
Wie aus Stierblut ein Likör wurde
Seit jeher galt das Blut des Stieres als Symbol für Stärke und Urkraft. Ein Schluck davon, so glaubte man, verleihe Mut, Männlichkeit und die unbändige Energie des Tieres. Heute trinkt kaum noch jemand frisches Blut. Einen wissenschaftlichen Beleg für die positiven Effekte gibt es auch nicht. Doch die Geschichte hat Andreas Hinterholzer dazu inspiriert, einen ganz besonderen Likör zu kreieren, den es so auf der Welt wohl kein zweites Mal gibt.
„Ich wollte schon immer ein Getränk erfinden. Und eines Tages ist mir die Geschichte meiner Mutter wieder eingefallen. Sie hat in einer Metzgerei gearbeitet und oft erzählt, dass nach jeder Schlachtung ein Schluck vom Stierblut getrunken wurde“, berichtet Hinterholzer.
Zutaten gekauft und in der Küche losgelegt
2013 machte sich der Malermeister und erfahrene Skilehrer kurzerhand auf den Weg und besorgte sich alle gängigen Zutaten. „Ich habe mich vorher informiert, was typischerweise in einen Likör hineinkommt. Die Gewürze habe ich bei Sinnesberger gekauft, den Alkohol in der Apotheke und das Stierblut von der Metzgerei“, schildert er.
Zuhause stellte er einen großen Topf auf den Herd, mischte alles zusammen und probierte. Anfangs schmeckte das Gebräu noch recht gewöhnungsbedürftig, doch mit jedem Versuch wurde es besser. Freunde und Besucher mussten regelmäßig als Testpersonen herhalten.
„Vier Jahre lang habe ich zuhause in meiner Küche Likör produziert und die Bars versorgt.“
Andreas Hinterholzer, Likör-Erfinder
Vier Jahre bis zum perfekten Rezept
Vier Jahre dauerte es, bis Andreas Hinterholzer mit seiner Rezeptur zufrieden war. Es stellte sich heraus, dass es besser war, das Blut vorher abzukochen, bevor es am Ende des Herstellungsprozesses zugegeben wird. Vanille und Bittermandel sorgten für Aroma, Chili für die feurige Note im Abgang. Der Alkoholgehalt lag bei rund 30 Prozent.
Jetzt fehlte nur noch ein passender Name. „Meine Tochter Jasmin hatte eines Tages die Idee zu Bluat Rausch“, erinnert er sich. Damit alles rechtlich abgesichert war, ließ Hinterholzer immer wieder Proben im Labor prüfen. Schließlich meldete er ein Gewerbe an, Jasmin entwarf ein erstes Logo und bot den Likör verschiedenen Bars in St. Johann an. Auch bei Festen wurde das Getränk gerne ausgeschenkt.
Der Drink kam bei (fast) allen gut an
Schnell zeigte sich, dass Bluat Rausch nicht bei allen Kunden gleich gut ankam. „Die einen fanden die Idee super. Einige glaubten, der Name sei einfach ein Marketing-Gag und es sei gar kein echtes Blut drin.
Und andere grauten sich davor, tatsächlich Blut zu trinken“, erinnert er sich. Dennoch stieg die Nachfrage. Vier Jahre lang kochte Andreas Hinterholzer in seiner eigenen Küche weiter und sorgte persönlich für Nachschub, wenn der Drink ausging. Irgendwann war klar, es braucht einen professionellen Partner.

Er kontaktierte zahlreiche Brennereien und Unternehmen, erhielt jedoch zunächst nur Absagen. „Ganz zum Schluss fiel mir die Brennerei Erber in Brixen ein, an die hatte ich bisher gar nicht gedacht. Und als ich schon kaum mehr daran geglaubt habe, kam die Antwort: Sie hätten Interesse an meinem Likör.“
Die Kooperation erwies sich als nicht ganz so einfach wie gedacht. „Um den Likör professionell herstellen zu können, musste die Rezeptur ein klein wenig abgeändert werden. Sogar mit den gleichen Zutaten schmeckte das Getränk zunächst etwas anders, weil Erber seine Produkte von anderen Lieferanten bezog als ich meine“, verrät Hinterholzer. Und natürlich musste alles den strengen Regeln der Lebensmittelindustrie entsprechen.
Seit November 2022 im Handel erhältlich
„Aber am Ende haben wir es geschafft. Der Likör, so wie er derzeit im Handel ist, kommt meinem Orginal sehr nahe.“
Seit November 2022 ist Bluat Rausch – mit neuem Etikett – offiziell erhältlich. Brennmeister Christian Schmid ist mit der Entwicklung des Likörs durchaus zufrieden: „Für etwas Neues sind wir immer offen. Die Idee und vor allem die Geschichte hinter dem Produkt haben uns von Anfang an gut gefallen. Und das spiegelt sich auch in den Reaktionen unserer Kunden wider.“
Vor allem in der Gastronomie, beim Après-Ski oder in Diskotheken wird Bluat Rausch gerne getrunken. „Wir wollten in erster Linie junge Leute ansprechen. Dementsprechend haben wir auch das Design und die Werbung gestaltet“, erklärt Schmid.
Übrigens: Schon Andreas Hinterholzer platzierte auf der ursprünglichen Flasche gut sichtbar den Hinweis „Not for vegetarians“, auf den ihn eine gute Freundin brachte, und die Notiz, dass im Likör tatsächlich echtes Stierblut enthalten ist – und noch immer glauben es nicht alle.
„Uns hat die Geschichte hinter dem Getränk von Anfang an gut gefallen.“
Christian Schmid, Brennerei Erber