badgebadge
Job AnzeigerImpulsTrendig MagazinServus
Kitzbüheler Anzeiger

Wenn der Tod für das tägliche Brot sorgt

Das etwa 15 Quadratmeter große Büro von Helmuth Treffer sieht aus wie so viele Büros: Ein Schreibtisch mit einem Computer, ein Aktenschrank voll mit Bene-Ordnern und Geschäftsunterlagen aller Art. In einem weiteren kleinen Raum stehen die Einrichtungen für Drucksorten (wie Parten). Der dritte Raum beinhaltet aber nichts für Sensible: Ein Sarg reiht sich an den anderen. Als Schaustücke. Mit Detailangaben, wie die Holzart, und mit Preisschild. „Für mich ein Gegenstand wie jeder andere“, sagt Helmuth Treffer (51), der jahraus, jahrein mit dem Tod zu tun hat. Als Betreiber eines Bestattungsunternehmens.

„Für den täglichen Umgang mit dem Tod ist ein intaktes Familienleben notwendig“, schildert Treffer, „es gibt Fälle, die einem besonders nahe gehen. Das gilt besonders für Kinder und natürlich für  bekannte Personen. Dann hilft nur reden, reden, reden.“ Mit einer verständnisvollen Partnerin. Wie es seine Ehefrau ist, die im Betrieb mitarbeitet.

Einer der ergreifendsten Momente liegt  gut zehn Jahre zurück, als er zu einem Verkehrsunfall gerufen wurde. Und dort einen Kameraden von der Feuerwehr einsargen musste.

Im Laufe der Jahre hat er sich ein moralisches Schutzschild aufgebaut. „Man muss eine Distanz aufbauen, sonst geht man kaputt“, sagt er. Dies gilt besonders beim Anblick von entstellten Unfallopfern. Dazu zählen in erster Linie Personen, die von einem Zug erfasst wurden.

Zum Alltag: Stirbt eine Person zu Hause, wird der Tote in die Leichenhalle gebracht. Der Sprengelarzt stellt dann den Totenschein aus. Bei Zweifelsfällen über die Todesursache wird der Verblichene zur Obduktion nach Innsbruck gebracht. Wenn es notwendig ist, wird der Dahingeschiedene gewaschen und je nach Wunsch bekleidet. In vielen Fällen wollen sich die Angehörigen noch am offenen Sarg vom Verstorbenen verabschieden. „Manchmal auch zur Sicherheit. Wenn Personen auswärts versterben, wollen sich die Zurückgebliebenen vergewissern, dass auch die richtige Leiche im Sarg liegt.“
Von der  Parte bis zum

Ablauf des Begräbnisses

Selbst wenn das Ableben vorauszusehen war, sind die Hinterbliebenen oftmals rat- und hilflos. Dann übernimmt Treffer die Rolle eines Mädchens für alles. Es beginnt mit der Gestaltung der Parte und der Todesanzeige für die Zeitungen, dem Festlegen des Beisetzungstermins nach Wunsch der Trauerfamilie bzw. in Absprache mit einem Geistlichen, bis hin zur Regie bei der Beisetzung. Wird der Tote verbrannt, geschieht dies nach der Verabschiedung in einem neuen Krematorium in Kramsach.

Übrigens: Die Urne darf nicht zu Hause aufbewahrt werden, die Asche auch nicht verstreut werden. Die Urne kann hingegen im eigenen Garten vergraben werden.

Der Ablauf des letzten Weges liegt schon in der Schublade

Der Umgang mit dem Sterben hat sich in den vergangenen Jahren auch bei den Todgeweihten geändert. So besuchte Treffer zwei Wochen vor ihrem Ableben auf ihrem Wunsch hin eine krebskranke Frau, um alle Details über ihren letzten Weg bis hin zum Leichenschmaus festzulegen. „Wir haben die Unterlagen von mehr als 100 Personen, die ganz genau beschrieben haben, wie sie diese Welt verlassen möchten“, sagt Treffer, „dabei ist meist auch die finanzielle Seite  schon geregelt.“

In eigener Sache hat Helmuth Treffer schon alles vorbereitet. „Ich will verbrannt werden, meine Frau nicht.“ Mehr verrät er nicht.

Sich auf das Lebensende vorzubreiten, ist selbst bei strotzender Gesundheit und jugendlichem Alter angebracht. Denn bei seiner beruflichen Tätigkeit erfährt er es beinahe Tag für Tag:
„Keiner weiß den Tag, die Stunde...“
Suche