Kitzbüheler Anzeiger
10.05.2021
News  
 

„Drehe jeden Euro zweimal um“

Christoph Pfluger ist der neue Verwaltungsdirektor im Bezirkskrankenhaus. Welche Herausforderungen es seit Corona gibt und warum es unterm Strich weniger Patienten gab, erklärt er im Interview.

Die Corona-Pandemie bedeutet für die Krankenhäuser nicht nur ein Auge auf die Intensiv-Betten-Kapazitäten zu haben – welche Herausforderungen gibt es in St. Johann?
Es ist allen Krankenhäusern gleich ergangen. Zu Beginn der Pandemie war die Beschaffung von Schutzausrüstung und Material eine Herausforderung. Das war in der ersten Welle für den Betrieb enorm schwierig – besonders für die Mitarbeiter. Alle Mitarbeiter leisten Großartiges - ihnen gilt ein großer Dank.
Die größten Herausforderungen waren und sind die Intensivbetten. Es wurde tirolweit ein Netzwerk aufgebaut. St. Johann hat sich verpflichtet, 50 Prozent seiner acht Intensivbetten für Covid-Patienten zu reservieren. Wenn bei uns in St. Johann die Betten voll sind, dann können wir auf die anderen Krankenhäuser zählen. Ab Mai nehmen wir im BKH zudem eine neue Covid-Station in Betrieb.  

Fehlende Patienten in einem Krankenhaus während einer Pandemie. Für viele ist das unverständlich. Bitte erklären Sie es unseren Lesern.
Patienten fehlten im Pandemiejahr in allen Krankenhäusern – da ist St. Johann keine Ausnahme. Warum? Viele Patienten haben zweimal überlegt, ob sie ins Krankenhaus oder zum Arzt gehen. Viele wollten den Krankenhäusern nicht zusätzlich mit Routineoperationen zur Last fallen oder hatten Angst, sich mit Corona zu infizieren. Zudem hatten wir als Tourismusregion ohne Wintersaison kaum Skiunfälle.
Die andere Seite ist, dass wir nicht alle Operationssäle voll auslasten konnten, weil wir die Intensivbetten-Kapazitäten im Auge behalten mussten.   

Welche Operationen wurden aufgrund der Pandemie hinausgezögert bzw. verschoben?
Alle lebensnotwendigen Operationen wurden bei uns im Haus zu jeder Zeit durchgeführt. Es gibt aber Operationen, die muss man nicht sofort machen – diese wurden dann nach Einschätzung des behandelnden Arztes verschoben.
Mittlerweile sind wir aber fast wieder bei unseren normalen Kapazitäten. Ab Juni/Juli können wir dann auch Dank der neuen Covid-Station wieder im Normalbetrieb operieren.

Im ersten Pandemiejahr 2020 verzeichnete das BKH ein Minus, wie sieht ihre wirtschafltiche Prognose für die Zukunft aus?
Das Ergebnis ist für ein Pandemie-Jahr sehr gut. Wir haben das zweitbeste Ergebnis von Tirol. Darauf sind wir stolz. Ein Dank gilt auch dem Land Tirol, das uns finanziell unterstützt hat.
Eine Prognose für die Zukunft ist schwer abzugeben, da niemand weiß, wie sich die Pandemie entwickeln wird. Wir hoffen natürlich das Beste. Ich glaube, dass wir uns durch die neue Covid-Station ein großes Maß an Sicherheit geschaffen haben, um das Operationsprogramm im Normalbetrieb halten zu können.

Werden die Gemeinden stärker belastet werden müssen?
Derzeit aus unserer Sicht nicht.

Sie haben in einem anderen Zeitungsinterview gesagt, sie sind kein Erbsenzähler – wo lohnt es sich trotzdem im Verwaltungsappart des BKH noch genauer hinzuschauen?
Ich bin sehr wirtschaftlich orientiert – das ist auch meine Aufgabe. Ich drehe jeden Euro zweimal um, weil es dabei ja um Steuergeld geht. Der Verwaltungsappart in St. Johann wurde von meinen Vorgängern schon so effizient geführt – das sieht man selten. Sparen können wir noch bei Verbrauchsmaterial z.B. kann man manche Produkte wiederaufbereiten. Hier stellen wir gerade um. Johanna Monitzer

Bild: „Viele haben zweimal überlegt, ob sie ins Krankenhaus gehen“, nennt Christoph Pfluger einen Grund, warum es 2020 weniger Patienten gab. Foto: Monitzer

Zur Person Christoph Pfluger
St. Johann, Kirchbichl | Seit 1. Februar ist Christoph Pfluger der neue Verwaltungsdirektor im Bezirkskrankenhaus St. Johann. Der Wechsel wurde mit der Bestellung des bisherigen Leiters Thomas Pollak zum Landesgesundheitsdirektor nötig.

Rückkehr nach St. Johann
Für Christoph Pfluger war es eine Rückkehr in eine vertraute Umgebung: er war bereits von 2013 bis 2016 Leiter der Qualitäts-, Risikomanagement- und Organisationsentwicklung am BKH St. Johann, bevor er ins Management des A.ö. Landeskrankenhauses (Univ.-Kliniken) Innsbruck wechselte.

Ein Allrounder
Christoph Pfluger (Dipl.-KH-Bw., MBA) ist ausgebildeter Diplomkrankenpfleger und absolvierte Studien in Betriebswirtschaft (Diplom-Krankenhausbetriebswirt) und ein Masterstudium (MBA) in Health-Care-Management an der Wirtschaftsuniversität Wien. Der 38jährige Kirchbichler vereint in seiner Vita das Wissen von der praktischen Arbeit am Krankenbett bis hin zu den Aufgaben des obersten Managements.

 
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