geehrt. Was bedeuten Ihnen diese Auszeichnungen?

Hinterseer: Sie sind schön, aber für mich ist der Ehrenring der Stadt am wichtigsten. Das ist eine große Ehre für mich und zeigt die Wertschätzung für das, was ich für Kitzbühel getan habe. Am wichtigsten für mich ist aber die Familie. Ich bin seit 50 Jahren mit Reingard verheiratet, habe drei Söhne und acht Enkelkinder. Jeder davon ist in Kitzbühel geblieben. Das ist ein Riesenglück.

KA: Können Sie sich vorstellen, jemals woanders als in Kitzbühel zu leben?

Hinterseer: Ich wäre um ein Haar in Vail geblieben, dort hatte ich ein tolles Angebot zum Aufbau des Skiresorts. Aber ich bin wieder zurückgekommen, weil ich halt ein „Hoamrearer“ bin.

KA: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Hinterseer: Gesundheit.

Das Gespräch führte Alexandra Fusser

 

 
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