Wirbel um eine Wohnungsvergabe
In Oberndorf rumort es gehörig. Eine Wohnungsvergabe führt zu Unstimmigkeiten innerhalb der Gemeinde.
Oberndorf | Die Wogen im Oberndorfer Gemeinderat gingen bei der jüngsten Sitzung hoch. Die örtliche ÖVP beschuldigte Bürgermeister Hans Schweigkofler zuvor in einer Pressemitteilung eine 80 Quadratmeter große Wohnung im Mesnerfeld im Alleingang an eine Einzelperson vergeben zu haben, der Kitzbüheler Anzeiger berichtete.
Gemeindemitarbeiterin ist für Vergabe zuständig
Bei der Sitzung stellte sich dann heraus, dass eine Gemeindemitarbeiterin besagte Wohnung vergeben hat. „Bürgermeister und Amtsleiter waren an diesem Tag nicht da“, erklärte die Mitarbeiterin vor dem versammelten Gemeinderat. Sie habe vorher, so die Mitarbeiterin, alle in der Reihungsliste vorgereihten Bewerber gefragt. „Diese lehnten alle ab, weil ihnen die Wohnung zu teuer, zu groß oder zu klein war. Übrig geblieben wären sonst nur Bewerber die unsere Vergabe-Richtlinen nicht erfüllen“, berichtete die Mitarbeiterin.
Auf Nachfrage, des Kitzbüheler Anzeigers, erklärten die Mitarbeiterin und Bürgermeister Schweigkofler, dass diese Vorgehensweise usus in der Gemeinde Oberndorf sei. „Auch wenn ich anwesend gewesen wäre, hätte ich es nicht anders gemacht“, so Schweigkofler.
Bgm. Schweigkofler will niemanden diskriminieren
Das alles passierte vor rund zwei Monaten und seitdem rumort es in der Gemeinde. Die Einzelperson, die zum Zug gekommen ist, lebt mit Gemeinderat Dieter Unterberger bereits in einer Sozialwohnung und „wechselt“ in das neuere Objekt am Mesnerfeld - allerdings alleine. „Es wäre diskriminierend, wenn eine Oberndorferin keine Wohnung bekommt, nur weil sie mit einem SP-Gemeinderat zusammen ist“, betonte Bürgermeister Schweigkofler.
Der „Freunderlwirtschaft“ beschuldigt
Die Tatsache, dass der Zuschlag für die Wohnung an die Lebensgefährtin eines SP-Gemeinderates vergeben wurde, die alleine eine 80 Quadratmeter große Wohnung bezieht, nährt jedoch die Gerüchteküche im Dorf. Vermutungen, dass der Gemeinderat auch in die Wohnung einzieht, wurden laut. Anonyme Zettel, die von „Freunderlwirtschaft“ sprechen, wurden aufgehängt.
„Ich habe nicht um die Wohnung angesucht. Meine Lebensgefährtin ist alleinige Mieterin der Wohnung“, nahm Unterberger in der Sitzung zu dem Vorwurf Stellung. Gegenüber dem Kitzbüheler Anzeiger lässt er offen, ob er auch in die Wohnung seiner Lebensgefährtin mit einzieht.
Bürgermeister Schweigkofler teilte mittels Postwurf mit, dass „der Vergabevorschlag sowohl vom Gemeindevorstand als auch vom Gemeinderat einstimmig angenommen wurde“. Bürgermeister Schweigkofler fordert außerdem die ÖVP dazu auf, die Anschuldigungen in der Pressemitteilung richtig zustellen.
ÖVP distanziert sich von dieser Vergabe
ÖVP-Vize Bürgermeister Hansjörg Landmann distanziert sich mittlerweile von der Aussage, dass Schweigkofler die Wohnung im Alleingang vergeben hat, prangert aber fehlenden Informationsfluss an. „Es ist richtig, dass wir die Reihungsliste einstimmig beschlossen haben. Besagte Wohnungswerberin war als Letztes gereiht und eigentlich ausgegrenzt, weil sie schon eine Wohnung hatte“, erzählt Landmann dem Kitzbüheler Anzeiger.
Dem Vize-Bügermeister stößt vor allem auf, dass die Mandatare in keiner Vorstandssitzung über die geänderte Vergabe informiert wurden. „Für mich ist diese Vergabe jetzt nach zwei Monaten nicht mehr nachvollziehbar. Ich distanziere mich klar von dieser Vergabe“, sagt Landmann.
Schweigkofler denkt über Vergabeweise nach
Im Jänner 2015 werden die 21 Wohnungen am Mesnerfeld bezogen. Ein weiterer Bauabschnitt ist für nächstes Jahr geplant. Ob Bürgermeister Schweigkofler an der Vergabeweise etwas ändert, will er sich noch überlegen, wie er auf Nachfrage des Kitzbüheler Anzeigers betont. Johanna Monitzer