Kitzbüheler Anzeiger
11.03.2021
News  
 

Frauen in der Zerreißprobe

Vor 110 Jahren fand der Weltfrauentag zum ersten Mal statt. In der Zwischenzeit hat sich viel verändert, ein Grund zum Feiern ist dies noch immer nicht. Die Krise hat gezeigt: Frauen sind doppelt und dreifach mehr belastet.

Bezirk | Das Rollenbild von der Frau am Herd wird im Jahr 2021 von der Multitasking Mama mit Handy und Computer abgelöst. Krisenbedingt wird daheim gearbeitet, gekocht, Kinder betreut und beim Lernen unterstützt. Über all den Mehrfachbelastungen schwebt dann auch noch die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz. Und dass diese Sorgen nicht unbegründet sind, zeigen die neuesten Daten aus dem Abeitsmarktbericht. Die Frauenarbeitslosigkeit ist gar um 267% gestiegen und betroffen waren die typischen ‚Frauenberufe‘. Branchen, in denen die Löhne ohnehin schon niedrig ausfallen. Die Zahlen im Bezirk Kitzbühel sind noch höher: 1.842 Frauen im Bezirk Kitzbühel sind im Moment als arbeitslos gemeldet, das entspricht einem Anstieg von 625 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Vor einer „Alarmstufe Rot“ warnt Margit Luxner, Betriebsratsvorsitzende vom Altenwohnheim Kitzbühel.

Neue Kampagne der SP-Bezirksfrauen
Unter dem Motto „Uns reicht’s. Frauen verdienen mehr“ schlagen die SPÖ-Bezirksfrauen Kitzbühel zum Internationalen Frauentag Alarm. „Wir kämpfen darum, dass wir heraus aus der Krise kommen. Es braucht jetzt Initiativen, die Frauen stärken“, so SPÖ-Bezirksfrauenvorsitzende Kitzbühel Anna Grafoner und LA Claudia Hagsteiner.
Gefordert wird ein Arbeitsmarktpaket unter Anderem mit einer Corona-Arbeitsstiftung für Frauen, Qualifizierungsturbo durch Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, KV-Mindestlohn von 1.700 Euro steuerfrei, Soforthilfepaket für Alleinerziehende und Rechtsanspruch auf ganztägige gratis Kinderbetreuung.
Ein Ende des monatelangen Spagats ist derzeit noch nicht in Sicht. „Die Krise wurde vielerorts wirklich zur Zerreißprobe, die psychischen Auswirkungen sind enorm. Schon vor der Krise wurde die sogenannte unbezahlte Arbeit zu zwei Dritteln von den Frauen gestemmt. Die letzten Monate hatten einen massiven gesellschaftspolitischen Rückschritt zur Folge, viele Frauen wurden in alte Rollenbilder geradezu gedrängt“, warnt Luxner. Gefordert wird die Berücksichtigung speziell von Frauen in den Arbeitsstiftungen sowie die bessere Anrechnung von Kindererziehungszeiten.

Auf Frauentag folgt Equal Day Pay
Wie eng die Themen Frauen und gerechte Bezahlung verknüpft sind zeigt der heurige Equal-Pay-Day, der einen Tag später, am Dienstag, stattgefunden hat. Vergleicht man die Einkommen von Frauen und Männern in Tirol, so beginnt erst am 9. März die geleistete Arbeit von Frauen, sich sprichwörtlich auszuzahlen. Denn erst an diesem Tag verdienen Frauen auch Geld mit ihrer beruflichen Erwerbstätigkeit – sie arbeiten 68 Tage kostenlos und verdienen im Durchschnitt 18,6 Prozent weniger als Männer.
Österreichweit hat Tirol noch großen Nachholbedarf, denn im bundesschnitt fand der Equal Pay Day schon am 21. Februar statt. Verena Mühlbacher

Bild: Frauen verdienen auch im Jahr 2021 noch deutlich weniger als Männer.

Daten & Fakten - Verantwortung ist männlich
Anlässlich des Weltfrauentages hat der Österreichische Gemeindeverband mit einer Aussendung aufhorchen lassen. Immer mehr Frauen ünernehmen Verantwortung in Gemeinden. In Tirol gibt es 17 Ortschefinnen, davon sind zwei im Bezirk Kitzbühel tätig: Annamarie Plieseis in Westendorf und Brigitte Lackner in St. Ulrich.

Die Funktion der Vizebürgermeisterin wird österreichweit von rund 20 Prozent der Frauen ausgeübt, dem entsprechen auch die vier Stellvertreterinnen in St. Jakob, Schwendt, Kössen und Hochfilzen. „Die Hälfte der österreichischen Bevölkerung sind Frauen, daher sollten diese auch auf jeder politischen Ebene zu einem Anteil vertreten sein, der dieses Verhältnis widerspiegelt“, so die Gemeindebund-Vizepräsidentinnen Sonja Ottenbacher und Roswitha Glashüttner. Ein Grund, warum immer noch viele Frauen vor kommunalen Spitzenpositionen zurückscheuen, ist die Mehrfachbelastung durch Beruf und Familie.

 
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