Ein Winter, der ein Vorfrühling ist
Föhn mit ungewöhnlich warmen Temperaturen im Wechselspiel mit Regen im Tal und Schneefall auf den Bergen: Versehen mit dem Prädikat „außergewöhnlich“ wird der Winter 2013/14 in die Geschichte der Wetteraufzeichnungen eingehen.
Bezirk | Anfang Jänner blühten auf der Kitzbüheler Bichlalm die Enziane, Anfang Februar sorgten im Gebiet der Walleralm bei Scheffau die Schneerosen für ein Blütenmeer. Jetzt, zu Monatsende, sprießen im Tal die ersten Frühlingsboten und das winterliche Braun der Wiesen wechselt in saftiges Grün. Statt dem gewohnten Schneeschaufeln ist mit dem Ende des meteorologischen Winters (28. Februar) heuer Gartenpflege angesagt.
Wechsel: Föhn, Regen, Föhn, Schnee, Föhn
Der Winter 2013/14 sorgt für ein verrücktes Wetter. Der Jänner geht mit einigen Besonderheiten sogar in die Klimageschichte ein. „Grund ist, dass wir fast ausschließlich Wetterlagen aus Süd und Südwest hatten,“ erklärt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), „dadurch kam sehr milde Luft nach Österreich. Im Süden stauten sich die Wolken und brachten sehr viel Niederschlag. An der Nordseite der Alpen war es oft föhnig und sehr trocken.“ Für den Wetterexperten Joseph Lang von der ZAMG Tirol gehörte in Nordtirol auch „der Dezember 2013 zu den wärmsten überhaupt und auch der Februar wird vermutlich überdurchschnittlich warm ausfallen“.
Dezember und Jänner waren zu warm
Gemessen an der Zahl der Föhntage wurden heuer trotzdem keine Spitzenwerte erzielt. Der Meteorologe zieht einen Vergleich zum Februar 1972: „Damals sind in Innsbruck 17 Föhntage registriert worden, heuer hingegen nur acht.“
Der Winter 2013/14 ist schneearm. Allein im Jänner brachte es Kitzbühel nach Angaben von Orlik heuer nur auf „14 Tage mit Schneedecke, statt wie im vieljährigen Mittel auf 28.“ Wenig Schnee hat es auch in der Vergangenheit schon gegeben, wie die Statistiken der ZAMG belegen:
Diese weisen die Winter 1956/57, 1963/64, 1971/72, 1978/79, 1984/85, 1989/90, 1995/96, 1997/98 und zuletzt 2006/07 und 2007/08 als besonders schneearm aus. Für den heurigen Winter ist allerdings auffällig, dass er die Berge trotzdem fest im Griff hat. Das bedeutet: Grüne Wiesen im Tal und oberhalb von 1.000 Metern eine durchgehende und teilweise bis zu einem Meter dicke Schneedecke“, wie auch der Innsbrucker Wetterexperte bestätigt.
Tiefere Temperaturen am Hahnenkamm
Erst im November hat eine vom Tourismusverband veröffentlichte Messreihe der ZAMG für Aufsehen in Kitzbühel gesorgt. Sie besagt, dass die Winter in der Gamsstadt in den vergangenen 20 Jahren kälter geworden sind. Diesen Widerspruch zu der heurigen Wettersituation kann der Meteorologe erklären. „Die Messreihe betrifft nur den Hahnenkamm, wo seit 1993 eine Messstation eingerichtet ist. Dort ist es in dem genannten Zeitraum um etwa zwei Grad kälter geworden“, bestätigt Josef Lang. „Bei unserer Kitzbüheler Messstation im Tal wurden hingegen höhere Temperaturen festgestellt.“
Für ihre Messreihe auf dem Hahnenkamm habe die ZAMG allerdings nur die Mittelwerte der Monate Dezember und Jänner der vergangenen 20 Jahre herangezogen. Es handelt sich dabei um Einzelwerte, sagt Lang. „Es sind auch die Ergebnisse der Winter 2006 und 2007 – sie zählen zu den wärmsten überhaupt – eingeflossen.“
Kein Wintereinbruch in Sicht
Nach einem Wintereinbruch sieht es nach der derzeitigen Großwetterlage nicht aus: Das milde Wetter werde mit hoher Wahrscheinlichkeit bis Mitte März anhalten, unterbrochen von Niederschlägen“, sagt Lang. Alexandra Fusser