Kitzbüheler Anzeiger
28.09.2021
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Direktvermarktung als Chance

Alljährlich tourt die Spitze der Landwirtschaftskammer im Sommer durch das Land. Heuer lag der Schwerpunkt auf Direktvermarktung. Ein Beispiel dafür ist der Oberfasserhof in der Unterwindau. Familie Kammerlander geht seit zehn Jahren einen neuen Weg – setzt auf Milchschafe und stellt aus der gewonnenen Milch die verschiedensten Produkte her. Zudem betreiben Renate und Johannes Kammerlander auch die ortsansässige Sennerei.

Westendorf | „Mir persönlich ist es ein großes Anliegen, dass wir in den Regionen unterwegs sind. Wir haben so die Möglichkeit innovative, kreative und schöne bäuerliche Familienbetriebe zu besichtigen. Daraus können wiederum Strategien abgeleitet werden“, eröffnete LK-Präsident NR Josef Hechenberger das Treffen beim Oberfasserhof in der Unterwindau. Seit seiner Präsidentschaft wird die Tour durch die Bezirke jährlich durchgeführt und dabei Themen, die die Landwirtschaft massiv fordern, aber auch Chancen bieten, diskutiert.

Diversifizierung als Chance für die Zukunft
In Wien wurde die Zukunft der Agrarpolitik seitens der LK-Präsidenten der Bundesländer diskutiert. „In anderen Bundesländern ist das Wachsen und Weichen die Strategie für die Zukunft. Dabei können andere landwirtschaftliche Betriebe aufhören, damit einer wachsen kann. In der Diversifizierung und in der Strategie wie man sich betrieblich auslegt, hat auch ein kleiner Betrieb die Möglichkeit, eine Familie zu ernähren. Das ist unser agrarpolitischer Zugang und nicht das Wachsen und Weichen zu forcieren“, erklärt Hechenberger.  Die Entscheidung liegt bei der Bauernfamilie, seitens der LK will man unterstützen. In der Vielfalt, die die Landwirtschaft bietet – von der Milch- und Fleischproduktion, Obst-  und Gemüseanbau, Zucht oder Direktvermarktung – gilt es, die passende Vision und Möglichkeit für den Betrieb zu finden.

Die Pandemie hat in der Bevölkerung ein Umdenken bei den Lebensmitteln eingeleitet, diese Chance will man nützen.  „Deshalb haben wir die Direktvermarktung heuer zum Thema gemacht. Es gibt in Tirol 4.500 Betriebe, die Direktvermarktung betreiben“, erzählt Hechenberger.

Landwirt ist ein vielseitiger Beruf
LK-Vizepräsidentin Helga Brunschmid betonte die Vielseitigkeit des bäuerlichen Berufes: „Wenn ich Milchkühe oder -schafe habe, so braucht es auch das Wissen über Tiergesundheit und Kenntnisse über das Melken. Aber auch mit Maschinen muss man sich auskennen. Es ist viel an Wissen und Können erforderlich.“ Basis dafür ist eine gute Ausbildung. Die Schulen erleben einen Boom und auch über den zweiten Bildungsweg erfolgt die Facharbeiterausbildung.
„Die Königsklasse in der Landwirtschaft ist für mich die Direktvermarktung. Hier geht es nicht nur um die Produktion, sondern auch darum gut zu verarbeiten und zu vermarkten“, sagt Brunschmid. Für die Direktvermarktung gibt es jetzt seitens der Kammer in jedem Bezirk einen Verantwortlichen.

Mutiger Schritt wurde zum Erfolgsrezept
Als Renate und Johannes Kammerlander den Oberfasserhof übernahmen, stand für sie fest, dass sie von der Landwirtschaft auch leben wollten: „Ursprünglich war das ein klassischer Nebenerwerbsbetrieb mit Rindern. Wir haben auf Milchschafe umgestellt, weil sich das zur Bewirtschaftung unserer steilen Flächen angeboten hat. Außerdem kann ich als gelernter Käsemeister die Milch veredeln und wir können mit diesem Nischenprodukt eine größere Wertschöpfung erzielen“, erklärt Johannes Kammerlander. Der Einstieg war mit einigen Unsicherheiten und Investitionen verbunden, erinnert sich Renate Kammerlander: „Als wir vor zehn Jahren starteten, gab es noch nicht so viele Schafmilchprodukte und wir wussten nicht, ob diese auch von den Konsumenten angenommen werden.“

Der mutige Schritt hat sich rentiert. Ihre Schafmilchprodukte sind mittlerweile u. a. in Gastronomiebetrieben und Lebensmittelgeschäften rund um die hohe Salve zu finden. „Von Anfang an beliefern durften wir auch die Sennerei in Westendorf. Da der Käser dort heuer in Pension ging, haben wir uns entschlossen, die Sennerei weiter zu führen. Dafür verarbeiten wir jetzt auch Kuhmilch unserer Nachbarbauern“, schildern Renate und Johannes ihren Schritt von der Schafkäserei zur Dorfkäserei. „Hier zeigt ein kleiner Betrieb, dass er mit einem speziellen Konzept die Chance zum Überleben hat. Im Bezirk gibt es kaum einen Betrieb, der auf Milchschafe setzt“, erzählt LK-Bezirksobmann Josef Fuchs. Elisabeth M. Pöll

Bild: Betriebsführer Renate und Johannes Kammerlander, Bezirksobmann Josef Fuchs, LK-Vizepräsidentin Helga Brunschmid, Bezirksstellenleiter Hans Bachler, Bezirksbäuerin-Stv. Maria Burgmann und LK-Präsident Josef Hechenberger (v.l.) bei der Betriebsbesichtigung in der Unteren Windau. Foto: Elisabeth M. Pöll

 
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