Kitzbüheler Anzeiger
10.01.2022
News  
 

Biber erobern neue Reviere

Deutlich angenagte und gefällte Bäume im Uferbereich der Kitzbüheler Ache weisen zweifelsfrei die Spuren von Bibern auf. Neben dem Schwarzsee haben sie sich zwei weitere Lebensräume in Kitzbühel erschlossen.

Kitzbühel | In der Kitzbüheler Ache, Höhe Dienstleistungszentrum, entdeckte ein aufmerksamer Spaziergänger erst unlängst die typischen Lebenszeichen des scheuen Wildtieres. Kräftige Nage- und Bissspuren an Gehölzen, vornehmlich an Weiden, lassen keine Zweifel darüber aufkommen, dass hier Biber am Werk sind. „Dass sie sich in der Ache ansiedeln, war zu erwarten“, bestätigt Rudi Widmoser, Grün-Gemeinderat und Ausschussobmann für Umwelt und Schwarzsee, auf Anfrage des Kitzbüheler Anzeigers.

Unverbautes Achenufer bietet Lebensraum
Auch Philipp Larch, dem für den Bezirk Kitzbühel zuständigen Biberbeauftragten des Landes Tirol, ist dieses neue Revier durchaus bekannt: Er habe sich bei einem Lokalaugenschein im November selbst davon  überzeugt, wie er erläutert. Konkret betroffen sei der Abschnitt vom Dienstleistungszentrum bis zum Fußballplatz in der Langau. Ein weiteres Vorkommen an der Kitzbüheler Ache sei im Bereich der NMS festgestellt worden, berichtet Larch: „Somit können in Kitzbühel jetzt insgesamt drei Biberreviere verzeichnet werden.“  

Bekanntlich haben die Biber schon vor Jahren das Naturschutzgebiet am Schwarzsee für sich entdeckt. Nicht alle Kitzbüheler haben damit Freude, was die öffentliche Diskussion darüber immer wieder aufflammen lässt. Doch die Situation habe man im Griff, wie Rudi Widmoser ausführt. Er spricht von mittlerweile vier bis fünf Bibern, die sich am Schwarzsee dauerhaft angesiedelt haben. Mit gezielten Maßnahmen werde dafür gesorgt, dass das Birken-Vorkommen im Moor durch die Tiere nicht beeinträchtigt wird.

Weitere Verbreitung in Aurach und Jochberg
Ob sich die streng unter Schutz gestellten Nager ausgehend vom Schwarzsee oder über die Großache bei Kirchdorf in die Ache niedergelassen haben, bleibt dahingestellt. „Biber ziehen im Regelfall gegen die Fließrichtung, um neue Reviere zu besiedeln“, erläutert Larch. Daher sei damit zu rechnen, dass sie sich an der Ache in Richtung Aurach und Jochberg ausbreiten werden. Dieser Prozess werde sich aber, so Larch, über Jahre hinziehen.
Warum sie sich ausgerechnet an der Ache ansiedeln, begründet er mit ausreichend Nahrungsgehölzen, die die Tiere an den unverbauten Uferbereichen vorfinden. Darüber hinaus müssen sich zweijährige Biber  eigene Lebensräume suchen - sie begeben sich auf Wanderschaft. Bleiben dürfen die tierischen Baumeister in ihren neuen Revieren auf alle Fälle, sagt Larch. „Die Zeit wird zeigen, ob sie sich hier dauerhaft halten können“. Das Konfliktpotential hält er in diesen Bereichen für „sehr gering“.

Biber wichtig für die Artenvielfalt
Schadensmeldungen seien jedenfalls noch nicht eingegangen und daher auch nicht bekannt. Als „Schäden“ möchte Larch die angenagten Bäume im Uferbereich generell nicht bezeichnen. Viel mehr spricht der Biologe von einer „Naturverjüngung“ und einer verbesserten Uferstruktur. Er verweist auf den ökologischen Mehrwert. „Der Biber schafft mit seinen Landschaftsgestaltungen, zum Beispiel gefällte Bäume, eine enorme Vielfalt an Strukturen, die vielen anderen Tiergruppen zugute kommen. Gefällte Bäume die ins Wasser hängen, werden als Laichplatz von Fischen angenommen oder dienen als Kinderstube. Gemeint sind damit Unterschlupfmöglichkeiten, die in einer ‚ausgeräumten Landschaft‘ rar geworden sind.Alexandra Fusser

Bild: Verbiss an Weiden im Uferbereich der Kitzbüheler Ache, Richtung Langau: Ein typischer Hinweis, dass hier Biber am Werk sind. Foto: Privat

Daten & Fakten - Biber sind unter Schutz gestellt
1813 wurde der letzte lebende Biber in Tirol an der Vils gefangen. Seit den beginnenden 1990er-Jahren wanderte er dem Inn und der Großache entlang aus Bayern ein und siedelte sich zunächst vor allem im Tiroler Unterland an. Es entstanden kleine Kolonien in den Innauen bei Kufstein und an der Großache, später weitere Reviere flussaufwärts dem Inn entlang. 
 
Der Biber zählt zu den bedrohten Tierarten Europas, weshalb er und sein Lebensraum nach den Flora-Fauna-Habitat-Richtlinien streng geschützt sind. Biber zu fangen, zu verletzen oder zu töten ist streng verboten. Quelle: Abteilung Umweltschutz des Landes Tirol

 
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