Kitzbüheler Anzeiger
02.07.2019
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Almsommer mit Verspätung

Kitzbühel | Im Februar waren nicht nur in Tirol die Wogen hochgegangen, nachdem ein Landwirt zu einem satten Schadenersatz nach einer tödlichen Kuhattacke, bei der eine deutsche Touristin starb, verurteilt wurde. Der Bauer hätte den Bereich in dem der Unfall passierte, absperren müssen, begründete das Gericht das Urteil. Vor zwei Jahren, im Sommer 2017, kam es dann im Bezirk Kufstein, zu einer ähnlichen Tragödie, bei der eine damals 70-jährige Kirchdorferin zu Tode kam.
Nach Bekanntwerden des Urteils im Februar kündigte der eine oder andere Almbauer an, die Wanderwege auf seiner Alm kurzerhand abzusperren, um nicht in die gleiche Situation zu geraten. Jetzt einige Monate später sind die Wogen halbwegs geglättet. „Ich weiß bisher von keinem Bauern, dass er abgesperrt hätte“, erklärt Josef Lanzinger, Obmann des Almwirtschaftsvereins Tirol. Allein im Bezirk werden rund 450 Almen von den heimischen Bauern bewirtschaftet. Inzwischen sind die meisten Tiere auch bereits auf den Almen. „Allerdings heuer um rund zwei Wochen später, weil der Winter ja so lange war“, informiert Lanzinger. Dass das Urteil auch für Verunsicherung unter den heimischen Bauern sorgt, kann Lanzinger gut verstehen. Gerade vor einigen Tagen habe ihm eine Almbäuerin erzählt, dass sie eine deutsche Familie mit Kleinkind und Hund beobachtet habe. Da habe der Vater ein „Porträtfoto“ mit einer Kuh gemacht. „Das geht einfach nicht“, ärgert sich Lanzinger. Gerade bei Mutter­kuh-Herden sei das besonders gefährlich. Auch Aktionen wie die „Kuh-Kisschallenge“ kann er nicht nachvollziehen. Inzwischen wurden ja eigens Folder zur Aufklärung über das richtige Verhalten auf der Alm gedruckt. „Viele Urlauber wissen um die Gefahr gar nicht, hier müssen wir aufklären“, betont der Almwirtschaftsobmann. Als erste Maßnahmen wurden bei vielen Almen inzwischen Schilder aufgestellt, die auf die Gefahr hinweisen und vor allem auch Hundebesitzer aufmerksam machen, ihre Vierbeiner an die Leine zu nehmen.

Wegeversicherung wurde erweitert
Das Land Tirol ist ebenfalls bereits tätig geworden. Inzwischen wurde die  bereits bestehende Wegeversicherung auf Almen und Wiesen erweitert. Gesetzlich verankerte Almsperren oder Hundeverbote wird es auf Wanderwegen aber nicht geben. Auch der höchste Landwirt im Bezirk, LAbg. Josef Edenhauser, selbst Almbauer, appelliert an die Wanderer ihre Hunde an die Leine zu nehmen und beim Vorbeigehen an Kuhherden Vorsicht walten zu lassen. Und er nimmt auch die Touristiker in die Pflicht: „Die von uns gedruckten Folder müssen auf jedem Frühstückstisch liegen, damit die Gäste aufgeklärt werden.“ Auch bei den von Gastwirten und Tourismusverbänden angebotenen geführten Wanderungen sollten die Gäste sensibilisiert werden. Es gibt einfach Regeln, die gilt es auf der Alm einzuhalten, betont der Abgeordnete. Margret Klausner

Beim Wandern sollte ein Respektabstand gewahrt werden. Auch wenn die Kühe so gemütlich da liegen wie hier. Foto: Klausner

 
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