Bei Corona sind alle Patienten gleich
Vor kurzem übernahm der Anästhesist Bruno Reitter die ärztliche Leitung im Bezirkskrankenhaus St. Johann. Ein weiterer Höhepunkt in seiner jahrzehntelangen Berufslaufbahn.
St. Johann | Noch macht sein Büro einen kargen Eindruck. Erst vor kurzem hat der neue ärztliche Leiter des Bezirkskrankenhauses, Primar Bruno Reitter, sein Domizil im benachbarten neuen Verwaltungsgebäude bezogen. Es blieb angesichts der vielen Aufgaben, die auf Reitter warten, nicht viel Zeit, dem Büro schon seinen persönlichen Stempel aufzudrücken.
Seit zehn Jahren ist der Anästhesist und Intensivmediziner stellvertretender ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses St. Johann, in dem jährlich rund 17.000 Patienten behandelt werden. Vor Kurzem übernahm der 62-Jährige die Leitung von Primar Norbert Kaiser. „Ich habe ein sehr gut bestelltes Haus übernommen“, betont Reitter, für den diese Bestellung ein weiterer Höhepunkt seiner langjährigen Arztkarriere ist.
Arztberuf war schon Kindheitswunsch
Der gebürtige Ebbser wollte schon immer ein „Doktor“ werden. Familiär vorbelastet war er nicht. Der Wunsch, Menschen zu helfen, sei bei ihm jedoch immer da gewesen. Nach der Matura im Borromäum in Salzburg begann er sein Studium in Innsbruck. Dieses verdiente er sich übrigens im Nebenjob als Briefträger.
Nach seinem Abschluss war die Suche nach einer Facharzt-Ausbildungsstelle – zu dieser Zeit gab es in Österreich eine Ärzteschwemme – nicht leicht. Der Unterländer hatte Glück und bekam eine Stelle an der Klinik in der Abteilung Anästhesie und Intensivmedizin. Eher Zufall also, doch ein Schritt, den er während seiner ganzen Laufbahn nicht bereut hat.
Nach seiner Assistenz- und Facharzttätigkeit an der Klinik in Innsbruck, arbeitete er bis 2008 im Bezirkskrankenhaus Kufstein als Oberarzt. Dann wechselte der verheiratete, dreifache Vater auf die freiwerdende Primararztstelle in St. Johann.
In den folgenden Jahren gelang es Primar Reitter mit seinem Team in St. Johann eine sehr gut funktionierende Anästhesie- und Intensivabteilung aufzubauen.
„Corona hat sehr viel zerstört“
Vor zwei Jahren begann die Pandemie. „Corona hat sehr viel zerstört,“ sagt Reitter. Dass so viele Operationen verschoben bzw. abgesagt werden mussten, war natürlich auch für Reitter und sein Team eine sehr belastende Situation.
Verbessert wurde die Lage aber dank der Einrichtung einer zusätzlichen, vom Gemeindeverband beschlossenen Intensivstation, in der nur Corona-Patienten behandelt werden. Und noch eine Diskussion zum Thema Corona stört Primar Reitter sehr: ob geimpft oder ungeimpft – für ihn macht das keinen Unterschied. „Ich habe noch nie zu einem Patienten in dieser Hinsicht etwas gesagt. Bei uns wird jeder gleich behandelt. Er ist ein kranker Mensch und dem wollen wir helfen. Es gibt keine Wertung“, stellt der Primar klar.
Die Pandemie ist noch nicht ausgestanden
Nicht nur als Intensivmediziner wird das Thema Corona Reitter weiter beschäftigen, auch für ihn als ärztlichen Direktor ist die Pandemie weiter im Fokus. Seiner Ansicht ist Corona noch nicht ausgestanden.
Doch es sind noch zahlreiche weitere Themen, die auf der Agenda stehen. Das St. Johanner Krankenhaus kämpft mit Mitarbeiterengpässen. „Das ist natürlich etwas, das viele Unternehmen beschäftigt. Wir arbeiten auf der kollegialen Ebene (Anm.: Verwaltung, Pflege- und Ärztedirektion) sehr gut zusammen. Uns ist es wichtig, das Haus so zu strukturieren, dass die Mitarbeiter gerne zu uns kommen.“ Im BKH arbeiten rund 750 Personen.
Mitarbeitersuche ist nicht einfach
Es sei inzwischen schon einiges umgesetzt worden, betont Reitter. Ärztemangel gäbe es derzeit keinen. Einfach sei die Mitarbeitersuche auch deshalb nicht, weil die Gegend sehr hochpreisig und damit die Wohnraumsuche für Mitarbeiter keine einfache ist. Eine weitere Aufgabe wird die Nachbesetzung zweier Primarstellen – die derzeit tätigen Primari gehen in den Ruhestand – sein. Bruno Reitter wird den Bewerbungsprozess begleiten. Primar Reitter strahlt eines ganz besonders aus – die große Freude an seinem Job. Margret Klausner
Bild: Noch ist das Büro vom stellvertretenden Leiter des Bezirkskrankenhauses, Primar Bruno Reitter, im neuen Verwaltungsgebäude des BKH ziemlich kahl – das soll sich bald ändern. Foto: Klausner