
Wolfsthematik wieder im Mittelpunkt
„Die Europäische Agrarpolitik und ihre Auswirkungen auf unsere bäuerlichen Familienbetriebe“ war das Motto eines Gespräches, zu dem der Bauernbund in der Vorwoche in die Landwirtschaftsschule Weitau einlud. Der Abgeordnete zum Europäischen Parlament, Alexander Bernhuber, aus Niederösterreich wurde von Bauernbund-Obmann Georg Wurzrainer bei seiner Tour durch den Bezirk begleitet. Die Agrarpolitik und die damit einhergehenden Ausgleichszahlungen brennen zwar den Landwirten im Bezirk unter den Nägeln, doch gerade wenige Wochen vor dem Start der heurigen Almsaison ist das Thema „Wolf“ wieder präsent.
„Wir treiben im Bezirk über 17.000 Stück Vieh auf die Almen auf“, informiert Wurzrainer. Gemolken werden rund 10.000 Kühe. „Das sind fast 35 Prozent der gemolkenen aufgetriebenen Milchkühe in Tirol“, stellt der Landwirt klar. Die Bauern im Bezirk seien auf die Entlastung des Heimgutes durch die Almen angewiesen, so Wurzrainer.
Doch die Furcht vor dem Wiederauftauchen des Wolfes geht weiter um. „Während im Jahr 2019 fünf Wölfe in Tirol nachgewiesen wurden, waren es inzwischen bereits 26“, zeigt Wurzrainer die Brisanz auf, „die Regulation der Großraubtiere und auch die gezielten Entnahmen sind für den Fortbestand unserer Almwirtschaft unerlässlich.“ Vor allem der Bezirk Kitzbühel habe sich zum Hotspot in diesem Bereich entwickelt.
Schutzstatus wird im EU-Rat abgestimmt
EU-Parlamentarier Alexander Bernhuber hatte jedoch gute Nachrichten für die Bauern im Gepäck: „Am 7. März hat die EU-Kommission die jahrelang geforderte Änderung der Anhänge der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) vorgeschlagen. Da mit wird die Habitat-Richtlinie an den geänderten Schutzstatus von „streng geschützt“ auf „geschützt“ gemäß der Berner Konvention angepasst“, informiert Bernhofer. Das werde in den kommenden Wochen im EU-Parlament sowie -Rat abgestimmt. „Ich begrüße diesen überfälligen Schritt. Jahrelang haben wir dafür gekämpft, dass die Europäische Kommission auf die zunehmende Wolfsproblematik reagiert“, so der Politiker. Er ist überzeugt, dass mit einem solchen Beschluss endlich mehr Rechtssicherheit für die nationalen Wolfs-Verordnungen geschaffen werde. In Europa gebe es im Übrigen inzwischen rund 30.000 Wölfe. „Er ist sicher nicht mehr vom Aussterben bedroht“, stellt Bernhuber klar.
Rechtssicherheit für Jäger ist gegeben
Allein im Vorjahr wurden acht Abschussverordnungen – vier allein für den Bezirk Kitzbühel, vier weitere grenzüberschreitende für Kitzbühel und Kufstein – erlassen. Erlegt wurde jedoch kein einziges Tier. Bei einer Krisensitzung im Sommer des Vorjahres hatte sich herausgestellt, dass viele Jäger trotz Verordnung des Landes unsicher sind, ob ein Abschuss nicht doch mit jagdrechtlichen Konsequenzen einhergeht. Stichwort: Europäischer Gerichtshof. Dieser hatte damals klargestellt, dass die Jagderlaubnis gegen die Habitatsrichtlinie verstoße. „Wir halten an den Verordnungen fest, da die Abschussverordnungen Schadwölfe betreffen“, stellte damals der Präsident der Landwirtschaftskammer, NR Josef Hechenberger, entschieden fest. Das sieht auch EU-Parlamentarier Bernhuber so. Er ist ebenfalls von der Rechtssicherheit der Abschussverordnungen überzeugt. „Das fällt sicher nicht auf den Jäger zurück“, hält er fest.
