Kitzbüheler Anzeiger
02.09.2017
News  
 

„Debüt“ – ein Ereignisabend

Liederabende sind in Kitzbühel keine Tradition, vielmehr, wenn schon je welche stattfanden, war der Besuch stets eher schütter. Umso erfreulicher das letzte diesjährige Sommerkonzert – eine bestens besuchte Veranstaltung unter dem Motto „Debüt“.

Kitzbühel |Freilich, möglicherweise hat der Name Ariane Haering, als Pianistin bei uns bestens eingeführt und geschätzt, sozusagen katalytische Wirkung ausgeübt, und tatsächlich ist ja ihr Klavierspiel, im gegebenen Fall als Liedbegleiterin, jedesmal ein Ereignis: Ihre  Kunst der Zurückhaltung gegenüber dem Sänger (bei vielen Pianisten keine Selbstverständlichkeit) und doch voll mitgestaltend, ihr wunderbarer Anschlag – selbst im Forte nie schrill; vielmehr ist ihr eigen ein, man möchte sagen, „geballtes Abfangen“ von Läufen, Akkorden...

Wen man hier nicht kannte, war der geladene Sänger – der Tenor Bernhard Richter – wie sich dann erwies eine äußerst eindrucksvolle Begegnung, die gewiss lange nicht vergessen wird: seine Phrasierungskunst, die Ausdeutung der Texte, das Bauen von Spannungsbögen,  die Expression an Höhepunkten et cetera… Man hat hier solches wohl kaum jemals erlebt. Der Abend geriet so zum denkbar würdigen Abschluss der Konzertreihe – einer, für deren außergewöhnliche Qualität dem Veranstalter, dem Verein der Musikfreunde Kitzbühels, höchste Anerkennung gebührt. Und das Erstaunliche: Nicht nur der Zyklus „Dichterliebe“ von Schumann führte zu atemloser Stille beim Publikum, sondern, dies noch verstärkt, die Reihe französischer Lieder;  erstaunlich deshalb, weil in  Österreich französische Musik erst recht keine Tradition kennt und eher als abschreckend hätte wirken können.

Aber wie wunderbar, wie ungemein poetisch zeigten sich diese Lieder – jene von Jules Massenets (aus seinen ‚Poemes d’Amour‘); da war in diesen Liedern nichts von Opernhaftigkeit zu spüren, wo dieser Komponist doch vornehmlich durch Opernkompositionen bekannt ist; da waren Lieder des so sympathischen französisch Schweizers Arthur Honegger (die ‚Six Poèmes d’Apollinaire), ebenso erstaunlich und schließlich zwei Lieder von Henri Duparc, gleichfalls wunderschön, und dies alles von Bernhard Richter intensivst gestaltet. Wer nur ein bisschen Beziehung zu französischer Art hatte, musste von diesen bei uns völlig unbekannten Liedern zutiefst berührt gewesen sein, was ja auch der anhaltende Applaus am Schluss auswies.

Bleibt zu hoffen, dass in Hinkunft Liederabende hier in Kitzbühel ebensolchen Zuspruch erfahren werden. Hugo J. Bonatti

Bild: „Es war ein Ereignis“, zieht Hugo J. Bonatti über den Liederabend mit Ariane
Haering und Bernhard Richter Bilanz. Foto: multivisualART

 
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