Frage lautet: Pletzer oder Schultz?
Der Aufsichtsrat der St. Johanner Bergbahnen bringt nun die PletzerGruppe gemeinsam mit anderen Investoren ins Spiel. Rein rechtlich dürfte SkiStar ihre Anteile aber auch an die Schultz Gruppe verkaufen.
St. Johann | Das Ringen um die Mehrheitsanteile der St. Johanner Bergbahnen GmbH ist noch nicht zu Ende, aber zumindest absehbar. Die Gemeinden und der Tourismusverband bringen nun die Pletzer Gruppe mit anderen Investoren als möglichen Käufer in Stellung. „Der § 77 im GmbH-Gesetz erlaubt, dass der Aufsichtsrat einen alternativen Käufer nennt. Das Angebot der Bietergruppe rund um die Pletzer Gruppe liegt bereits bei den Schweden“, informierte TVB-Obmann Josef Grander bei der Vollversammlung letzte Woche.
Pletzer: „St. Johann würde gut zu uns passen“
Anton Pletzer bestätigt die Abgabe eines Angebotes, auf Nachfrage des Kitzbüheler Anzeigers. Zusammen mit dem Unternehmer Jürgen Marbach (Hotel Kaiserfels St. Johann) sowie dem Unternehmen Autobus Oberbayern wurde eine Gesellschaft gegründet – wobei Pletzer die Mehrheit hält. „St. Johann würde sehr gut zu unseren Bergbahnen in Hopfgarten und im Pillerseetal passen“, erklärt Pletzer.
Bereits bei der ersten Ausschreibung der Mehrheitsanteile von SkiStar hatte die Pletzer Gruppe mitgeboten – war aber zu niedrig. „Wir bieten nun dieselbe Summe wie die Schultz Gruppe und rechnen uns gute Chancen aus.“
Marktgemeinde wäre für Pletzer als Käufer
Sollte das Firmenkonstrukt rund um Pletzer, Marbach und der Autobus Oberbayern zum Zug kommen, wäre das auch im Sinne der Marktgemeinde, wie Bürgermeister Hubert Almberger (VP) bestätigt: „Wir wären mit dieser Situation einverstanden. Es kann uns eigentlich nichts besseres passieren, als dass Unternehmer aus der Region den Zuschlag bekommen. Auch innerhalb des Gemeinderates war die Stimmung dazu positiv.“
SkiStar hat nun die Wahl
Ob SkiStar den Zuschlag an Pletzer und Co. vergibt, ist aber noch offen, denn das Gericht entschied, dass der Verkauf an die Schultz Gruppe, gegen den die Gemeinde rechtlich vorgegangen war, in Ordnung ist. SkiStar kann somit auch ohne weiteres an die Zillertaler Schultz Gruppe verkaufen. Stellung nehmen zu dem Verkauf und dem Gerichtsurteil wollte man seitens SkiStar nicht. „Es gibt derzeit nichts zu kommunizieren“, teilte Pressesprecherin Petra Hallebrant dem Anzeiger mit.
Es bleibt somit spannend. Bürgermeister Almberger rechnet mit einer zeitnahen Entscheidung: „Es könnte relativ schnell gehen, denn SkiStar möchte die Anteile los werden.“ TVB-Obmann Josef Grander meint: „Ich denke, dass es für SkiStar egal ist, von wem das Geld kommt – deshalb werden wohl die Investoren rund um Pletzer den Zuschlag bekommen.“ Bis Redaktionsschluss war jedoch noch nichts entschieden.
8. Dezember Winterstart
Fix ist nur, dass die Bergbahnen St. Johann mit 8. Dezember den Winterbetrieb aufnehmen.Johanna Monitzer
Bild: Am 8. Dezember gingen die Eichenhof-Lifte in Betrieb – noch unter Mehrheitseigentümer SkiStar. Foto: Egger
Daten & Fakten - Chronologie eines Verkaufes
➤ November 2020: Es wird bekannt, dass SkiStar beabsichtigt, seine Mehrheitsanteile an den St. Johanner Bergbahnen zu verkaufen. Seit 2016 gehören dem schwedischen Konzern SkiStar 68,35 Prozent der Bergbahn-Anteile.
➤ 5. Mai: Die Zillertaler Schultz Gruppe wird als Käufer der Mehrheitsanteile präsentiert. Die Schultz Gruppe kündigt zahlreiche Investitionen in das St. Johanner Skigebiet an.
➤ 28. Mai: Der Bergbahn-Aufsichtsrat stoppt die Übernahme und fordert Informationen ein. Bürgermeister Hubert Almberger berichtet über geschwärzte Vertragsteile zwischen der Schultz Gruppe und SkiStar.
➤ 25. Juni: Aufsichtsratsvorsitzender Stefan Seiwald, der Vertreter der Marktgemeinde St. Johann, wird ohne Zustimmung der St. Johanner abberufen.
➤ 16. Juli: Der Aufsichtsrat stimmt gegen den Verkauf an die Schultz Gruppe.
➤ August, September: Die Marktgemeinde St. Johann und SkiStar gehen gerichtlich gegeneinander vor.
➤ Oktober: Die Marktgemeinde St. Johann überlegt, gemeinsam mit dem TVB die Mehrheitsanteile von SkiStar selber zu kaufen.
➤ Ende November: Das Gericht bestätigt, dass der Verkauf an die Schultz Gruppe rechtens ist.
➤ 2. Dezember: Von der Tagesordnung der Vollversammlung des Tourismusverbandes wird der Punkt „Abstimmung über den Kauf von 50 Prozent der SkiStar-Anteile“ kurzerhand wieder heruntergenommen. In der Vollversammlung wird verkündet, dass die Pletzer Gruppe zusammen mit Jürgen Marbach und Autobus Oberbayern ein gleichwertiges Angebot wie die Schultz-Gruppe an SkiStar stellt.