Kitzbüheler Anzeiger
22.02.2019
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Im Wohnheim wurde gestreikt

Die Beschäftigten im Altenwohnheim Kitzbühel legten am vergangenen Mittwoch für zwei Stunden die Arbeit nieder. Der Warnstreik zeigte offenbar Wirkung. In der Nacht von Montag auf Dienstag hat man sich bei den Kollektivvertragsverhandlungen geeinigt.

Kitzbühel | Margit Luxner klingt erschöpft, als sie der Kitzbüheler Anzeiger am Dienstagmorgen noch schnell ans Telefon bekommt. Die Betriebsrätin im Altenwohnheim Kitzbühel war bei den Kolletivvertragsverhandlungen in Wien dabei. Kurz nach vier Uhr früh konnte der Vertragsabschluss im privaten Gesundheits- und Sozialbereich erzielt werden.

3,2 Prozent mehr Lohn, bessere Bedingungen

Das kollektivvertragliche Einstiegsgehalt (ohne Zulagen) für eine Diplom-Pflegekraft in Vollzeit im Altenwohnheim liegt derzeit bei 2.258 Euro brutto, nach zehn Jahren erhöht sich das Gehalt auf 2.529 Euro brutto. Ein Pflegeassistent verdient kollektivvertraglich derzeit 1.961,30 brutto als Einstiegsgehalt (nach zehn Jahren 2.176,90 Euro). Nach rund 17-stündigen Verhandlungen bekommen die  100.000 Angestellten nun eine Lohnerhöhung von 3,2 Prozent, Lehrlinge bekommen künftig 100 Euro extra. Außerdem verbessert man die Rahmenbedinungen und es gibt ab dem zweiten Beschäftigungsjahr einen zusätzlichen Urlaubstag.

Blick auf das Ergebnis mit gemischten Gefühlen

Das Ergebnis der Kollektivvertragsverhandlungen sieht Luxner mit gemischten Gefühlen: „3,2 Prozent ist mehr, als Anfangs geboten wurde, aber auch nicht die Welt. Der zusätzliche Urlaubstag und die verbesserten Rahmenbedingungen sind ein Anfang. Jedoch sind wir bei einer Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit auf Granit gestoßen.“

Der erste Streik in der Geschichte des AWH

Da die Kollektivvertragsverhandlungen zuvor ins Stocken geraten waren, wurde im Altenwohnheim Kitzbühel letzte Woche das erste Mal in seiner Geschichte ein Warnstreik abgehalten. Alle diensthabenden Angestellten legten für zwei Stunden die Arbeit nieder, ein Notdienst für die Patientenversorgung wurde jedoch aufrechterhalten. „Zuvor konnte sich das niemand vorstellen, dass man auch in einem Altenwohnheim streikt. Die landesweiten Streiks haben unsere Verhandlungsposition gestärkt. Das war ein notwendiger Schritt, der eine Dynamik und einen Zusammenhalt entfacht hat “, erklärt Luxner.

Im Altenwohnheim Kitzbühel sah man den Streik mehr oder weniger gelassen. „Manche Bewohner haben keine Freude damit, aber wir haben die Situation mithilfe von Angehörigen gemeistert. In Österreich haben wir Streikrecht und das gilt es zu akzeptieren“, erklärt Geschäftsführer Wolfgang Zeileis, der am Tag des Streiks selbst hinter dem Ausschank im Altenwohnheim stand.

Im Bezirk sind Streiks recht außergewöhnlich

Bei uns im Bezirk sind Streiks recht außergewöhnlich, wie Hansjörg Hanser, ÖGB Regionalsekretär, informiert: „Dadurch, dass wir im Bezirk wenig industrielle Strukturen haben, kommt ein Streik sehr selten vor. Zuletzt etwa vor 15 Jahren aufgrund der Pensionsreform.“

Vielleicht könnte sich das in Zukunft aber ändern, denn Betriebsrätin Margit Luxner will weiter für eine bessere Entlohnung und Arbeitsbedingungen in der Pflege kämpfen. Weitere Streiks sind in Zukunft nicht ausgeschlossen, sagt die Kitzbühelerin.
Johanna Monitzer

Bild: Betriebsrätin Margit Luxner (2.v.li.) und David Schumacher, stv. GF GPA (vorne, Mitte), leiteten letzte Woche den Warnstreik im Altenwohnheim Kitzbühel. „Der Streik war ein notwendiger Schritt“, sagt Luxner. Foto: Monitzer

 
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