Kitzbüheler Anzeiger
04.07.2017
News  
 

Die Bäume werden katalogisiert

Es geht nicht nur mehr um eine schöne Optik – bei mangelnder Grünlandpflege kann die Gemeinde auch zur Haftung herangezogen werden. St. Johann arbeitet nun an einem Baumkataster.

St. Johann | In Hinblick auf die Sicherheit von Bäumen stehen Gemeinden unter Zugzwang, denn laut § 1319 ABGB haften Eigentümer für etwaige Schäden, die aufgrund des mangelhaften Zustandes eines Baumes verursacht werden. Im öffentlichen Raum könnte somit bei Unfällen durch herabstürzende Ästen oder morsche Stämme die Gemeinde zur Kasse gebeten werden. In den vergangenen Jahren wurden viele Rechtsfragen dazu von den Gerichten behandelt. Der OGH stellte u.a. fest, dass Gemeinden unter eine besondere Sorgfaltspflicht fallen. Die Gemeinde muss beweisen, dass „alle zur Abwendung der Gefahr erforderliche Sorgfalt aufgewendet wurde“.

Jeder einzelne Baum wird bewertet

Auch die Marktgemeinde St. Johann befasst sich seit einiger Zeit mit dem Thema, wie sie ihrer Sorgfaltspflicht nachkommen kann. „Wir prüfen derzeit mit dem Waldaufseher, wie wir einen Baumkataster am einfachsten und kostengünstigsten umsetzen können“, informiert Bürgermeister Stefan Seiwald.

In einem Baumkataster wird jedem Baum eine Nummer zugeteilt. Baumart, Standort, Höhe Stammumfang u.v.m. wird dokumentiert. Bei den verpflichteten Kontrollen des Bestandes werden Krankheits- und Schadenssymptome dokumentiert und bewertet. Im Gefährdungsfall wird der Baum entfernt.

Weitere Kosten für Gemeinde

Die Kosten für das Beauftragen einer Firma zur Erstellung eines Baumkatasters sowie der anschließenden Pflege und Kontrolle des Bestandes sind nicht gering. „Wir haben eine Angebot von einer Firma vorliegen, die 13.000 Euro für die Erfassung und anschließend 8.000 Euro pro Jahr für die Wartung veranschlagt“, berichtet Seiwald. Der Bürgermeister weißt darauf hin, dass die Firma aber nicht alle möglichen Haftungsfälle abdeckt. „Es stellt sich die Frage, ob wir das nicht selber machen können. Es müssen noch einige Dinge abgeklärt werden“, veranschaulicht Seiwald.

„Bäume sind auch ein enormes Kapital“

Zur Sprache brachten die Erfassung der Bäume die Grünen in der letzten Gemeinderatssitzung. „Laut Experten ist ein Straßenbaum rund 4.000 Euro wert. Ein enormes Kapital, das es verantwortungsvoll zu verwalten gilt“, so die Grüne GRin Maria Strele. Die Grünen wollten mittels Antrag die Einführung eines Baumkatasters anregen. Dass die Gemeinde schon längst daran arbeitet, war ihnen nicht bewusst. „Das haben wir erst im Nachhinein erfahren – schön, dass die Gemeinde hier schon aktiv geworden ist“, freut sich Strele.

Eine Erfassung des Baumbestandes hätte aufgrund  der Umstellung der Gemeinden auf doppelte Buchführung im Finanzwesen früher oder später ohnehin erfolgen müssen. „Unsere rund 700 Bäume stellen ein Vermögen dar, das wir erfassen und bewerten müssen“, so Bürgermeister Seiwald. Johanna Monitzer

 
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