Kitzbüheler Anzeiger
19.03.2018
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Anrainer fürchten Verstädterung

Auf dem Feld gegenüber der Panorama Badewelt soll ein Kindergarten sowie sozialer und freiverkäuflicher Wohnbau entstehen – die Baudichte sorgt für Bedenken. 14 Anrainer schlossen sich zusammen.

St. Johann | Ende November stellte der St. Johanner Gemeinderat die Weichen für einen Grundstücksdeal. Es handelt sich dabei um das Feld gegenüber der Panorama Badewelt (Ellbögengründe) entlang der Loferer Straße. Eine St. Johanner Familie möchte der Marktgemeinde eine Parzelle verkaufen. Dort soll ein Kindergarten entstehen. Eine weitere Parzelle wird für sozialen Wohnbau bereitgestellt, im Gegenzug erhält die Familie Flächen für den freien Verkauf gewidmet. Die Gemeinderäte sprachen sich im November einstimmig für das Vertragswerk, die dafür notwendige Änderung des Raumordnungskonzeptes sowie die Flächenwidmungspläne aus.

Warum wurde das Konzept ausgehebelt?

Innerhalb der gesetzlichen Auflagefrist langte im Gemeindeamt nun aber eine umfangreiche Stellungnahme gegen die Änderung des Raumordnungskonzeptes ein. Unterzeichnet von 14 Anrainern. Bekrittelt wird, dass das Raumordnungskonzept von 2009, wo auch Flächen für Sport- und Freizeitanlagen, ausgewiesen sind, ausgehebelt wurden. „Es ist bemerkenswert, dass in Anbetracht der Nähe zur Panorama Badewelt kein Bedarf mehr für Freizeitanlagen gegeben scheint“, ist in der Stellungnahme zu lesen. Ein Raumordnungskonzept wird jeweils auf zehn Jahre ausgelegt. Die St. Johanner müssen im nächsten Jahr ein neues erstellen.

Verstädterung wird befürchtet

Für Bedenken sorgt aber vor allem auch die hohe Baudichte. Die Anrainer befürchten eine Verstädterung des ländlichen Raumes und eine damit einhergehende Minderung der Lebensqualität. Dass dichter gebaut werden muss, bestätigt Bauamtsleiter Harald Jäger: „Allein schon um den Richtlinien der Wohnbauförderung zu entsprechen braucht es eine dichtere Bauweise.“ Bürgermeister  Stefan Seiwald weist darauf hin, dass der Kindergarten großzügig geplant werden soll. „Es wird viele Grünflächen geben, damit die Kinder ausreichend Platz zum Spielen haben.“

Auch ob der Wohnbedarf in St. Johann gegeben ist, wird in der Stellungnahme, untermauert mit Statistiken, angezweifelt. „Wir haben derzeit 476 Wohnungssuchende in St. Johann gelistet“, nennt Bauamtsleiter Jäger den aktuellen Stand. Die Anrainer führen den großen Wohnungsbedarf aber auch auf den Zuzug zurück und betonen: „Die Schaffung von Wohnraum sollte vorrangig für den Bedarf der bereits in St. Johann ansässigen Bevölkerung erfolgen.“

Raumplanungsbüro sieht keine Notwendigkeit

Das von der Gemeinde beauftragt Raumplanungsbüro „Lotz & Ortner“ sieht keinen Grund der Stellungnahme statt zu geben. Dem folgten auch die Gemeinderäte. Fast einstimmig (18:1, geheime Abstimmung) wurde die Stellungnahme der 14 Anrainer abgewiesen. „Ich verlasse mich hier auf die Experten und der Aspekt, Kindergarten und sozialer Wohnbau überwiegt“, erklärt FPÖ GV Heribert Mariacher. Peter Wallner (Liste SOLI) fragt sich, was sonst mit dem Grundstück passieren könnte, wenn die Gemeinde sich die Flächen jetzt nicht sichert und Bürgermeister Seiwald betont, dass die Familie zwei Drittel ihres Grundstückes für die Öffentlichkeit zur Verfügung stellt: „Die Verhandlungen haben drei Jahre gedauert und ich freue mich, dass es Mitbürger gibt, die auch für die Öffentlichkeit Flächen zur Verfügung stellen.“

Anrainer-Sprecher Gerd Fritsche nimmt die Entscheidung zur Kenntnis: „Rechtlich ist nichts mehr zu machen. Uns wurde jedoch versprochen, dass wir Einblick in den Bebauungsentwurf bekommen. Vielleicht lässt sich architektonisch noch etwas herausholen.“

Planungen beginnen nach Rechtskraft

Das Vertragswerk rund um den Grundstücksdeal wird erst nach Rechtskraft aller behördlichen Vorschriften gültig. Dann kann die Gemeinde auch mit den Detailplanungen für die Bebauung beginnen. Johanna Monitzer

Daten & Fakten
Pläne für die Ellbögengründe
St. Johann | Die rund 17.000 Quadratmeter große Fläche wird in drei Teile geteilt. Die Marktgemeinde St. Johann will auf einer Fläche von 5.773 m2 (Kaufpreis 13 Euro pro/m2) einen Kindergarten errichten. Die Planungen für den Kindergarten müssen EU-weit ausgeschrieben werden.

Auf 4.382 m2 soll sozialer Wohnbau entstehen. Welcher Bauträger hier, welche Art von Wohnbau realisieren wird, steht noch nicht fest.

5.835 m2 stehen der Besitzer Familie zum freien Verkauf zur Verfügung. Die Widmung lautet auf gemischtes Wohngebiet, somit können dort auch Geschäfte oder Gewerbebetriebe entstehen.
Für die Erschließung wird eine Parallelstraße gebaut. Der Radweg soll aber unverändert bestehen bleiben.

 
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