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Kitzbüheler Anzeiger
11.02.2022
News  
 

Gegenwind für Windkraft am Berg

Für den Ausbau der Windenergie wälzt das Land Salzburg ehrgeizige Pläne. Zwei potenzielle Standorte im Pinzgau, unmittelbar an der Landesgrenze zu Tirol, sind dafür vorsorglich festgelegt worden.

Salzburg, Kitzbühel | Windparks auf Berggraten und Gipfeln in den Kitzbüheler Alpen - kein utopisches Science-Fiction-Szenario, sondern ein Vorhaben, das in mittelbarer Zukunft tatsächlich Gestalt annehmen könnte.
Um die Klimaziele zu erreichen, setzt das Land Salzburg auf Windkraft und hat deshalb in seinem Landesentwicklungsprogramm 2021 bereits sogenannte „Vorrangzonen“ für die Errichtung von Windparks festgelegt. Zwei dieser insgesamt elf Standorte befinden sich in den Kitzbüheler Alpen auf Pinzgauer Seite, aber direkt  an der Landesgrenze zu Tirol. Konkret handelt es sich dabei um den Bereich „Hochalm“, einen Höhenrücken im Gemeindegebiet von Saalbach-Hinterglemm, sowie um das Gebiet Resterhöhe-Rossgruberkogel, den weitläufigen und plateauartigen Höhenrücken auf Mittersiller und Bramberger Gemeindegebiet.

Windtechnische "Gunstlagen"
In dem Salzburger Landesentwicklungsprogramm enthalten ist ein „Umweltbericht zur strategischen Umweltprüfung (SUP)“, der dem Kitzbüheler Anzeiger vorliegt. Darin wird den beiden besagten „Windkraft-Vorrangzonen“ durchaus Tauglichkeit attestiert – und zwar nicht nur aufgrund ihrer „windtechnischen Gunstlagen“. Beide Zonen befinden sich in Skigebieten - Hochalm im Skicircus Saalbach-Hinterglemm, Resterhöhe im Gebiet der Bergbahn AG Kitzbühel – und sind daher infrastrukturell und verkehrstechnisch entsprechend erschlossen. Naturschutzgebiete, geschützte Landschaftsteile oder Biosphärenparks würden nicht tangiert, heißt es in dem Bericht. Negative Auswirkungen könnten in diesen Vorrangzonen mit entsprechenden Ausgleichsmaßnahmen grundsätzlich gut kompensiert werden.

Zwischen 1.800 und 2.000 Metern
Die Kehrseite: Die Vorrangzonen befinden sich in Höhenlagen zwischen 1.800 und 2.000 Metern, also in sensiblem subalpinen und alpinen Bereich. Im Winter wie auch im Sommer sind sie entsprechend stark frequentiert und für ihr Panorama auf die umliegende Bergwelt geschätzt. Durch Windräder könnte der einzigartige Blick auf die Steinberge oder die Hohen Tauern allerdings getrübt werden: Denn die Gesamthöhe für Windenergieanlagen wird mit 160 bis 235 Metern angenommen: ca. 100 bis 150 Meter Nabenhöhe und ca. 120 bis 170 Meter Rotordurchmesser - so steht es in dem Umweltbericht zu lesen.
Darüber hinaus kursiert im Pinzgau bereits das Gerücht sowie ein anonymes Schreiben, dass auf der Resterhöhe-Rossgruberkogel dem Kamm entlang  acht Windenergieanlagen errichtet werden könnten. Eine Stellungnahme dazu hat die zuständige Abteilung für Raumordnung beim Land Salzburg auf Anfrage des Kitzbüheler Anzeigers bis Redaktionsschluss nicht abgegeben.

Winkler: "Halte das für schlechten Aprilscherz"
In Kitzbühel hat man für die Salzburger Bestrebungen auf der Resterhöhe wenig Verständnis, derzeit allerdings auch wenig Kenntnis. Bislang sei man gar nicht informiert worden. „Es fehlen konkrete Fakten“, heißt es von Anton Bodner und Christian Wörister, den beiden Vorständen der Bergbahn AG Kitzbühel.
Klaus Winkler, Bürgermeister und zugleich Bergbahn-Aufsichtsratsvorsitzender, hält die Windkraftpläne gar für „einen schlechten Aprilscherz“, wie er verdeutlicht. „Ich lehne ein solches Ansinnen komplett ab. Die Natur ist unser wichtigstes Kapital, diese würde durch Windräder am Bergkamm schwerstens beeinträchtigt werden. So eine Anlage würde unser Landschaftsbild komplett verschandeln und zudem im Betrieb Tag und Nacht unnötigen Lärm verursachen. Windräder haben sicherlich ihre Berechtigung zur nachhaltigen Erzeugung von Energie, aber unsere Berge sind dafür der komplett falsche Standort.“  
Widerstand regt sich jedenfalls beim österreichischen Alpenverein, der den Bau von Windkraftanlagen in Gebirgslagen generell ablehnt. Die Landesverbände aus Tirol und Salzburg haben sich entschieden dagegen ausgesprochen.

AV Kitzbühel: negative Stellungnahme
Eine negative Stellungnahme brachte die AV-Sektion Kitzbühel schon im Jänner beim Land Salzburg ein, wie der Vorsitzende Jonny Möllinger bestätigt,weil es sich bei den beiden genannten Vorrangzonen um „eine besonders schützenswerte Landschaft“ handle, die ästhetisch und durch Lärmentwicklung massiv beeinträchtigt würde. Das Gebiet Resterhöhe-Rossgruberkogel sei ein Naherholungsgebiet von besonderem Stellenwert, sein unverfälschter Blick auf den Tauernkamm mache diese Almgegend einzigartig. „Wir ersuchen daher dringend, von einer Weiterentwicklung dieser Ideen abzusehen.“ Alexandra Fusser

Bild: Windräder (Symbolbild)  - ein Weg zur Energiewende oder eine Verschandelung der Landschaft?  Dort, wo sie entstehen sollen, gehen die Wogen hoch. In Gebirgslagen sind Windkraftanlagen umstritten. Foto: Adobe Stock

 
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