Kitzbüheler Anzeiger
26.01.2024
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„Die Kitzbüheler Tradition brennt in mir"

Der Rasmushof prägt seit 50 Jahren die Kitzbüheler Hoteltradition mit. Wirtin Signe Reisch erzählt im Interview von den Anfängen des Hauses, aber auch den Herausforderungen im heimischen Tourismus.

Kitzbühel | Wie waren die Anfänge des Rasmushofes?
Geheißen hat es ja immer schon Rasmushof. Die Landwirtschaft war von Franz Reisch her noch Teil des Braugasthof Hinterbräu. Als nächstes kam das Red Bull dazu, um eine Infrastruktur auf der Skiwiese zu schaffen. Ich habe – nachdem ich zwei Jahre im Internat gewesen war – oben in der Küche angefangen. Es war eine spannende Zeit, man hat viel gelernt. Die Eltern haben dann die Idee geboren – da war die Landwirtschaft auch schon nicht mehr in Betrieb – dass man an den bestehenden Stall ein Hotel Garni anbaut. So entstand das, mit elf Zimmern und der großen Stube vorne. Es war ein Familienbetrieb – Oma, Mutter und die Schwestern haben alle mitangepackt. Die ersten zwei Jahre war nur im Winter offen.

Was macht man im Sommer?
Später hat man überlegt: „Was macht man im Sommer?“ Da hatten meine Eltern die unglaubliche Idee mit dem Golfplatz, der im Jahr 1978 eröffnet worden ist. Von da an waren wir ein klassischer Zwei-Saisonen-Betrieb. 1983 kamen Küche und hinten ein Hallenbad dazu. Und oberhalb des Stalls praktisch nochmals zwei Stockwerke. Damit hatten wir 31 Zimmer. Im Laufe der Jahre haben wir dafür gekämpft, dass man den dritten Stock draufsetzen kann. Der kam dann im Jahr 2002 – so sind wir auf 49 Zimmer herangewachsen.

Wie kam es, dass sich der Rasmushof dann zum Ganzjahresbetrieb hin entwickelte ?
Nachdem ich bekanntermaßen im November Geburtstag habe, wollte mich mein Vater in Kitzbühel zum Essen einladen. Und das war nicht möglich.  
Das war für mich ein Schlüsselerlebnis. Als Wirtin aus Leidenschaft habe ich den Entschluss gefasst, das ganze Jahr offen zu halten. Der Ganzjahresbetrieb war gerade zu Beginn nicht einfach. Ich habe aber daran festgehalten. Mittlerweile ist der Rasmushof als Wirtshaus genauso eigenständig wie als Hotel und trotzdem ist es eine Einheit.  
Dann bekam ich einen Kongress ins Haus, der heute noch hier stattfindet. Der hat schließlich den Durchbruch für‘s Ganzjahresgeschäft gebracht. Für uns in den Bergen liegt meiner Meinung nach eindeutig die Zukunft im „365-Tage offen“. Die tragende Säule dafür ist das MICE-Geschäft.

Welche Bedeutung haben der Tourismus und Kitzbühel für dich persönlich?
Ich habe immer den Ehrgeiz gehabt – das gebe ich schon zu – stets voraus zu sein. Unser Betrieb ist aber teilweise zu klein, um etwas zu bewirken. Das war meine Motivation, die Funktion bei Kitzbühel Tourismus anzustreben.
Dort habe ich versucht, was so in mir brennt – dieses Gefühl für die Heimat – umzusetzen. Die Heimat gibt so viel und ich finde, man hat auch die Verpflichtung, der Heimat etwas zurückzugeben. Es liegt bei mir einfach am Namen, und daran, dass man die Urenkelin von Franz Reisch ist – das hat mich geprägt. Erstens weil meine Großmutter den Reischhof, das Hotel Garni, gehabt hat und ich als Kind geholfen habe. Und der Opa mit seiner Stattlichkeit, wo man auch die Themen, die die Stadt bewegen, mitkriegt. Und mein Vater, der auch sehr bedacht war, Kitzbühel als Juwel zu erhalten. Diese Tradition hochzuhalten und zu leben – das brennt in mir.

Welche Bedeutung haben traditionelle, inhabergeführte Hotels für den Standort Kitzbühel?
Das hat Kitzbühel groß gemacht. Nicht nur die Hotels, sondern auch Pensionen, Privatzimmervermieter, Apartments usw.
Das, was immer gesucht worden ist, und immer gesucht werden wird, ist diese Nähe zum Einheimischen. Wenn man dem Gast ein paar Tipps geben kann, ist der stets dankbar. Wenn das nicht da ist, fehlt die Authentizität. Der Gast hat ja gewisse Erwartungen, wenn er irgendwo hinfährt – Land und Leute kennenlernen und sich eingebunden fühlen. Das geht nur über die Einheimischen.
Was Kitzbühel groß gemacht hat, ist die unglaubliche Lage, die Landschaft und die Altstadt. Es ist ein Kraftplatz und wird durch nichts und niemanden zu zerstören sein.

Was waren damals und heute die Herausforderungen im Tourismus?
Die Arbeit als solche ist im Grunde die gleiche geblieben. Wir sind Dienstleister und werden es immer sein. Man muss es mit Leidenschaft machen, dann ist alles zu bewältigen.
Was natürlich sicherlich in der heutigen Zeit eine größere Herausforderung ist, ist das Mitarbeiter-Thema. Das hat sich nach der Pandemie so stark verändert, dass man gar nicht richtig mithalten kann. Dann die ganzen steuerlichen und sonstigen Belastungen und Auflagen. Eigentlich wird ständig über einen eine behördliche Keule geschwungen. Die Anspüche des Gastes haben sich ebenfalls gewandelt. Aber man wächst ohnehin mit allem mit.

Lassen sich in der Ferienhotellerie gewisse Services durch digitale Lösungen ersetzen?
Da gibt es viele Dinge, die gehen in der Stadthotellerie. Aber in der Ferienhotellerie stirbt dann das Persönliche und es wird zur Industrie.
Das Gästeverhalten ändert sich allerdings auch: Das Gesellige wird weniger. Der klassische Stammgast kommt seltener. Hier zahlt sich die persönliche Ebene schon aus – denn die beste Werbung für ein Haus ist der zufriedene Gast. Hier muss man sich etwas einfallen lassen: Neben dem Mittagstisch für die Einheimischen z.B. unsere Veranstaltungen übers Jahr. Den himmlischen Advent gibt es seit elf Jahren, immer wieder gab es den Eislaufplatz, und Ostern – wir haben einige USPs für den Rasmushof geschaffen. Worauf ich sehr stolz bin, ist, dass der Rasmushof zum eigenständigen Begriff geworden ist. Nicht Hotel, nicht Restaurant, einfach der Rasmushof. Da heißt es dann, wir fahren zur Signe und das sollte eigentlich für alle das Ziel sein. Da weiß man dann, dass man nicht alles falsch gemacht hat. Sicherlich nicht alles richtig, aber bestimmt auch nicht alles falsch.

Gibt es für das Jubiläumsjahr ein Programm?
Ja, es gibt einige Akzente, die wir setzen wollen. Wir machen im Juli ein großes Sommerfest und weitere Schwerpunkte an verschiedenen Wochenenden, einmal im Quartal, da können sich die Stammgäste aussuchen, wo sie hinwollen. Für die Einheimischen im Restaurant gibt es ein Glücksrad. Mir ist der Einheimische so wichtig. Wenn ich die Stammtische hernehme, um nur ein Beispiel zu nennen – das liegt mir am Herzen.
Das Interview führte Elisabeth Galehr

 
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