Kitzbüheler Anzeiger
02.09.2019
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Ein Immo-Stimmungsbarometer

Die beinahe schon sprichwörtlichen Höhenflüge des Kitzbüheler Immobilienmarktes befeuern den Hunger nach Zahlen: Die aktuellen Preislisten werden mit Argusaugen studiert und ausgiebig kommentiert. Doch wie entwickelt sich der Immobilienmarkt in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs? Ein Stimmungsbarometer.

Kitzbühel, Bezirk  | Das erste Halbjahr war nach dem großen Höhenflug 2018 im Bezirk eher „bescheiden“: Die Zahl der Transaktionen ging um 29,9 Prozent auf insgesamt 620 zurück – befindet sich aber auf gleichem Niveau wie vor zwei Jahren – und die Erlöse liegen mit 436 Millionen Euro um 126 Millionen unter der Vorjahresmarke. Das sollte aber nicht darüber hinweg täuschen, dass dieses Ergebnis noch immer das zweitbeste seit Beginn der Aufzeichnungen ist, wie aus dem aktuellen Remax-Immospiegel hervorgeht.  Trotz des Rückgangs liegen übrigens die Top 5 der teuersten Tiroler Immobilien erneut im Bezirk – an erster Stelle ein Hotel in Reith um 17 Millionen Euro. Auf den Plätzen folgen Gebäude in Kitzbühel um 12 Millionen bzw. in Jochberg um 11,7 Millionen Euro sowie eine Immobilie in Kitzbühel um 10,3 Millionen und zuletzt in Aurach um 8,2 Millionen Euro.

Anlageverhalten „begünstigt“

Soweit die Zahlen, die sich so oder ähnlich immer wieder zeigen. Nun steht allerdings erst einmal eine konjunkturielle Abkühlungsphase bevor: Wirtschaftsexperten gehen von einem deutlich schaumgebremsten Wachstum aus. Wie wirkt sich das auf einen Immobilienmarkt aus, wo „Betongold“ eine gewisse Größe darstellt? Der Kitzbüheler Anzeiger bat unter anderem Philipp Reisinger, den Obmann der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, um seine Einschätzung: „Eine Rezession begünstigt das Anlageverhalten. Das wird man nicht stoppen können.“ Trotzdem warnt Reisinger davor, voreilige Schlüsse zu ziehen, denn: „Der Kitzbüheler Markt ist ein Nischenmarkt. Wir haben es hier mit einer großen Anzahl von Unikaten zu tun. Keine zwei Grundstücke oder Häuser gleichen einander. Und es gibt relativ wenige Transaktionen.“ Daher ist eine Trendablese sehr schwierig. Dennoch hält Reisinger den Kitzbüheler Markt auch weiterhin für begehrt: „Ich denke, dass die Anlageform Kitzbühel nach wie vor sehr beliebt sein wird. Es gibt hier darüber hinaus eine große Nutzungsfreude, die Gebäude stehen nicht leer.“

Was Reisinger durchaus beobachtet hat: Der Grund wird immer „wertvoller“ – in dem Sinne, dass er nur begrenzt zur Verfügung steht. Somit gibt es aktuell den Trend, ökonomischer zu bauen bzw. bestehende Objekte in „sehr, sehr teuren Lagen“ umzuwandeln.

Auch für Einheimische „gibt es sehr wohl Initiativen“, wie Reisinger festhält, z.B. von gemeinnützigen Bauträgern. Am Wohnungsmarkt tauchen selbst in Kitzbühel immer wieder „Schnäppchen“ auf, die leistbar sind.

Immobilienexperte Peter Berger, der regelmäßig einen Marktbericht für Kitzbühel herausbringt, fügt hinzu: „Eigenartigerweise stagniert die Transaktionszahl in Kitzbühel, obwohl es in anderen Bezirken Zuwächse gibt.“ Dennoch rechnet auch er – nach seiner Einschätzung gefragt – in der nächsten Zeit mit einem leichten Plus, was die Nachfrage betrifft. „Wir haben die Zinsen, die unten sind und bleiben – wie uns Kapitalmarktexperten und Banken sagen. Das verstärkt klarerweise den Trend in die Immobilien.“

Relationen im Auge behalten

Berger verweist ebenfalls auf die Relationen, die bei so manchem vielleicht ein verzerrtes Bild hinterlassen können: Nicht nur wegen der geringen Transaktionszahl, sondern: „Eine teure Einzeltransaktion haut den gesamten Durchschnittswert nach oben.“ Bereits im Zuge der Präsentation seines aktuell gültigen Immobilienberichtes im vergangenen Jahr warnte der Consulter vor überspannten Erwartungen. Zwischen dem Wunsch der Verkäufer und der Realität am Markt klafft nicht selten eine erhebliche Lücke. Diese gewisse Schieflage sollte nicht vergessen werden, wenn es um den Kitzbüheler Immobilienmarkt geht. Nichtsdestotrotz ist der Grund in der Region ein begehrter.

Daher sieht auch Peter Berger „die Politik gefordert“. Zwar gibt es von Seiten des Landes wie berichtet einige Initiativen, „die müssen aber erst einmal durchgesetzt werden“, kommentiert Berger. Entsprechende Steuerungsmittel, die helfen, die einheimische Bevölkerung im Ort zu halten, „gehören her“, so Berger abschließend.
Elisabeth Galehr

 
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