Kitzbüheler Anzeiger
04.09.2023
News  
 

Internationale Wirtschaft im Wandel

Wie wird sich die Welt in Zukunft verändern, und welche Herausforderungen kommen auf die Wirtschaft zu?

Kitzbühel | Die Unternehmerplattform „The Grow“ lud vergangenen Freitag zur Podiumsdiskussion mit Österreichs Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz und Deutschlands ehemaligem Bundesminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Das Interesse an dem Talk, der von Moderatorin Vaya Wieser-Weber geleitet wurde, war entsprechend groß. Hauptthemen waren die neuen wirtschaftlichen Herausforderungen, die große Unternehmen künftig zu bewältigen haben werden.

Für Sebastian Kurz, der nach 15 Jahren in der Politik in die Rolle des Unternehmers geschlüpft ist, ist es vor allem „die Verlagerung von wirtschaftlichem Erfolg, von Wachstum und Wohlstand aus unserer Region in andere Teile der Welt“, die die Wirtschaft vor neue Anforderungen stellt.
Wirtschaft als Basis für unseren Wohlstand

Ähnlich sieht es auch Karl-Theodor zu Guttenberg: „Die größte Schwierigkeit, die wir in Europa haben, ist, dass wir aus einer Wohlstandswelt kommen, aber das ändert sich gerade.“ Das Problem ist seiner Meinung nach, dass bei uns, im Vergleich zu anderen Ländern, oft zu wenig Bewusstsein dafür vorhanden sei, dass erfolgreiches Wirtschaften „die Basis für alles ist“. In anderen Kulturen wäre der Hunger nach wirtschaftlichem Erfolg und die Bereitschaft, dafür etwas zu leisten, größer als hierzulande. „In Europa waren wir früher Ideengeber, das hat sich geändert“, so der Ex-Bundesminister.

Dazu kämen „Big Player“ aus dem nicht-politischen Bereich, die immer mehr an Einfluss auf die wirtschaftlichen Entwicklungen gewinnen. „Die größte Herausforderung besteht darin, die wachsenden Komplexitäten auf der Welt zu begreifen“, so Guttenberg.

Wachsender Prozess des Auseinanderlebens
Laut Kurz habe nicht zuletzt der Ukraine-Krieg viel verändert. „Wir leben wieder mehr in einer geteilten Welt. Dieser Prozess des Auseinanderlebens wird sich in den nächsten Jahren noch weiter verstärken. Der größte Fehler, den wir daher machen können, ist zu glauben, dass es nur uns – den Westen – gibt und wir der Mittelpunkt der Welt sind.“

Umso erschreckender sei es, so Guttenberg, dass in Unternehmen oft nur wenige geopolitische Kenntnisse vorhanden seien. „Das reicht heute nicht mehr“, betont er. Anlass zur Sorge geben beispielsweise die sogenannten BRICS-Staaten, die sich ab 2024 aus elf Ländern zusammensetzen und damit dann mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung repräsentieren werden.

Müssen schauen, wo unsere Stärken liegen
Angesprochen darauf, wie es sein könne, dass Europa im Vergleich zu anderen Ländern zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung verliere, antwortete Sebastian Kurz: „Wir müssen den Stellenwert von Unternehmertum in unserem Land steigern. In Europa herrscht oft der Gedanke vor, dass alles, was neu ist, reglementiert werden muss. Und wir eifern oft anderen nach, anstelle zu schauen, wo unsere Stärken liegen – beispielsweise im Handwerk.“

Sein deutscher Gesprächspartner ergänzt: „In anderen Ländern gibt es eine ganz andere Kultur des Scheiterns. Bei uns versucht man in erster Linie, Fehler und Widerstände zu vermeiden und lieber den einfacheren Weg zu gehen. Risikobereitschaft wird nicht honoriert. Doch wer Neues wagt, wird auch ab und zu scheitern, aber am Ende neue Erfahrungen machen und gestärkt daraus hervorgehen.“

Insgesamt wünschen sich beide, dass in Zukunft wieder vermehrt das Miteinander in der Politik, aber auch in anderen Bereichen des Lebens in den Vordergrund rückt. Es sei aktuell leider sehr viel negative Energie zu spüren, nicht nur bei uns, auch in anderen Ländern. Es werde mehr das Skandalisierende gesucht, als der Konsens. Das schaffe wenig Vertrauen, so ihr gemeinsamer Tenor. sh

Bild: Sebastian Kurz und Karl-Theodor zu Guttenberg sprachen in Kitzbühel mit Modertorin Vaya Wieser-Weber über die wirtschaftlichen Herausforderungen, die auf Unternehmer zukommen werden. Foto: Huber

 
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