
Bezirk
Willi Steindl bezwang alle Seven Summits
Mit 32 Jahren hat Willi Steindl etwas geschafft, das weltweit nur wenigen gelungen ist. Im Bezirk ist er bisher überhaupt der Einzige, der alle Seven Summits erfolgreich bestiegen hat.
Seit dem 22. Mai diesen Jahres gehört er zu einem kleinen Kreis von rund 300 Bergsteigern weltweit. An diesem Tag stand er am Gipfel des Elbrus, dem höchsten Berg Europas – und vollendete damit die Serie der Seven Summits.
Auch wenn der Elbrus (5.642 m) technisch nicht sehr anspruchsvoll ist, war es alles andere als ein Spaziergang. Nicht nur wegen der teilweise extremen Wetterbedingungen, sondern vor allem aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage in Russland, wie Willi Steindl erklärt: „Jeder Berg hat seine Tücken und Herausforderungen. Wirklich einfach ist keiner.“

Eines Tages alle Seven Summits zu bezwingen, war eigentlich nicht sein Plan. „Das war nie meine Motivation. Nach meinem ersten Gipfelsieg am Mount Everest, hab ich eigentlich gedacht, dass es der einzige hohe Berg bleiben wird. Das hat sich erst im Laufe der Zeit ergeben und erst ab dem vierten oder fünften hab ich dann gedacht: Jetzt kann ich eigentlich alle machen.“
Ausgerechnet am Mount Everest, dem König aller Gipfel, nahm die Bergsteiger-Laufbahn des heute 32-Jährigen im Mai 2022 also ihren Anfang. „Rückblickend war es der schönste und beeindruckendste Gipfel, auf dem ich gestanden bin – gleichzeitig aber auch einer der gefährlichsten“, erinnert sich Steindl.
"Nach meinem ersten Gipfelsieg am Mount Everest, hab ich eigentlich gedacht, dass es der einzige hohe Berg bleiben wird."
Willi Steindl
Schwere Bedingungen am Mount Vinson
Wenig später ergab sich beinahe zufällig die Gelegenheit, den Aconcagua (6.961 m) – der höchste Berg Südamerikas – zu besteigen. „Auch das war besonders: ohne Sauerstoff in dieser Höhe, das ist eine echte Herausforderung.“
Nach einer etwas ruhigeren Phase ergab sich die nächste spannende Möglichkeit für Willi: Er durfte an einer Expedition in die Antarktis und auf deren höchsten Berg, den Mount Vinson (4.897 m), teilnehmen. „Dort war es extrem kalt und logistisch war es unfassbar kompliziert, dort hin zu kommen“, erinnert er sich. „Aber die Eindrücke waren extrem schön – vor allem die Stimmung, weil die Sonne nie untergeht.“


Die höchsten Berge von Asien bis Afrika
Auf Gipfel Nummer fünf, der Carstensz-Pyramide, stand Willi letztes Jahr im Oktober. Der höchste Berg Australiens liegt in Indonesien und ist erneut schwer zu erreichen, zudem herrscht Bürgerkrieg. „Wir waren nach fünf Jahren die ersten, die am Gipfel standen“, weiß Steindl.
Anfang Dezember folgte der Kilimandscharo, der vermeintlich einfachste aller „Seven Summits“. Doch die Höhe ist auch dort nicht zu unterschätzen.


Mit der Besteigung des Elbrus schloss sich nun der Kreis. Auf die Frage, welcher Berg der schönste war, antwortet Willi: „Jeder Berg hat seine eigenen Herausforderungen und ist besonders.“
Jetzt will Willi Steindl erst einmal etwas kürzertreten. „Ich genieße es gerade, im Sommer will ich etwas wandern gehen oder mit dem Rennrad durch die Region fahren. Denn egal wo ich war – daheim ist’s doch einfach am schönsten.“ Ganz ohne Herausforderung geht es aber auch nicht: „Für Juli steht eine Matterhorn-Überschreitung auf dem Plan“, verrät er.
Ziele für nächstes Jahr sind auch schon: „Ich möchte gerne zum Nordpol und natürlich will ich noch einmal zum K2, den ich letztes Mal ja aufgrund des tragischen Bergunglücks eines Sherpas abgebrochen habe.“ Dieses Mal möchte Willi den Gipfel aber alleine bezwingen, ohne Expeditionsgruppe und in schnellstmöglicher Zeit. „Ich möchte es in unter 10 Stunden schaffen, einfach aus Sicherheitsgründen. Es ist und bleibt einer der gefährlichsten Berge, aber es ist auch einer der schönsten. Es ist eines meiner größten Ziele.“
Die Berge im Kopf – und im Herzen
Wenn Willi von seinen Expeditionen erzählt, merkt man: Jede ist komplett präsent. „Ich kann mich an jeden einzelnen Aufstieg genau erinnern. Die Erlebnisse haben sich eingebrannt – und es sind viele starke Freundschaften entstanden.“
Was alle diese Berge gemeinsam haben?
„Irgendwie sind sie fast alle am Arsch der Welt – und oft in politisch schwie-rigen Regionen. Nicht jeder kann sie so einfach besteigen.“
Willi Steindl
Er selbst hat übrigens erst mit 26 Jahren ernsthaft mit dem Bergsteigen begonnen. Erste Hochtouren in den Westal-pen weckten die Leidenschaft. Dann kam der Mount Everest – und mit ihm die große Faszination. „Beim Höhenberg-steigen gibt es immer wieder gefährliche Situationen. Man muss lernen, Entscheidungen zu treffen, um zu überleben – auch wenn das manchmal bedeutet, den Gipfel nicht zu machen.“
Steindl betont: „Ich bin ein sehr sicherer Bergsteiger. Ich habe mich immer intensiv vorbereitet – mental aber auch körperlich. Dabei geht es nicht um Rekorde, aber mit jeder Stunde am Berge nehmen auf die Gefahren zu. Vor allem der Abstieg sollte so rasch wie möglich funktionieren, da ist eine gewisse Fitness schon von Vorteil.“ Für diese Kon-dition trainiert Willi regelmäßig. Im Winter sind die Berge der Region ideale Trainingsreviere. „Ich hab in dieser Saison knapp 75.000 Höhenmeter beim Skitourengehen gesammelt“, erzählt er. „Ich hab die Zimmerstunde richtig gut genutzt“, schmunzelt der Hotelier.

Lehre fürs Leben
„Ich respektiere die Berge – und unterschätze sie nie.“ Sie liefern auch wichtige Lektion fürs Leben: Man lernt Verantwortung zu übernehmen und mit Gefahren umzugehen. „Man begegnet vielen Schicksalen am Berg. Das prägt und verändert schon den Charakter.“
Auf die Frage, ob er Kälte eigentlich mag, sagt er lachend: „Ob man‘s glaubt oder nicht, in Wirklichkeit bin ich eine richtige Frostbeule. Aber auch daran kann man sich gewöhnen.“
"Ob man‘s glaubt oder nicht, in Wirklichkeit bin ich eine richtige Frostbeule."
Willi Steindl