Wir wollen Bauern sein
212 Hofübernehmer füllten die Online-Umfrage der Jungbauernschaft/Landjugend aus. Die Jugend bekennt sich zu ihrem Beruf und will den Hof übernehmen - lieber frührer als später. Die fehlende Wertschätzung in der nichtbäuerlichen Bevölkerung stößt den Jungbauern sauer auf.
Bezirk | Das idyllische Leben als Bauer gibt es wohl nur in der Werbung. Die Realität schaut anders aus. Die Arbeit am eigenen Hof verlangt den Bauern einiges ab, besonders dann, wenn man Nebenerwerbsbauer ist. Vor und nach der Arbeit und auch an den Wochenenden gilt es den Hof zu bewirtschaften. Die schreckt aber die Jugend nicht ab, den elterlichen Hof einmal zu übernehmen. 88 Prozent der Jungbauern wollen aus Tradition, Verbundenheit und Loyalität den Betrieb weiterführen. Dies belegt eine Online-Umfrage, die von der Jungbauernschaft/Landjugend durchgeführt wurde.
Positive Umfrage unter Jungbauern
Im Frühjahr wurden 996 junge Bauern und Hofübernehmer aufgefordert, mittels Online-Umfrage die Situation auf ihren Höfen zu beschreiben. „212 von ihnen haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt. Das entspricht einer Rücklaufquote von mehr als 21 Prozent. Davon ist knapp ein Viertel weiblich, der Rest männlich“, freut sich die Landesleiterin der Jungbauernschaft/Landjugend LAbg. Kathrin Kaltenhauser. Ein Großteil der Befragten (73 Prozent) war unter 25 Jahre alt. Durch 20 teils offene Fragen sollte der Betrieb, die Führung des Hofes und die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten unter die Lupe genommen werden. Gerade bei den offenen Fragen haben die Jungbauern überrascht. „Fast alle haben Anmerkungen gemacht. Sie sind ehrlich auf die Probleme und Herausforderungen eingegangen“, weiß Landesjungbauernobmann Andreas Embacher.
Verantwortung früh übernehmen
Die Zahlen sprechen für sich: 59 Prozent planen, in den nächsten Jahren in ihren Hof zu investieren. „Von den Befragten wollen 76 Prozent den Hof übernehmen, 24 Personen sind Pächter des Betriebes und 28 Personen haben den Hof bereits übernommen. Von den Hofübernehmern will die große Mehrheit die Landwirtschaft auf alle Fälle weiter führen. 35 Jungbauern, die vor der Entscheidung stehen, denken darüber nach, ihn nicht zu übernehmen. Das ist knapp ein Fünftel der potentiellen Übernehmer“, erklärt Embacher. Für Kathrin Kaltenhauser, die selbst Übernehmerin ist, geben einige Antworten zu denken: „Vielen jungen Bauern ist die Hofübernahme zu spät. Sie beenden mit 17 Jahren die Facharbeiter-Ausbildung, die Übernahme findet aber oft erst sehr viel später statt. Die Befragten sind zu 65 Prozent der Meinung, dass der ideale Zeitpunkt zwischen 25 und 30 Jahren wäre“. Das unterstützt Josef Fahringer, Jungbauer am elterlichen Hallbruck-Hof in Kössen. „Wir wollen im Unternehmen Bauernhof aktiv sein und schon früh Verantwortung übernehmen. Schließlich sollen wir den Hof ja einmal weiter führen“, sagt Fahringer.
So stößt etwa den Jungen die fehlende Wertschätzung in der nichtbäuerlichen Bevölkerung sauer auf. Andreas Embacher dazu: „Das Image der Bauern ist in der Wahrnehmung der Befragten nicht zufriedenstellend. Die Arbeit wird nicht wertgeschätzt. Mehr Information und eine bessere Darstellung der Leistungen der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit wird gefordert“.
Ein Spannungsfeld ist die Bürokratie und die damit verbundenen Leistungsabgeltungen. „Zum einen wissen die Jungen genau, dass ein Bauernhof in Tirol Ausgleichszahlungen zum betriebswirtschaftlichen Überleben braucht. Sie fordern daher mehr Stabilität und eine Entflechtung von der politischen Diskussion. Zum anderen stöhnen die Befragten über die Bürokratie, die damit verbunden ist“, sagt Kaltenhauser. Gerade für Klein- und Nebenerwerbsbauern werden Erleichterungen gefordert.
So schaut es im Bezirk Kitzbühel aus
Heruntergebrochen auf den Bezirk Kitzbühel ergeben sich spezielle Herausforderungen. Oft angesprochen wurden systemische Mängel, etwa bei der Flächenerhebung im speziellen bei den Almen. „Das System hat mit den Bauern das schwächste Glied der Kette als Opfer gefunden. Die Junglandwirte kritisieren die überbordende Bürokratie massiv und fordern längerfristige Planungssicherheit bei den Ausgleichszahlungen. Der EU-Finanzperiode von sechs Jahren stehen Investitionen mit Rückzahlungen über 20 Jahre gegenüber. Längerfristige Systeme, die auch gesellschaftlich akzeptiert sind, sind den jungen Bauern ein großes Anliegen“, weiß Kaltenhauser. Grundsätzlich freut die Jungbauernvertreter über die positive Botschaft der Umfrage. „Den jungen Bauern macht die Arbeit in der Natur und mit den Tieren große Freude. Sie wollen Bauer werden“, sagen Kaltenhauser und Embacher.
E. M. Pöll
Bild: Josef und Renate Fahringer (Bildmitte mit ihren Kindern Madlen und Alexander) bewirtschaften mit ihrer Familie den Hallbruckhof mit den Bereichen Milchwirtschaft, Forst, Biogas und Hackschnitzeltrocknung. „Ein Vorbild für viele andere Bauern in Tirol“, sagen die Jungbauernvertreter Kathrin Kaltenhauser (rechts) und Andreas Embacher (links)